Die Credit Suisse ist auf die Unterstützung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) angewiesen. Nachdem die Aktie der zweitgrössten Schweizer Bank am Mittwoch ein historisches Tief erreichte, leiht die SNB der CS bis zu 50 Milliarden Franken. Auch wenn dies in einem ersten Moment zur Beruhigung der Lage beitrug, bleibt die Situation der Credit Suisse kritisch.
In der «Arena» waren sich die Gäste einig, dass die SNB mit der Finanzspritze richtig reagiert hat. Hitzig debattiert wurde indessen die Frage, welche Lehren aus den aktuellen Geschehnissen für das Bankensystem zu ziehen sind.
SP-Nationalrätin Céline Widmer forderte mehr Regulierung. Nach der Bankenkrise 2008 habe man neue Regeln eingeführt, um genau das zu verhindern, was jetzt bei der CS passiere. Es zeige sich nun, dass die Aufsichtsmechanismen nicht funktionierten und es nach wie vor Staatseingriffe brauche.
Das Bonisystem der Banken führt zu falschen Anreizen.
Und: «Während man bei der Unterstützung von sozialen Einrichtungen wie Kitas stets sparen wollte, spricht die SNB für das Bankensystem Milliarden.» Das sei schwierig zu erklären. Die CS dürfe deshalb nicht ohne Gegenleistung vom Staat gerettet werden. Widmer forderte schliesslich schärfere Kontrollen und ein wirksameres Instrumentarium für die Finanzmarktaufsicht (Finma), um solch intolerables Verhalten von Banken auch mit Bussen sanktionieren zu können.
SVP-Nationalrat Thomas Matter widersprach: «Bis jetzt ist das noch keine Staatsrettung, die Steuerzahler mussten keinen Rappen bezahlen.» Die SNB habe die Aufgabe, das Finanzsystem zu stabilisieren. Es sei keine Seltenheit, dass eine Notenbank einer Bank vorübergehend Geld zur Verfügung stelle. Überdies müsse die CS den Kredit auch wieder zurückzahlen – inklusive Zinsen.
Wenn eine Bank kein Vertrauen mehr hat, laufen die Kunden davon und ohne Kunden gibt es keine Bank.
Deshalb sei es auch nicht angebracht, Angst zu schüren. Matter ortete das Hauptproblem beim Vertrauen: «Wenn eine Bank kein Vertrauen mehr hat, laufen die Kunden davon und ohne Kunden gibt es keine Bank.»
«Wenn ein Bäcker ein Problem hat, dann entzieht ihm die Bank den Kredit. Wenn aber eine Grossbank ein Problem hat, bekommt sie Geld, weil sonst die ganze Wirtschaft darunter leidet», sagte Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes.
Die CS-Chefs hätten nun ihre Verantwortung wahrzunehmen. «Sie haben gepfuscht, sind Risiken eingegangen, die sie nicht im Griff hatten, und haben dabei wahnsinnig viel Geld verdient.» Als Grundproblem prangerte Lampart vor allem das verbreitete Bonussystem am Bankenplatz an. Dieses schaffe eine «Selbstbedienungsmentalität».
Klaus Wellershoff, ehemaliger Chefökonom UBS und Schweizer Bankverein, liess dieses Argument nicht gelten und erklärte frei nach dem antiken Philosophen Solon: «Wir sind alle ein bisschen gierig.» Deshalb aber das Bonussystem ändern zu wollen, sei übertrieben.
«Bankenkrisen sind nichts, was man wegregulieren kann», so Wellershoff. Man wisse aus Erfahrung, dass Märkte von grösseren Faktoren abhingen. So sei die gegenwärtige Verunsicherung eine Folge der amerikanischen Bankenkrise, die ihrerseits durch den Zinsanstieg vor dem Hintergrund der Inflation ausgelöst worden war.
Zudem habe die Finanzmarktaufsicht schon heute geeignete Instrumente, um einzugreifen. Zu etwaig schärferen Sanktionsmöglichkeiten sagte Wellershoff: «Die Wirksamkeit von Bussen, die auf die Institutionen und nicht auf die verantwortlichen Personen abzielen, stelle ich stark in Frage.»
Die Frage, ob nach den aktuellen Geschehnissen der Bankenplatz Schweiz stärker zu regulieren sei, wird wohl auch im Parlament weiter für Gesprächsstoff sorgen. Derzeit sind einige Vorstösse in diesem Zusammenhang hängig.