Die Zahlen: Die durchschnittliche Erwerbsquote in der Schweiz betrug 2014 fast 69 Prozent. Im Asylbereich hat das Staatssekretariat für Migration (SEM) die Zahlen ebenfalls für das Jahr 2014 erhoben: Nach 10 Jahren Aufenthalt in der Schweiz liegt die Erwerbsquote von anerkannten Flüchtlingen bei 48 Prozent, bei vorläufig aufgenommenen Personen bei 25 Prozent.
Die Sprache als Hürde: Wer die Sprache nicht beherrscht, findet kaum Arbeit. Und ohne Arbeit lerne man nicht recht Deutsch, ist Integrationsexperte Claudio Spadarotto überzeugt: «Eine Sprache lernt man nicht ausschliesslich im Sprachkurs. Es braucht Bereiche, wo man die erworbenen Sprachkenntnisse auch anwenden und weiterentwickeln kann.»
Deshalb sei die Forderung, den Spracherwerb mit einer Tätigkeit zu kombinieren, weit verbreitet. «Diese Kombination zeigt tatsächlich auch die besten Ergebnisse.»
Die Qualifikation als Hürde: Wer den Arbeitsmarkt nicht kennt, kann sich nicht qualifizieren. Sind also Schnupperlehren die Lösungen? Spadarotto empfiehlt, noch einen Schritt weiter zurückzugehen, nämlich «Potenzialabklärungen, um die berufliche Integration auch zielstrebig in Angriff nehmen zu können.» Damit könnten Fragen beantwortet werden wie: Was hat jemand bisher gemacht? Über welche Kompetenzen verfügt jemand?
«Die Betroffenen selber müssen wissen, ob ihre Vorstellungen von einem bestimmten Beruf auch in der Schweiz zutreffend sind», sagt der Experte. Wichtig wären hier sogenannte Berufserkundungen, wo Betroffene die beruflichen Realitäten eins zu eins kennenlernen können.
Diplome als Hürde: Wer keine Papiere zur Ausbildung oder ein Arbeitszeugnis vorweisen kann, wird kaum eingestellt. Beim Bund gibt es dazu die Idee einer «Flüchtlingsvorlehre». Die Vorlehre als Instrument in der allgemeinen Berufsbildung ist in der Schweiz schon lange etabliert. Und «sie erweist sich als ein sehr wirkungsvolles Instrument», hält Spadarotta fest. «Es ist ein ganz wichtiger Schritt, ein solches Brückenangebot für Personen mit Migrationshintergrund anzubieten.»
Dieses Projekt wird aber erst ab 2018 laufen. Ein Wermutstropfen für Spadarotto: «Die Nachfrage für diese Vorlehren ist viel grösser als das Angebot. Im Verlaufe des dreijährigen Pilotprojektes sollen lediglich 4000 Personen in Genuss einer Flüchtlingsvorlehre kommen.»
Der Status als Hürde: Wer einen «unsicheren» Status hat, trifft auf Barrieren. Verwirrung stiftet zum Beispiel auf Seiten der Unternehmen immer noch der Status «vorläufig aufgenommen». Viele denken – auch wenn das nicht der Realität entspricht – dass Betroffene die Schweiz jederzeit verlassen könnten. Auch ist es für Arbeitgeber heute administrativ einfacher, jemanden aus dem europäischen Ausland einzustellen als einen Flüchtling.
Die Rechnung: Eine bessere Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt kostet Geld. Die Skos rechnet vor: Erfahrungswerte zeigen, dass intensive Qualifizierungsprogramme wie Integrationsvorlehren und ähnliche Angebote durchschnittlich pro Person und Jahr etwa 20‘000 Franken kosten. Geht man von einem mittelfristigen Bedarf von 5000 Plätzen pro Jahr aus, ergibt dies einen Aufwand von 100 Millionen Franken jährlich. Zum Vergleich: Die Asylausgaben des Bundes beliefen sich für das Jahr 2015 auf 1,27 Milliarden Franken.
Die bisherige Integrationspauschale von rund 6000 Franken pro Person, welche der Bund den Kantonen entrichtet, ist wesentlich tiefer als die veranschlagten 20'000 Franken. Eine Person pro Jahr in der Sozialhilfe kostet aber rund 25'000 Franken. Wenn dank den Qualifizierungsmassnahmen die Abhängigkeit von Sozialhilfe von Personen aus dem Asylbereich durchschnittlich um ein Jahr reduziert werden kann, wären die anfallenden Zusatzkosten bereits gedeckt.