Ein Geschäftsleitungsmitglied und ein ehemaliger Polizist sind Kameraleute, in der Regie sitzt ein pensionierter Lehrer. Dann geht es los: «Grüezi mitenand, herzlich willkomme einisch meh bi üs bi Tele D.» Der Moderator der Sendung «Prominenz zu Gast» begrüsst die Walliser Sängerin Sina.
Die Mundartsängerin ist oft zu Gast, sie kennt den Sender und die Menschen dahinter: «Diese Sendungen sind immer sehr liebevoll und mit sehr viel Herzblut gemacht. Für mich ist es ein Vergnügen, vor der Kamera zu sitzen. Auch wenn die Reichweite jetzt nicht wirklich riesig ist.»
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Bild 1 von 3. Mitgründer Peter Schuppli begrüsst Sängerin Sina. Sie war schon mehrfach zu Gast bei Tele D. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 3. Peter Schuppli war von Beginn an dabei. Heute sitzt der 77-Jährige am Regiepult und ist Geschäftsleitungsmitglied. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 3. Das ganze Team von Tele D arbeitet ehrenamtlich. Bildquelle: SRF.
Das ist Tele D, das Lokalfernsehen aus Diessenhofen im Kanton Thurgau. Alles begann 1985 mit einem Fasnachtsumzug. Peter Schuppli zeichnete den Umzug als Video auf. Weil die Leute im kleinen Städtchen am Rhein das gerne gesehen hätten, setzte er sich für eine lokale Ausstrahlung ein. Über eine Antenne startete er die Verbreitung in 140 Haushalte.
Helene Fischer, König von Schweden, Albert Rösti
Heute arbeiten 40 Mitarbeitende für Tele D, alle ehrenamtlich. Der 77-jährige Peter Schuppli ist seit dem Anfang dabei. Kurz vor der Aufzeichnung der Sendung mit Sina sagt er: «Natürlich ist die Enttäuschung gross, wenn es nicht richtig läuft. Aber mit unseren wahnsinnig guten Leuten läuft es immer gut.»
Schuppli zeigt eine Wand mit den prominenten Gästen, die bereits bei Tele D zu Gast waren: der König von Schweden, Helene Fischer, bekannte Schweizer TV-Gesichter, Schauspielerinnen, Bundesräte – Medienminister Albert Rösti vertritt die Regierung jetzt an der Jubiläumsfeier. Seit Adolf Ogi 1987 waren alle Bundesräte in Diessenhofen. Insgesamt waren 150 Mal ein Bundesrat zu Besuch.
Seit 2014 hat Tele D einen fixen Platz auf den Kabelboxen der ganzen Deutschschweiz. Die Verantwortlichen glauben an ein Erfolgsrezept. Geschäftsleiter Peter Schuppli sagt: «Man muss sich nicht zu wichtig nehmen. Das Leben ginge auch weiter, wenn wir das nicht machen würden. So haben wir keinen Druck, so entsteht Kreativität.»
Giacobbo und Spuhler im Stiftungsrat
Die Finanzierung stellt rund ein Dutzend Gönner sicher. Im Stiftungsrat sind unter anderem der ehemalige Schaffhauser SP-Nationalrat Hans-Jürg Fehr, Satiriker Viktor Giacobbo oder Stadler-Rail-Chef Peter Spuhler.
Das jährliche Budget? Rund 100'000 Franken. Tagesaktuelle News gibt es nicht, dafür andere Formate wie Talks oder Abstimmungssendungen. Das Abendprogramm wird jeweils zwei Wochen lang wiederholt, neue Aufzeichnungen kommen laufend dazu.
Wir bekommen Reaktionen. Es sei lässig, dass wir das machen.
Die tägliche Arbeit fusst auf dem ehrenamtlichen Engagement der Mitarbeitenden. Rolf Forster, ein pensionierter Unternehmer, sagt: «Wir haben immer viele Leute hier – vom einfachen Büezer bis zum Bundesrat. Da gibt es viele Möglichkeiten, sich zu unterhalten. Das ist das Spannende an Tele D. So werden wir ein bisschen belohnt für unsere Freizeitarbeit.»
«Wir bekommen Reaktionen», sagt Geschäftsleitungsmitglied Ruth Knuchel, die seit 33 Jahren dabei ist. «Es sei lässig, dass wir das machen. Zum Beispiel, wenn wir ein Weihnachtskonzert aufzeichnen.»
Wie lange Tele D weiter machen kann, ist unklar. Mitgründer Schuppli sagt: «Es wäre natürlich schön, wenn es Tele D noch lange gäbe. Wenn es Tele D nicht mehr gibt, ist es halt so. Dann müssen wir dem ins Auge schauen.» Der erste Lokalsender der Schweiz aus Diessenhofen im Thurgau – er hat schon viele Geschichten geschrieben. Und wird noch weitere schreiben. Mit Nähe, Prominenz und Freiwilligen.