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Olga Parakkal: «Ich habe keine Gewissheit, ob meine Mutter sicher ist»
Aus News-Clip vom 05.03.2022.
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«Arena» zum Ukraine-Krieg «Mama, warum weinst du?»

Obwohl sie in der Schweiz in Sicherheit war, kehrte eine Ukrainerin zurück nach Kiew, um ihren Landsleuten zu helfen. Wie sie den Albtraum in der Ukraine erlebt, erzählte in der «Arena» ihre Tochter. Politikerinnen und Politiker sprachen in der Sendung derweil über die Rolle der Schweiz.

Olga Parakkal musste quasi über Nacht «die schwerste Entscheidung ihres Lebens» treffen und ihre Mutter Hanna Hornovska verabschieden. Diese war bis vergangenen Samstag in der Schweiz – in Sicherheit. Dann entschied die 64-jährige Ukrainerin, nach Hause in die von den Russen immer mehr umstellte Stadt Kiew zurückzukehren. Drei Tage und Nächte war sie im Auto unterwegs zu den Menschen in der Ukraine, um ihnen in diesem Krieg beizustehen und Widerstand zu leisten. «Meine Mutter spricht kein Deutsch, kein Englisch, es war in meiner Verantwortung, für sie eine Transportmöglichkeit nach Kiew zu finden», erzählte Parakkal am Freitagabend in der «Arena».

Die Gäste im Studio

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  • Thierry Burkart, Präsident FDP
  • Balthasar Glättli, Präsident Grüne
  • Samira Marti, Nationalrätin SP/BL
  • Werner Salzmann, Ständerat SVP/BE und Präsident SiK

Ausserdem im Studio:

  • Olga Parakkal
  • Christof Franzen, ehemaliger Korrespondent SRF, Russland
  • Benno Zogg, Osteuropa- und Sicherheitsexperte

Ihre Mutter sei in Kiew nicht sicher, sie wolle nicht in den Luftschutzkeller, schlafe stattdessen lieber in ihrer Wohnung im neunten Stock. Aber wenn sie mit ihr per Video telefoniere, sehe sie die Augen der Mutter funkeln. «Weil sie zuhause ist.» Sie fühle sich dort nützlich, wolle helfen. Jemand müsse zurück kämpfen, habe sie erklärt. «Wäre sie hiergeblieben, könnte sie sich das nicht verzeihen», sagte Olga Parakkal. «Und sie weiss, dass sie nicht allein ist. Die Ukrainerinnen und Ukrainer geben nicht auf.»

Parakkal wirkte gefasst. Auf die Frage, wie sie ihren zwei Kindern, vier- und einjährig, den Krieg erkläre, fehlten ihr die Worte. Sie sage ihnen: «Böse Menschen sind in der Ukraine und schlagen normale Menschen.» Wenn ihre Tochter sie weinen sehe und nachfragte, ob der Grossmutter wehgetan würde, sage sie nein. Aber die Wahrheit sei, dass sie nicht wisse, wann welche Rakete oder Bombe wo explodiert.

Sieben Millionen Binnenflüchtlinge

Die Geschichte von Parakkals Mutter steht symbolisch für die grosse Solidaritätswelle, die sich gerade zeigt. «Putins Angriffskrieg auf die Ukraine ist auch ein Angriff auf unsere westlichen Werte», sagte FDP-Präsident Thierry Burkart in der Sendung. Man ist sich einig, Freiheit und Demokratie sind gefährdet, nicht nur in der Ukraine, in ganz Europa. «Deshalb sind auch wir betroffen», so Burkart. Wo die Schweiz helfen könne, müsse sie jetzt helfen. Und das bedeute neben den Sanktionen gegen Russland nun vor allem auch, dass sie den Flüchtenden «unkompliziert und schnell» Schutz biete.

Die Menschen wollen nur eins, raus aus dieser Hölle.
Autor: Dominik Stillhart Leiter Operationen IKRK

Innerhalb der Ukraine sind derzeit 7 Millionen Menschen auf der Flucht, so Dominik Stillhart, Leiter Operationen beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz IKRK. Und gemäss der Internationalen Organisation für Migration sind bereits 1.25 Millionen Menschen aus der Ukraine in die Nachbarländer geflüchtet. «Die Menschen wollen nur noch raus aus dieser Hölle», sagte Stillhart, der schon viele Konfliktgebiete gesehen hat. Was da passiere, habe er so «noch nie erlebt». Ihn entsetze vor allem die «unglaubliche Geschwindigkeit, mit der dieser Konflikt ausgebrochen ist und das ganze Land erfasst hat». Es gebe keinen einzigen sicheren Ort und die Bedürfnisse seien «unglaublich gross», auch, weil die Versorgungswege blockiert seien.

Verschiedene Auffassungen von Neutralität

Olga Parakkal ist auch dankbar dafür, dass die Schweiz Sanktionen gegen Russland verhängt hat. Allerdings befeuern diese hierzulande auch die Diskussion über die Frage, ob die Neutralitätspolitik neu definiert werden muss. Plötzlich scheint nicht mehr so klar, was «neutral sein» bedeutet und wie viel Spielraum besteht.

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Ist die Schweizer Armee für die Zukunft gerüstet?
Aus SRF News vom 04.03.2022.
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SVP-Ständerat Werner Salzmann zeigte sich besorgt, dass das Ausland die Schweiz nach der Übernahme der EU-Sanktionen nun nicht mehr als neutrales Land wahrnehme. «Das könnte Konsequenzen haben», sagte Salzmann.

SP-Nationalrätin Samira Marti sagte hingegen, die Schweiz sei nur neutral, wenn sie die Sanktionen übernehme. Für Marti bedeutet Neutralität, dass die Schweiz eine besondere Verantwortung hat, das Völkerrecht zu verteidigen. Deshalb müsste die Schweiz nicht nur Gute Dienste anbieten, sondern auch die «Finanzierungsquellen dieses Krieges stoppen», sagte Marti und meinte damit vor allem den russischen Handel mit Gas und Öl, der zu rund 80 Prozent über die Schweiz läuft.

Hitzige Debatte um Aufrüstung und Friedenspolitik

Streitpunkt war in der Runde aber vor allem die von der SVP und der FDP geforderte sofortige Aufrüstung. Salzmann sprach von einer «Fehlbeurteilung» der linken Seite. Anders als gedacht, habe man erkennen müssen, dass es noch konventionelle Angriffskriege in Europa geben kann. Gerade deshalb müsse man sich nun wieder über mehr Material und Mittel, etwa über den Kauf von Kampfjets, für die Armee unterhalten.

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Thierry Burkart: «Wir müssen einen Beitrag zur Sicherheit Europas leisten»
Aus News-Clip vom 05.03.2022.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 37 Sekunden.

Dies stiess bei Samira Marti und Grüne-Präsident Balthasar Glättli auf Unverständnis. Die derzeitig herrschende Angst würde damit ausgenützt für innenpolitische Ziele, sagte Marti. Eine «nüchterne Sicherheitsanalyse» soll zuerst zeigen, was die Schweiz wirklich braucht. Ein Wettrüsten zu starten sei der falsche Weg.

Was die Ukraine jetzt brauche, seien Zusammenhalt und Solidarität, sagte Olga Parakkal zum Schluss. «Nur gemeinsam können wir diesen Krieg beenden.»

«Arena», 4.3.2022

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