Der Krieg in der Ukraine führt die Abhängigkeit der Schweiz beim Erdgas deutlich vor Augen. Vom gesamten in der Schweiz verbrauchten Erdgas stammten letztes Jahr 43 Prozent aus Russland.
Dieses Gas fliesst in abertausende Haushaltungen, denn neben der Industrie, welche Gas für spezielle Anwendungen braucht, heizt jeder fünfte Haushalt in der Schweiz mit Gas.
Viele Konsumentinnen fragen sich deshalb, wie und ob sie russisches Gas vermeiden können. So wie etwa Marianne Fronebner. Sie hat entschieden, ihren Gasherd in der Küche so rasch als möglich gegen ein elektrisches Modell zu ersetzen. «Weil ich kein russisches Gas will, da ich so allenfalls auch den Krieg mitfinanziere.»
Wer Erdgas braucht, kann russisches Gas nicht vermeiden
Wer seinen Herd oder seine Heizung nicht einfach so wechseln kann, aber russisches Gas nicht will, hat ein Problem. Denn Kunden können bei ihrem Anbieter nicht wählen, woher das Gas kommen soll, erklärt Thomas Hegglin vom Verband der Schweizerischen Gaswirtschaft. Zudem sei er internationale Markt zu wenig transparent. «Die Schweizer Gaswirtschaft kauft Erdgas auf den internationalen Märkten. Dort weiss man nicht, woher das Gas kommt. Es gibt keine Herkunftsnachweise.»
Wer auf russisches Gas verzichten will, dem bleibt deshalb nur der Umstieg auf Biogas. Sei es importiertes oder im Inland produziertes Gas. In der Schweiz gibt es aktuell 37 Anlagen, die aus biogenen Haushaltabfällen, aus Klärschlamm oder auch aus Gülle Biogas produzieren und in das Gasnetz einspeisen.
Heizkostenvergleich
Potential von Biogas ist beschränkt – und umstritten
Der Anteil an Biogas am gesamten Gasverbrauch liegt in der Schweiz aktuell aber bei lediglich sechs Prozent. Es besteht zwar ein deutliches Steigerungspotential, trotzdem sei es unmöglich, dass Biogas je den gesamten Bedarf an Gas decken könnte, sagt etwa Jörg Wild, CEO des Bio-Gas- Branchenleaders Energie 360°:
Fragen an Elmar Grosse Ruse, Projektleiter Energie WWF:
Gas zum Verheizen eigentlich zu schade
Pessimistisch zeigt sich WWF-Energie-Experte Elmar Grosse Ruse. Er glaubt nicht, dass man den Anteil auf mehr als zehn Prozent erhöhen könne. Und diese Menge gelte es, sinnvoll zu nutzen. Zum Beispiel in der Industrie. Mit Gas heizen ist für den WWF-Experten eine Verschwendung eines wertvollen Rohstoffes.
Mittelfristig will die Branche aber den Bedarf an Erdgas reduzieren und langfristig ganz auf erneuerbares Gas setzen. So sagt es auch Jürg Wild, CEO von Energie 360°: «Ich glaube, die Krise in Russland sensibilisiert uns alle nochmals für die Dringlichkeit, dass das Wegkommen von den fossilen Energien aus den verschiedensten Gründen richtig ist.»