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Aktuelle Hochwasser-Situation Wo in der Schweiz Hochwassergefahr herrscht – und warum

Seit Wochen ziehen Gewitter und Starkregen über die Schweiz. Das führt vielerorts zu erheblicher Hochwassergefahr. Ein Überblick.

Wo ist die Hochwasser-Lage in der Schweiz derzeit besonders angespannt? Gleich in mehreren Regionen gilt die Lage als prekär, allen voran jedoch in der Zentralschweiz und im Berner Oberland: Beim Vierwaldstättersee ist der Pegelstand so hoch, dass der See in der Stadt Luzern bald über das Ufer treten könnte. Bei den Berner Oberländer Seen ist die Hochwassersituation so prekär, dass die Schifffahrt bis mindestens Freitagabend eingestellt wird. Der Pegel des Thunersees lag am Montagmittag nur zehn Zentimeter unter dem Wert, welcher als Hochwasser- respektive Schadensgrenze gilt.

Auf der Aare zwischen Biel (BE) und Grenchen (SO) fahren wegen Hochwasser bis mindestens Mittwoch keine Schiffe. Auch im Aargau kämpft man mit den Wassermassen: Auf dem Rhein bei Laufenburg im Kanton Aargau brachte das Hochwasser am Wochenende drei Fischer in eine Notlage. Die Hydrologinnen und Hydrologen des Bundesamts für Umwelt (Bafu) haben für den Thuner- und Vierwaldstättersee die Gefahrenstufe 4 von 5 ausgerufen. Auch am Brienzer-, Bieler- und Zürichsee sowie in Bereichen der Aare, der Reuss und des Rheins ist die Hochwasser-Situation mit Gefahrenstufe 3 angespannt

Schweizer Karte mit Gewässern
Legende: SRF

Wieso sind der Vierwaldstätter- und der Thunersee stark betroffen? In der Zentralschweiz und im Berner Oberland hat es in letzter Zeit mehrmals stark geregnet. Die beiden Seen seien jedoch eigentlich keine speziell bekannten Hochwasser-Gebiete, sagt Andreas Helbling, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bafu. «Durch die intensiven und wiederholten Niederschläge in diesen Regionen sind die Pegel aber immer weiter gestiegen und die Hochwassersituation hat sich zugespitzt. Der Thuner- und der Vierwaldstättersee sind derzeit randvoll. Darum sind die Schleusen offen, damit möglichst viel Wasser abfliessen kann. Entsprechend sind auch die Pegelstände von Flüssen wie Aare, Reuss und Limmat aktuell sehr hoch.»

Wie geht es in der Nacht und nachher weiter?

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Interview mit SRF-Meteorologe Felix Blumer:

Im Wallis hat es bereits erste Gewitter gegeben, wo wird es heute am stärksten regnen?
Sehr viel Regen erwarten wir im nördlichen Tessin sowie über dem Alpenbogen. Aber die Intensität ist auch von der Höhenkaltluft abhängig. Schweizweit besteht das Risiko für Starkregen, zwischenzeitlich für Hagelschlag und Sturmböen.

Bereits rot eingezeichnet auf der Gefahrenkarte ist der Thuner- sowie der Vierwaldstädtersee. Was bedeutet das für die Regionen?

Grundsätzliche Hochwassergefahr. Denn beide Seen haben bereits die zweithöchste Gefahrenstufe. Die dritthöchste Gefahrenstufe haben der Zürichsee, Bielersee, Hochrhein sowie die Reuss und zum Teil auch die Aare. Allerdings spielt es auch eine Rolle, wo genau es Gewitter gibt und das ist schwierig abzuschätzen. Wenn es bei einem See heftig regnet, kann es sein, dass der See deutlich über das Ufer steigt. Man muss die Situation Stunde für Stunde verfolgen.

Ist es dann überstanden, nach dem Unwetter von heute?
Nein, überhaupt nicht. Das Gewitter geht in die Nacht hinein und morgen regnet es intensiv und lange weiter. Im Norden hat es zwar kaum mehr Gewitter, dafür im Süden. Zwar bleibt es am Mittwoch wahrscheinlich trocken, doch überstanden ist es dann noch nicht. Denn es regnet am Abend wieder und das dauert an bis am Freitag. Womöglich gibt es auch am Wochenende vereinzelte Schauer. Somit beschäftigt uns die Situation die ganze Woche.

Wo könnte sich die Lage in den nächsten Tagen verschärfen? Wie sich die Hochwassersituation weiter entwickeln wird, ist stark von den Niederschlägen in den kommenden Tagen abhängig. In Gebieten mit der Hochwasserstufe 3 – also von der Aare über den Bielersee bis hin zur Reuss – könnte die Hochwasser-Gefahr allerdings noch steigen. «Es ist gut möglich, dass wir die Gefahr für den Hochrhein bei Basel hochstufen müssen, da alle grösseren Flüsse der Schweiz in ihn münden», erklärt Helbling. Das Bafu beobachte die Lage laufend.

Wieso kann das Wasser nicht absickern oder abfliessen? Wegen des vielen Regens sind die Böden nun stark gesättigt von Wasser. Es braucht daher derzeit nur wenig Niederschlag, damit die Pegel noch stärker ansteigen. Bei erneuten starken Niederschlägen sei der Spielraum für die Regulierung der Seen nicht mehr so gross, was zu mehr Hochwasser in den unterliegenden Flüssen führen könne, erklärt Helbling. Der Bund warnt auf seiner Naturgefahrenkarte vor Starkregen von bis zu 110 Litern pro Quadratmeter im Westteil der Schweiz, im Nordtessin und in Graubünden.

Was bräuchte es, damit sich die Lage entspannt? Heisse Temperaturen an sich lassen das Hochwasser nicht verschwinden. Damit sich die Pegelstände wieder senken, wäre vielmehr eine längere Phase ohne Niederschläge nötig, betont Andreas Helbling vom Bafu. Wie viele Tage Trockenheit konkret nötig wären, könne er nicht sagen. Da in den nächsten Tagen erneut starke Regenfälle prognostiziert sind, wappnen sich die Feuerwehren in den Regionen für die Wassermassen, wie bereits am Wochenende in Bern.

Oranger Schlauch wird von Menschen installiert
Legende: Gemeinsam gegen das drohende Hochwasser: In Bern füllte die Feuerwehr am 10. Juli Wassersperren im Mattequartier am Rand der Aare. Keystone

SRF 4 News, 12.07.2021, 15:00 Uhr ; 

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