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«Alles muss raus» Grümpel, Dreck und Haare weg: Festtage sind nicht nur zum Feiern

Einige Menschen nutzen die Festtage auch, um zu Hause gründlich aufzuräumen. Recyclinghöfe reagieren. Eine Reportage.

Festtage sind nicht nur zum Feiern, Festen und Essen da. Manche Leute nutzen sie, um ihr Leben aufzuräumen, zu putzen, zu entsorgen – und, um zu erledigen, um frisch ins Neue Jahr zu starten.

Eine von ihnen ist Daniela Jenni. Sie lädt gerade leere Schachteln, zerrissenes Geschenkpapier, ein Küchengerät, Kleider und vieles mehr aus dem Auto auf einem Zürcher Recyclinghof. «Ich glaube, es geht mehr darum, den alten Ballast abzuwerfen für einen guten Neuanfang.»

Die Frau trägt einen Spiegelrahmen in der hand. Daneben ist ein Wägeli mit Dutzenden Taschen Müll.
Legende: Daniela Jenni entsorgt ihren «Altballast» auf dem Recyclinghof in Affoltern. SRF

Normalerweise gehe sie zweimal im Jahr zum Entsorgen: im Frühling und Ende Jahr. Diesmal habe sie auch den Keller ausgemistet, erzählt sie, während sie ihre «Altlasten» in die Tonne schmeisst: «Es ist extrem befreiend!»

Dominique Linder hat ähnliche Interessen: «Entsorgen und Entrümpeln des Kellers», sagt er. Allerdings fahre er nur einmal pro Jahr zum Recyclinghof – meistens über die Weihnachtsferien, weil er dann frei habe.

Ein weiterer Besucher will ebenfalls «Balast» entsorgen, «weil wir Zeit haben – und Platz brauchen», sagte der junge Mann. Alte Snowboards, Kinderspielsachen und sogar Schlangenhäute lägen in seinem Wagen.

Spitzentage zwischen den Festtagen

Die Menschen entsorgen ihren Kram häufiger Ende Jahr. Um die Spitzentage zu bewältigen und Staus und Wartezeiten entgegenzuwirken, hat Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ) vorübergehend die Öffnungszeiten der Recyclinghöfe verlängert.

Denn an Spitzentagen kämen zwischen 700 und 800 Autos am Tag, erklärt ERZ-Sprecher Tobias Nussbaum. Normalerweise seien es die Hälfte. Im ganzen Jahr werden rund 16'000 Tonnen Abfall entsorgt.

Keine Ferien für Recycler zwischen Festtagen

Box aufklappen Box zuklappen

Rohan Graf leitet einen Recyclinghof in Schaffhausen, der zur Remondis-Gruppe gehört. Das internationale Unternehmen mit hunderten Standorten weltweit beschäftigt in der Schweiz rund 220 Mitarbeitende und entsorgt Abfälle und recyclet Wertstoffe. Auch er bestätigt, dass die Leute zwischen Weihnachten und Neujahr häufiger kommen. Auch am Standort im zürcherischen Wallisellen sei dies zu beobachten.

Vor allem Altglas- und Kartonabfälle würden in dieser Zeit zunehmen, sagt Graf. Während es pro Monat durchschnittlich 100 Tonnen Karton seien, die an seinem Standort entsorgt würden, seien es im Dezember rund 150 Tonnen.

Auch die Entsorgung von Elektroschrott nehme Jahr für Jahr zu, sagt Graf. «Man spürt, die Leute haben frei und räumen aus.» An seinem Standort dürften die Mitarbeitenden aufgrund der Arbeitslast zwischen den Festtagen keine Ferien beziehen.

Im Coiffeur-Business ist ein stärkerer Andrang der Kundschaft zwischen den Festtagen ebenfalls spürbar. Rasch die Haare vor Weihnachten noch frisch stylen oder sich vor der grossen Silvesterparty mit einer neuen Frisur versuchen. Der Branchenverband Coiffure Suisse spricht von «Hochsaison».

Coiffeur Pino Sette spürt den Andrang. Er betreibt ein eigenes Geschäft in Zürich-Höngg. «Die Leute haben mehr Zeit. Da kann man auch einmal zum Coiffeur», sagt der 60-jährige Italiener, der seit 45 Jahren seiner Kundschaft die Haare pflegt.

Coiffeur schneidet frau die Haare.
Legende: Gespräche gehören bei seiner täglichen Arbeit dazu: Pino Sette beim Haareschneiden. SRF

Aber die Leute kommen vor allem an Weihnachten: «Im Moment spürt man es etwas weniger, weil es Schnee gegeben hat und die Leute in den Bergen sind», ergänzt Sette und durchkämmt die nassen Haare seiner Kundin.

Die ehemalige Buchhalterin Anna Maria Ponconi kommt immer Ende Jahr zu ihm. Denn sie gehe traditionellerweise einen Tag vor Silvester mit ihrem Mann und einem befreundeten Paar essen – stets herausgeputzt.

Ich bereite auch mein Auto fürs Neue Jahr vor.
Autor: Elina Pfister Teamleaderin im Datenmanagement

Bei der Autowaschanlage «Stützliwösch» in Zürich sind zwar alle Boxen besetzt, der grosse Andrang bleibt aber an diesem Morgen aus. Datenmanagerin Elina Pfister hat kurzerhand beschlossen, das Auto waschen zu gehen – das erste Mal am Jahresende. Es sei aber um diese Zeit immer gut, aufzuräumen, sagt die junge Frau. «Ich bereite auch mein Auto fürs Neue Jahr vor.»

Daneben wäscht Frank Hüber aus Zürich ein Auto, aber nicht seines, sondern dasjenige seines Vermieters. Der selbständige Grafiker dachte sich: «Komm, das mach ich jetzt noch.» Aber eigentlich sei er nicht der Typ, der Ende Jahr noch alles erledigt haben will. Auch das Thema Entsorgung verschiebt er ins nächste Jahr. «Es hat meistens viel zu viele Leute Ende Jahr.»

10vor10, 30.12.2024, 21.50 Uhr ; 

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