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«Und wenn wir diesmal die ersten wären?»
Aus Tagesschau vom 01.02.2019.
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Als erste der Schweiz Seit 60 Jahren dürfen die Waadtländerinnen abstimmen

Auf nationaler Ebene wurde das Frauenstimmrecht am 1. Februar 1959 klar abgelehnt. Die Waadt führte es gleichentags dennoch ein.

Der Weg der Schweiz zum Frauenstimmrecht ist lang. Die erste eidgenössische Abstimmung 1959 endete mit einem niederschmetternden Nein – mit 66.9 Prozent der Stimmen. Allerdings sagten nicht alle (männlichen) Stimmbürger Nein: Drei Kantone – Genf, Neuenburg und die Waadt – stimmten Ja. Und in einem Kanton konnte sogar gefeiert werden: Die Waadtländer sagten Ja zum Frauenstimmrecht auf kantonaler Ebene – am gleichen Tag.

Frauen demonstrieren mit der Figur einer Schnecke.
Legende: Die Schnecke als Symbol für die langsamen Fortschritte in Sachen Frauenstimmrecht in der Schweiz – bereits 1929 an der SAFFA, der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit. Gosteli-Stiftung

Für Martine Gagnebin, Präsidentin des Waadtländer Verbands für Frauenrechte ADF, ein geschickter Zug. «Die zündende Idee war es, die Abstimmung auf kantonaler Ebene an jene auf nationaler Ebene zu koppeln, das hat die Chancen sicherlich erhöht.» Die Vorkämpferinnen waren Frauen aus ihrem Verein, der bereits 1907 für den Kampf für das Frauenstimmrecht gegründet worden war.

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Martine Gagnebin, Präsidentin Waadtländer Verband für Frauenrechte: «Zweimal Ja stimmen zu können, hat die Chancen erhöht»
Aus News-Clip vom 01.02.2019.
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«Die Frauen von damals, unter ihnen eine einflussreiche Anwältin, lobbyierten aktiv und erfolgreich bei der Genfer Regierung», sagt Gagnebin. «Sie pflegten gute Kontakte zur mächtigen Partei der Radikalen – und sie stiessen auf Gehör, denn es brauchte ja auch fortschrittliche Männer.»

Nur für die Waadt ein Freudentag

Martine Gagnebin spürt aber noch heute, dass der 1. Februar nur für die Waadt ein Freudentag ist. «Wenn ich mit Freundinnen aus der Deutschschweiz spreche, sagen sie mir: ‹Du vergisst, dass das für uns ein grauenvoller Sonntag war!›», erzählt sie.

Grünes Abstimmungsplakat in der Waadt, das zu zweimal Ja zum Frauenstimmrecht aufruft.
Legende: Kantonsarchiv Waadt

«Und wenn wir diesmal die Ersten wären?» – Mit diesem Slogan warb das Pro-Komitee im Kanton für ein Ja zum Frauenstimmrecht. Das Plakat davon – in den Waadtländer Farben Grün und Weiss gehalten – findet sich im Archiv des Kantons Waadt. Ebenso die Zeitungsschlagzeilen vom nächsten Tag über das «Erstaunen in Bern» über das Waadtländer Ergebnis.

Romands, ihr wart die Ersten – seid nun die Zahlreichsten.
Autor: Slogan in der Waadt 1971

Nach der Waadt führten mit Neuenburg und Genf rasch die nächsten Westschweizer Kantone das Frauenstimmrecht ein; Basel-Stadt machte 1966 den Anfang bei den Deutschschweizer Kantonen. Es sollte bis 1990 dauern, bis mit Appenzell Innerrhoden der letzte Kanton das Frauenstimmrecht einführte – und dies erst nach einem Bundesgerichtsentscheid.

Als es 1971 zur zweiten eidgenössischen Abstimmung kam, wurde in der Waadt mit dem Slogan für ein Ja geworben: «Romands, ihr wart die Ersten – seid nun die Zahlreichsten».

Rotes Abstimmungsplakat für ein Ja zum Frauenstimmrecht auf nationaler Ebene.
Legende: Kantonsarchiv Waadt

War die Waadt also ein Beispiel für die anderen Kantone? Zumindest ist es für Historikerin Stéfanie Prezioso, Professorin an der Universität Lausanne, kein Zufall, dass sich das Frauenstimmrecht ausgerechnet in der Waadt zuerst durchsetzte: «Erstens waren die Frauen in der Waadt besonders gut vernetzt und organisiert», so Prezioso. «Zweitens fielen ihre Ideen auf fruchtbaren Boden: Es gab Ende der 50er Jahre in der Waadt einen politischen und kulturellen ‹Humus› für sogenannt linke, emanzipatorische Ideen, eine Fülle von Gruppierungen und Bewegungen, durch die die Frauenbewegung breit abgestützt war.»

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Stéfanie Prezioso, Historikerin: «Es gab in der Waadt einen politischen und kulturellen Nährboden»
Aus News-Clip vom 01.02.2019.
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Das Ja in der Waadt habe sich durchaus auf die anderen Kantone ausgewirkt. «Die Annahme des Frauenstimmrechts hat gezeigt, dass die Forderung realistisch ist. Das hat vor allem die Legitimität der Bewegung auch andernorts in der Schweiz gestärkt.» Heute ist das Frauenstimmrecht selbstverständlich. Die Westschweizerinnen haben es vorgemacht.

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