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Abzocker-Initiative Minder bei Schawinski: «Aktionäre sind doch nicht blöd»

Thomas Minder kämpft mit seiner Abzocker-Initiative gegen die Wirtschaftselite. Er hat gute Chancen, dass sie durchkommt. Was an ihm ist Engagement, was Selbstinszenierung? Und – wie reagiert er auf Drohgebärden seiner Gegner?

Uneinigkeit in der SVP

Die «Initiative über die Abzockerei» von Thomas Minder hat in den vergangenen Wochen die Schweiz aufgewirbelt. Auf politischer Ebene ist sich insbesondere die SVP uneins darüber, ob sie die Initiative annehmen oder ablehnen soll.

Einigkeit herrscht hingegen in der Wirtschaft. Sie kämpft mit harten Bandagen dagegen. Dabei spielt sie auf Angst – oder auf die Person. «Sie spielen mit meinem Namen: Minder gleich minderwertig etwa», sagt Thomas Minder in der Sendung Schawinski.

Aber am häufigsten haben Wirtschaftsvertreter in letzter Zeit von Horrorszenarien gesprochen. Sollte die Abzocker-Initiative am 3. März vom Volk angenommen werden, würden Unternehmen ins Ausland abwandern, Arbeitsplätze verloren gehen, es entstünden Rekrutierungsprobleme, die Schweiz würde isoliert.

Reaktion auf Vasella

Vasella: Abgang dann Drohung

Ein aktuelles Beispiel dazu: Daniel Vasella. Er hat am 24. Januar in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen der Schweiz eine düstere Zukunft prognostiziert – sollte die Initiative angenommen werden: «Das Volk wird geopfert. Die ökonomischen Konsequenzen wären schrecklich.»

Vasellas Kritik prallt an Minder ab: «Hier spricht ein Shareholder mit Zweidrittel-Mehrheit.» Viel aufschlussreicher sei ein Gespräch gewesen, dass er mit Herrn Vasella an der Novartis Generalversammlung 2011 geführt habe.

Er habe ihn auf sein Salär angesprochen. Dieses habe nicht abgenommen, trotz der grössten Busse aller Zeiten für ein Pharmakonzern – 480 Millionen Dollar musste Novartis in den USA zahlen. «Seine Erklärung dafür war: ‹Die amerikanischen Pharmariesen habe noch eine grössere Busse erhalten.› Der Mann, der immer sagte, sein Lohn beinhalte eine Leistungskomponente», sagt Minder zynisch.

Schawinski irritiert über Minders UBS-Vergleich

Roger Schawinski konfrontiert Thomas Minder mit der Behauptung, es würden nur etwa 30 Leute von der Abzocker-Initiativ betroffen sein. Ist Minders Engagement eine Selbstinszenierung oder Scheindebatte?

Minder kontert, dass alleine in der UBS etwa 30 Manager betroffen wären. «Tatsächlich braucht es nur ein paar wenige, welche die gesamte Volkswirtschaft in ein gewaltiges Theater führen können – bis zu Staatshilfen wie bei der UBS.»

Fakten zur Initiative

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Thomas Minder kämpft seit 2004 gegen Lohnexzesse der Manager. 2008 reichte er die Abzocker-Initiative ein. Sie will etwa, dass Aktionäre über die Löhne der Geschäftsleitung abstimmen oder eine Abgangsentschädigung verbieten. Am 3. März 2013 wird darüber abgestimmt. Fast zwei Drittel würden laut der ersten SRG-Umfrage für die Initiative stimmen.

Schawinski: «Aber man kann doch nicht sagen, dass die UBS wegen den Boni und hohen Löhnen in Schwierigkeiten geraten war!»

Minder: «Doch, in dieser Phase hätte ein starker Aktionär aufstehen sollen. Tatsächlich wurden Gewinnverteilung, Boni – alles durchgewinkt.»

Aktionäre regulieren selbst

Der Vater der Abzocker-Initiative will von Lohn-Limitierungen oder Diskussionen über einzelne Saläre nichts wissen. Roger Schawinski wirft ihm vor, dass in dem Fall bei zweistelligen Millionen-Salären bleiben werden. Minder widerspricht.

Er setzt auf Selbstregulation durch das Mitspracherecht. «Ich fordere Kompetenzen für den Eigner. Und dieser soll einem schwierigen Firmenjahr Ja oder Nein sagen können zu den Vergütungssummen. Sonst ist er selber blöd, wenn er die hohen Summen durchwinkt trotz Missmanagement.»

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