Es sollte ein ganz normaler Abend werden. Marco und seine Freunde feiern am 10. Februar bis tief in die Nacht im Zürcher LGBT-Club «Heaven». Kurz vor 3 Uhr nimmt die Partynacht eine üble Wendung. Was mit diffamierenden Beleidigungen beginnt, artet aus und endet mit drei Verletzten und einem Messerangriff. Die Polizei ist schnell vor Ort und kann einen 15-jährigen Verdächtigen festnehmen. SRF weiss überdies von einem zweiten Täter, der inzwischen identifiziert worden ist.
Der 22-jährige Marco, der beim Angriff verletzt wurde, hat gleich nach der Tat Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Gegenüber «10vor10» gibt er nun Auskunft über seinen Gemütszustand, einen Monat nach der Attacke.
SRF News: Was ist vor einem Monat im Zürcher Niederdorf passiert?
Ich wurde von Unbekannten angegriffen, nachdem ich gesehen hatte, dass die Gruppe einen anderen Schwulen anpöbelte. Ich wollte schlichten und wurde dadurch selbst zum Opfer.
Was haben die Täter Ihnen angetan?
Es waren sechs Leute. Ich wurde geschlagen. An den Rippen, am Kopf, an den Schultern. Ein Täter wurde dann vom Türsteher gestellt. Leider wurde dieser dabei mit einem Messer verletzt.
(Anm. der Redaktion: Der Geschäftsführer des Clubs «Heaven», Marco Uhlig, bestätigt gegenüber SRF, dass der Türsteher beim Versuch, einen Täter festzuhalten, mit einem Messer am Rücken verletzt wurde. Er musste ins Spital gebracht werden, ist aber inzwischen wieder genesen.)
Was können sie über die Täter sagen?
Das sind Homophobe. Die haben einen Hass auf Menschen wie mich. Häufig sind es leider Personen aus islamisch geprägten Kulturen, die teilweise eine bestimmte Haltung zum Thema Schwule haben.
Aber man kann Gewalt doch nicht einfach zur kulturellen Frage machen?
Nein, natürlich nicht. Es sind primär Leute, die es in Ordnung und teilweise gar lustig finden, andere zu verletzen. Das können Menschen aus allen Ländern sein. Aber sicherlich gibt es bei ihrer Herkunft eine Tendenz.
Junge Männer haben uns bei unserer Reportage gesagt, Schwule würden provozieren. Was könnten sie damit gemeint haben?
Es kann natürlich passieren, dass man einen Mann attraktiv findet und ihn anlächelt. Einige versuchen vielleicht auch, zu flirten. Aber wenn man merkt, dass da nichts zu holen ist, gibt man schnell auf. Das soll man ja auch akzeptieren, ganz klar.
Die Angst ist noch da. Teilweise schlafe ich nicht gut, wache mitten in der Nacht auf.
Haben auch Sie das schon gemacht?
Ja, das kam schon vor. Aber mit Schlägen darauf zu reagieren, ist trotzdem das falsche Mittel.
Wie geht es Ihnen heute – einen Monat nach dem Schock?
Die Angst ist noch da. Teilweise schlafe ich nicht gut, wache mitten in der Nacht auf. Ausserdem stelle ich mir nun häufiger die Frage, ob mir etwas passieren könnte.
Heisst das, Sie gehen so schnell nicht mehr in einen Schwulenclub?
Aber nein. Ganz sicher gehe ich weiterhin. Das lasse ich mir doch nicht nehmen, sonst hätten die Täter ja gewonnen. Aber klar ist, dass ich nun etwas vorsichtiger geworden bin.
Das Gespräch führte Marco Schnurrenberger.