Vor allem an Wochenenden kommt es immer wieder vor: Im Ausgang geht die Zeit vergessen, der letzte Bus ist weg, deshalb fahren die Leute mehr oder weniger betrunken mit einem E-Trottinett nach Hause. Häufig gehen solche Fahrten jedoch nicht gut aus.
Die Statistik der Stadtpolizei Zürich zeigt, dass Unfälle mit alkoholisierten Fahrerinnen und Fahrern zunehmen. Letztes Jahr registrierte die Polizei 137 E-Trotti-Unfälle. Das sind 50 Prozent mehr als 2021. In einem Drittel dieser Fälle war Alkohol im Spiel.
Neuerdings setzen Anbieter von E-Trottinetts deshalb auf Geschicklichkeitstests, die vor der Fahrt absolviert werden müssen. Sie sind so konzipiert, dass betrunkene Fahrer chancenlos bleiben.
Linien abgleichen und Helme anklicken
Beim Anbieter Tier zum Beispiel müssen die Nutzerinnen in St. Gallen und Zürich ihr Smartphone so bewegen, dass der Neigungswinkel mit Linien übereinstimmt, die auf dem Bildschirm in der App vorgegeben werden.
Das Trotti kann nur freischalten, wer den Test besteht. Tier-Sprecher Emre Argön: «Man hat ein paar Sekunden Zeit, um die Neigung so hinzukriegen, wie es die App verlangt. Das schafft man nur konzentriert, in nüchternem Zustand.» Nach drei Versuchen ist Schluss, die App leitet automatisch auf einen Fahrdienst um, der die Fahrerin oder den Fahrer nach Hause bringt. «So wollen wir Unfälle verhindern.»
Genau gleich handhabt es Anbieter Lime. Auf Anfrage schreibt Sprecher Lukas Schütz, dass der Alkohol-Reaktionstest auch in Zürich eingesetzt werde, um nächtliche Alkoholfahrten zu vermeiden. Täglich von Mitternacht bis 4 Uhr morgens müssen potenzielle Fahrerinnen und Fahrer ihr Reaktionsvermögen beweisen, sonst gibts kein Trotti.
Auch bei Anbieter Voi müssen die Nutzerinnen und Nutzer zuerst ein Reaktionsspiel bestehen, um ein Trottinett freizuschalten. «Auf dem Display tauchen Helme auf, die innert einer bestimmten Zeit angeklickt werden müssen», sagt Voi-Sprecher Tim Schäfer. Wer versagt, wird bei Voi ebenfalls automatisch zu einem Fahrdienst weitergeleitet.
«Wir wollen so sicherstellen, dass nur Personen fahren, die verkehrstüchtig sind.» Der Test funktioniere gut. Immer wieder würden Trottis gesperrt, dies zeigten die Zahlen im System. Ob die mutmasslich betrunkenen Personen dann aber auch tatsächlich den Fahrdienst nutzen oder auf anderen Wegen nach Hause gelangen, das zeigen die Zahlen natürlich nicht.