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Aktivistencamp der Jungen Tat Rechtsextreme trainieren auf Schulareal – Gemeinde war ahnungslos

Niemand wusste davon: Ein Aktivistentraining der Gruppe «Junge Tat» fand ohne Bewilligung auf dem Gelände der Volksschule Lenk BE statt. Die Gemeinde und der Vermieter der Unterkunft wollen nun Konsequenzen ziehen.

Zwei Gruppen junger Männer gehen aufeinander los. Auf dem Gelände der Volksschule Lenk im Berner Oberland übt die rechtsextreme Gruppierung «Junge Tat» die gewaltsame Konfrontation im Rahmen eines Demonstrationstrainings. Das zeigt ein neues Video der Organisation. Man werde leider bei Demonstrationen immer wieder angegriffen, erklärt die «Junge Tat» auf Anfrage von SRF.

Der Haken: Für das Training auf dem Schulareal hatte die Gruppe keine Bewilligung beantragt. Wieso nicht, dazu schweigt sich die «Junge Tat» aus. Dass Rechtsextreme auf dem Schulareal in Lenk trainierten, war der Gemeinde bis zur Recherche von SRF nicht bekannt.

Junge Männer kämpfen
Legende: Im Video wird auf dem Schulhausareal von Lenk gewalttätige Konfrontation trainiert. Screenshot Youtube

Gemeindepräsident René Müller erklärt, dass für die Nutzung eine Bewilligung notwendig gewesen wäre. «Aber wenn ich mir das Video anschaue mit den Kampfszenen, dann kann man das mit Gewalt in Verbindung bringen – dafür gäbe es bestimmt keine Bewilligung», so Müller.

Aktivistenwochenende im Simmental

Das Training fand im Rahmen eines «Aktivistenwochenendes» der «Jungen Tat» Ende April an der Lenk statt. Rund 40 Personen nahmen teil. Auf dem Plan standen politische Vorträge, Kampfsport, Klettern sowie ein Workshop zur Durchführung von Demonstrationen.

Die «Junge Tat» ist eine kleine, aber öffentlichkeitswirksame rechtsextreme Gruppierung. Sie besteht primär aus jungen Männern, die sich teilweise offen in sozialen Medien präsentieren.

Der Extremismusforscher Dirk Baier sagt im SRF-Podcast «NewsPlus»: «Die Gruppe hat sich dem Ziel verschrieben, die Schweiz in einer Art zu verändern, die sich nicht mit der Demokratie verträgt. Darum ist sie als rechtsextrem einzuordnen und man sollte sich von ihr abgrenzen.»

Am Trainingswochenende nahm auch Maximilian Märkl teil, Anführer der «Identitären Bewegung Schwaben», die vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet wird. Weitere Gäste aus Deutschland waren ebenfalls anwesend.

Männer üben Boxen
Legende: Am Aktivistencamp im Simmental wurde auch Kampfsport trainiert. Screenshot Youtube

Auch die Liegenschaft der Unterkunft, wo die Gruppe übernachtete, gehört der Gemeinde. Sie wurde aber im Baurecht abgegeben. Der Vermieter erklärt gegenüber SRF, er habe bei der Anmeldung keinen Hinweis darauf gehabt, um welche Organisation es sich handle. Künftig wolle man in den Mietbedingungen aber politische Anlässe ausschliessen, um solche Vorfälle zu verhindern.

Gemeinde möchte weitere Trainings verhindern

Die «Junge Tat» ist in der Schweiz nicht verboten, aber an vielen Orten unerwünscht. Solche Trainingslager wie an der Lenk kommen gemäss Giorgio Andreoli von der Beratungsstelle «Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus» nicht häufig vor. «In der Tendenz stellen wir aber mehr solche Ereignisse fest.»

Der Lenker Gemeindepräsident will die Vermieter von Unterkünften über den Vorfall informieren. «Wir werden sie darauf aufmerksam machen, dass sie bei Gruppenanfragen abklären, um wen es sich handelt», so Müller.

Ganz verhindern kann man rechtsextreme Trainingslager nicht. «Aber man kann als Gemeinwesen schon hinstehen und sagen: Wir wollen das nicht», erklärt Giorgio Andreoli. In der Gemeinde Lenk wird die «Junge Tat» kaum ein zweites Mal einen Anlass organisieren können.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 21.5.2025, 17:30 Uhr; sten

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