Der Bundesrat hat diese Woche die Isolation für Corona-Infizierte auf fünf Tage reduziert, sofern man 48 Stunden symptomfrei ist. Mit dem Entscheid kamen auch die Zweifel: Ist das Risiko angesichts der horrenden Fallzahlen zu hoch?
Eine Studie der britischen «Health Security Agency» bekräftigt mögliche Zweifel: Nach einer Isolation, die fünf Tage nach positivem PCR-Ergebnis angeordnet wurde, seien noch 31 Prozent ansteckend. Mit anderen Worten: Rund jede dritte Person.
Zwar nütze die 48-Stunden-Regelung, man nehme jedoch trotzdem in Kauf, Leute aus der Isolation zu entlassen, die noch ansteckend seien, sagt SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel: «Es handelt sich um eine Modellstudie, die alle Daten zusammenträgt, die man so über Ansteckungszeiten hat.»
Die Einschränkung: Die Zahlen, welche die britische Studie nutze, seien vor Omikron erhoben worden. Mit Blick auf die neue Virusvariante befinde man sich also noch etwas im Blindflug. Allerdings wird die britische Studie von einer Studie aus Japan , die bereits Daten zu Omikron verarbeitete, bestätigt. Diese würden zeigen, dass die Virenlast drei bis sechs Tage nach Infektion oder Symptombeginn am höchsten sei, sagt Marcel Salathé, Epidemiologe an der EPFL Lausanne.
Freitesten als Lösung
Auch in der Praxis merkt man: «Die Patienten werden schneller krank nach der Ansteckung, aber sie sind weniger lang krank», sagt Felix Huber, stellvertretender Chefarzt der MediX Praxis Zollikerberg. «Die Krankheit verläuft häufig milder. Aber es gibt natürlich auch bei Omikron Hospitalisierungen, diese Personen sind in der Regel nicht geimpft. Auch bei Omikron wäre Impfung und Booster wichtig.»
Man kann so den Fünfer und das Weggli haben.
Der Hausarzt ist der Meinung: Testen kann Abhilfe schaffen. Er schlägt den Antigentest in einem Testzentrum, bei einem Arzt oder in einer Apotheke vor. Würde ein solcher am 5. Tag der Isolation gemacht und sei negativ, wäre gut gewährleistet, dass man nicht mehr ansteckend sei.
Auch Marcel Salathé ist der Meinung, dass die 5-Tage-Isolation riskant sei, verbunden mit einem Test aber so verantwortungsvoll wie möglich gestaltet werden könne. «Man kann so den Fünfer und das Weggli haben.»
Er spricht sich für Schnelltests aus. Diese würden recht gut anzeigen, ob jemand im Moment infektiös sei oder nicht. Der Hauptvorteil der Schnelltests sei, dass sie billig und vor allem in grossen Kapazitäten verfügbar seien. Es sei sinnvoll ein derart praktisches Mittel zu gebrauchen, auch wenn es nicht perfekt sei. Daher wünscht sich der Epidemiologe auch, dass die Selbsttests wieder gratis sind. Denkbar sei, dass der Bund jeder positiv getesteten Person eine gewisse Anzahl dieser Schnelltests zukommen lässt.
Testkapazität grundsätzlich vorhanden
Für ein Freitesten via Antigentest bräuchte es nicht nur Testkits, sondern auch entsprechende Kapazitäten. Diese seien stets sehr schwankend, sagt der Geschäftsleiter des Test- und Impfzentrums Winterthur, Thomas Kraft: «Wenn viele Veranstaltungen stattfinden, die Leute diese besuchen wollen und noch ein Freitesten dazukäme, könnte das unsere Kapazitäten bei Weitem übersteigen. Falls es sich so verhält wie jetzt und die Leute zurückhaltend mit dem Besuch von Veranstaltungen sind, haben wir genügend Kapazität.»
Gerade im Vergleich zu Weihnachten sei die Auslastung momentan 40 Prozent geringer. Die Pandemie habe aber gelehrt, dass sich dies schnell ändern kann.
Wissenschaftsredaktorin, Epidemiologe und Arzt sind sich also einig: Die 5-Tage-Isolation ist riskant. Doch testen sei eine Möglichkeit, diese sicherer zu gestalten.