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Ärger im Polizeikorps Fehlerhafte Polizeisoftware: Berner GPK durchleuchtet IT-System

  • Seit April arbeiten Berner Polizistinnen und Polizisten an der Front mit dem neuen IT-System «Rialto». Doch die Software arbeitet nicht zuverlässig.
  • Sie ist langsam und fehlerhaft. Es soll schon vorgekommen sein, dass bei Einvernahmen sämtliche Aussagen der Betroffenen verloren gegangen seien.
  • Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Kantons hat nun eine Sonderprüfung veranlasst. Sie will wissen, was mit dem 13.5-Millionen-Kredit passiert ist, den das Parlament 2013 gesprochen hatte.

Was ist passiert? Berner Polizistinnen und Polizisten müssen an der Front seit April mit der neuen Vorgangsbearbeitungs-Software «Rialto» arbeiten. In dem Programm wird erfasst, was sie im Alltag beschäftigt: Verkehrsunfälle, Drogendelikte, häusliche Gewalt oder die Meldung über das gestohlene Fahrrad.

Wie das SRF-Regionaljournal Bern Freiburg Wallis im Juli berichtete, sollen sich die Probleme damit häufen . «Wir fühlen uns als Versuchskaninchen und müssen jetzt helfen, die Probleme im Programm zu finden», erzählte ein Polizist. 600 Fehlermeldungen seien beim Support unbeantwortet gewesen.

Was macht der Kanton? Jetzt schaltet sich die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Berner Kantonsparlaments ein. Sie hat die Finanzkontrolle beauftragt, das Informatikprojekt zu durchleuchten. Sowohl die Vorgeschichte des für ursprünglich 13.5 Millionen Franken veranschlagten Projektes, sowie die ersten Erfahrungen rechtfertigten eine Überprüfung. «Rialto ist bei uns seit längerer Zeit auf dem Radar», sagt GPK-Präsidentin Regina Fuhrer zu SRF.

So zeigten etwa weitere Recherchen von SRF: Das Projekt wird viel teurer als ursprünglich geplant. Die Preissteigerung beträgt mehr als 50 Prozent (Stand 2020). Zudem kann die Staatsanwaltschaft frühestens 2023 mit dem System arbeiten.

Wie wirken sich die Fehler auf den Polizeialltag aus? Wie mehrere Polizistinnen und Polizisten gegenüber SRF bestätigten, dauerte die Bearbeitung eines einfachen Ausweisverlustes am Schalter mit der alten Informatik fünf Minuten. Nun benötige dieses für die Polizei einfache Geschäft fast eine Stunde. Zudem scheint das Programm nicht zuverlässig zu arbeiten. Es soll mehrfach vorgekommen sein, dass bei Einvernahmen sämtliche Aussagen der Betroffenen wegen Fehlern im IT-System verloren gegangen seien. Die Einvernahme musste wiederholt werden. Die zahlreichen Probleme mit der Software drückten auf die Stimmung im Polizeikorps.

Was sagt die Polizei? Die Polizeiverantwortlichen betonten daraufhin, dass die Einführung der Software als «Generationenprojekt» zu werten sei. Die Einführung einer solchen Anwendung dürfe gerade bei der Ausbildung und Angewöhnungszeit im Alltag nicht unterschätzt werden. Viele Fehler seien bereits lokalisiert und behoben worden.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 19.8.2022, 12.03 Uhr ; 

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