Zum Inhalt springen

Antisemitische Übergriffe Unbekannte bedrohen orthodoxe Juden in Luzern und Davos

  • In der Schweiz wurden in den letzten Tagen mehrfach orthodoxe Juden auf offener Strasse beschimpft, angerempelt und bedroht.
  • Am Samstagabend passierte das im Bahnhof Luzern – danach gab es ähnliche Vorfälle in Davos.

Ein bislang unbekannter Täter beschimpfte und bespuckte in Luzern eine Gruppe junger orthodoxer Juden. Laut der Aussage eines Betroffenen hatte der Mann auch ein Messer dabei. Die Staatsanwaltschaft Luzern hat bestätigt, dass die Polizei noch am Samstagabend eine Untersuchung dazu eingeleitet hat.

«Der Aspekt des Rassismus wird im Zentrum stehen: Wir führen eine Untersuchung von Amtes wegen, da es sich um ein Offizialdelikt handelt», erklärte ein Mediensprecher gegenüber Radio SRF.

Mehrere Vorfälle in Davos

In Davos hat am Dienstagabend ein unbekannter Täter mehrfach orthodoxe Juden bedroht, wie Jonathan Kreutner, der Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) erklärt. «Unserer Meldestelle wurden drei Vorfälle gemeldet. Die als orthodox erkennbaren Menschen wurden teilweise beschimpft, beleidigt, geschubst und mit dem Tod bedroht.»

In mindestens einem Fall habe das Opfer bereits Anzeige erstattet. Den anderen Betroffenen habe man empfohlen, dasselbe zu tun. Die Kantonspolizei Graubünden erklärt auf Anfrage, sie habe Kenntnis eines Vorfalls in Davos – sie macht zum jetzigen Zeitpunkt aber keine weiteren Angaben.

Häufung antisemitischer Vorfälle sorgt für Verunsicherung

Sowohl in Luzern wie auch in Davos werden die Täter also noch gesucht und auch die genaue Motivlage muss noch abgeklärt werden. Laut Zeugen hat in beiden Fällen der jeweilige Täter Aussagen gemacht, die auf einen Bezug zum Nahen Osten und zum Krieg im Gaza-Streifen hinweisen.

Die traurige Realität ist ein sehr hoher Stand an antisemitischen Vorfällen – und eine Reduktion ist im Moment nicht in Sicht.
Autor: Jonathan Kreutner Generaldirektor Israelitischer Gemeindebund (SIG)

Jonathan Kreutner vom Israelitischen Gemeindebund ist darüber nicht erstaunt. Seit dem 7. Oktober, also seit dem grossen Terroranschlag der Hamas auf Israel und dem Beginn des Gaza-Kriegs, hätten antisemitische Vorfälle in der Schweiz deutlich zugenommen. «Die traurige Realität ist ein sehr hoher Stand an antisemitischen Vorfällen – und eine Reduktion ist im Moment nicht in Sicht.»

Person mit Hut geht auf Bürgersteig, zwei Jogger im Hintergrund.
Legende: Die Zunahme mutmasslich antisemitisch motivierter Vorkommnisse beunruhigt viele Jüdinnen und Juden in der Schweiz. KEYSTONE/Michael Buholzer

Der schlimmste Vorfall war im März vor einem Jahr, als in Zürich ein tunesisch-stämmiger Jugendlicher einen orthodoxen Juden mit einem Messer schwer verletzt hatte.

Diese Entwicklung habe auch die Schweizer Juden verunsichert, sagt Jonathan Kreutner. Manche würden deshalb ihre Davidstern-Kette unter den Kleidern und die Kippah unter einem Basecap verdecken. Ultraorthodoxe Juden, die schon aufgrund ihrer Kleidung erkennbar sind, haben diese Möglichkeit natürlich nicht.

Korrekturhinweis

Box aufklappen Box zuklappen

In einer früheren Version dieses Artikels hiess es, die Vorfälle in Davos hätten sich am Sonntag ereignet. Das ist nicht korrekt. Laut SIG gingen die Meldungen am Dienstag ein.

SRF4 News, 23.7.25, 15 Uhr;liea

Meistgelesene Artikel