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Alleingang ohne Bund? Welche Kantone für eine Maskenpflicht sind – und welche nicht

Manch einer würde behaupten, der Bund habe es versäumt: die Einführung der Maskentragepflicht – zumindest im öffentlichen Verkehr. Wer aber die Empfehlungen des BAG zur Vorbereitung und Bewältigung des Wiederanstiegs der Corona-Fälle in der Schweiz anschaut, liest, dass es jetzt an den Kantonen ist, eine Maskenpflicht einzuführen. Doch die meisten Kantone sehen das nicht vor. Dabei empfiehlt Expertin Sarah Tschudin Sutter von der Covid-19-Taskforce des Bundes dringend, sich mit der Maskenpflicht auseinanderzusetzen.

Masken: schnell und wenig schmerzhaft

Einfache Massnahmen, wie etwa die Maskentragepflicht, können nicht nur durch den Bund, sondern auch durch die Kantone eingeführt werden. SRF hat die Kantone zu diesem Thema befragt: Haben Sie vor, eine Maskenpflicht – zum Beispiel für den öffentlichen Verkehr – zu befürworten und werden Sie eine solche Massnahme in Ihrem Kanton vorschlagen?

In Zürich heisst es: «Auch der Regierungsrat setzt wie der Bundesrat auf die Eigenverantwortung.» Und auch die meisten Kantone sehen momentan keine Maskenpflicht vor. Lediglich fünf Kantone geben an, sie würden eine Maskenpflicht empfehlen, sollten die Fälle wieder ansteigen. So zum Beispiel Glarus.

«Eine Maskentragepflicht gehört sicher zu den schnellen und eher weniger schmerzhaften Einschränkungen mit einem grossen Effekt», erklärt Roland Wermelinger, Kommunikationsbeauftragter des Kantons Glarus.

Kleinere Kantone, wie zum Beispiel Uri, sind zwar für eine Maskentragepflicht, sehen aber die Herausforderung, wenn der Kanton diese alleine einführen will. Sie verlassen sich also darauf, dass eine Maskentragepflicht vom Bund kommt oder dass man die Maskenpflicht gemeinsam in einer Region einführt. Beispielsweise wäre eine Nordwestschweizer Lösung denkbar, so dem Kanton Basel-Stadt zufolge.

Kantonsarzt Jürg Bollhalder aus Uri ist klar für eine Maskenpflicht im ÖV. Er bedenkt aber: «Für unsere Pendler bringt es wenig, wenn sie in Uri die Maske tragen müssen, aber kaum sind sie ausserhalb des Kantons, werden sie blöd angeschaut.»

Kein regionaler Lockdown-Plan vorhanden

Bei einer Änderung der momentanen Situation, falls es zum Beispiel eine zweite Welle geben sollte, stehen die Kantone ab jetzt in der Verantwortung. Deren Pläne dazu sehen bisher in der Deutschschweiz sehr dürftig aus. Lediglich die Kantone Freiburg, Zürich, Schaffhausen und Graubünden geben an, dass sie an einem Kantonalen Schutzkonzept arbeiten und konkrete Massnahmen für den Notfall vorbereiten.

Andere Kantone wollen die Situation erst einmal beobachten und dann allenfalls lokale Massnahmen einführen. Unabhängig davon, ob sie die kantonale Maskenpflicht befürworten oder nicht: Einen regionalen Lockdown-Plan hat bisher kein einziger Kanton. Bei einer starken Zunahme der Fälle könnte das zum Problem werden.

Tagesschau, 24.6.2020, 19:30 Uhr

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