In acht Wochen entscheidet das Schweizer Stimmvolk über die Vorlage zur Altersvorsorge 2020. Das Reformpaket beinhaltet eine Reihe von Massnahmen und soll die 1. Säule (AHV) und die 2. Säule (BVG) des Schweizer Rentensystems reformieren.
Knappe Mehrheit für die Reform
Unter Ökonomen findet die Vorlage eine knappe Mehrheit – 52 Prozent stimmen der Reform alles in allem zu. Das geht aus einer exklusiven Umfrage von SRF Wirtschaft und der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich hervor. 130 in der Schweiz forschende Ökonomen nahmen an der Umfrage teil.
Die Umfrage macht aber auch deutlich: Einige Aspekte der Vorlage gehen Ökonomen nicht weit genug. So erklären 78 Prozent der befragten Forscher, dass das Rentenalter künftig über 65 Jahre hinaus steigen solle. Eine überwältigende Mehrheit von 94 Prozent will den Renteneintritt ausserdem flexibler gestalten.
Ökonomen zur Rentenreform
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Bild 1 von 5. Ökonomen zur Rentenreform. Mit 52 Prozent stimmt eine knappe Mehrheit der befragten Ökonomen der Reformvorlage «Altersvorsorge 2020» alles in allem zu. 26 Prozent lehnen die Vorlage alles in allem ab, 22 Prozent sind unentschieden oder machen keine Angaben. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Ökonomen zur Rentenreform. Dass feste Renteneintrittsalter durch flexible Möglichkeiten des Renteneintritts abgelöst werden sollten, befürworten 94 Prozent der Befragten. 5 Prozent lehnen flexible Möglichkeiten des Renteneintritts ab, 1 Prozent ist unentschieden oder macht keine Angaben. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 5. Ökonomen zur Rentenreform. In Zukunft soll das Rentenreferenzalter über 65 Jahre hinaus steigen, finden 78 Prozent der Befragten. 11 Prozent lehnen eine solche Erhöhung ab, weitere 11 Prozent sind unentschieden oder machen keine Angabe. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 5. Ökonomen zur Rentenreform. Bei der künftigen Entwicklung des Rentenleistungsniveaus sind sich die befragten Forscher uneins: 32 Prozent wollen nicht, dass Rentenleistungen sinken. 40 Prozent können sich dagegen vorstellen, dass die Rentenleistungen künftig auch sinken. 28 Prozent sind unentschieden oder machen keine Angaben. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 5. Ökonomen zur Rentenreform. Die AHV beruht auf dem Umlageverfahren, BVG und 3a beruhen auf dem Kapitaldeckungsverfahren. 56 Prozent der Befragten würden die Gewichtung der beiden Verfahren nicht verändern. 16 Prozent befürworten eine stärkere Gewichtung des Umlageverfahrens (AHV), 14 Prozent befürworten eine stärkere Gewichtung des Kapitaldeckungsverfahrens (BVG und 3a). Bildquelle: SRF.
Sollen die Renten künftig sinken?
Weniger Einigkeit unter den befragten Ökonomen gibt es bei der Frage, wie sich die Rentenleistungen künftig entwickelt sollen. 40 Prozent der Forscher geben an, dass das Leistungsniveau künftig auch sinken sollte. Dagegen sprechen sich 32 Prozent aus, 28 Prozent sind unentschieden oder machen keine Angaben.
KOF-Vizedirektor Marko Köthenbürger deutet diese Ergebnisse grundsätzlich als Richtungsentscheid: «Hier scheint sich die Meinung herauskristallisiert zu haben, dass das Leistungsniveau nicht so stark sinken soll – wenn überhaupt. Währenddessen das Renteneintrittsalter stärker angepasst werden sollte.»
Vertrauen in das Drei-Säulen-System
Obwohl eine Mehrheit der befragten Forscher Anpassungen beim Rentenalter befürwortet, steht eine Mehrheit fest hinter dem Schweizer Rentensystem mit dem Umlageverfahren bei der AHV und dem Kapitaldeckungsverfahren bei der beruflichen und freiwilligen Vorsorge: 56 Prozent der befragten Ökonomen würde die Gewichtung zwischen 1. sowie 2. und 3. Säule nicht ändern. Für Marko Köthenbürger ein Zeichen dafür, «dass die Austarierung des Rentensystems als optimal angesehen wird».