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Schweizerische Nationalbank hilft CS mit 50 Milliarden Franken
Aus Tagesschau vom 16.03.2023.
abspielen. Laufzeit 9 Minuten 32 Sekunden.
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SNB-Kredit für Credit Suisse Schweiz-Chef der CS: «Klar, 50 Milliarden ist eine grosse Zahl»

Die Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) befindet sich in einer Vertrauenskrise. Experten gehen davon aus, dass sie Mühe hat, an Kredite von anderen Banken zu kommen – und dass Kunden weiter Gelder abziehen. Um ihre Liquidität zu stärken, leiht sich die CS 50 Milliarden Franken bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Im Interview bezieht der Schweiz-Chef der Credit Suisse, André Helfenstein, Stellung.

André Helfenstein

André Helfenstein

Schweiz-Chef Credit Suisse

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André Helfenstein ist seit 2007 bei der Credit Suisse tätig, seit letztem Jahr als Geschäftsführer der Schweizer Sparte. Zuvor hat er bei der Boston Consulting Group gearbeitet und an der HSG studiert.

SRF News: Herr Helfenstein, gestern kurz nach acht hat die SNB kommuniziert, die Liquidität der Credit Suisse sei ausreichend. Dann später in der Nacht schreibt die CS, dass sie sich 50 Milliarden Franken von der SNB leihen möchte. Was ist in diesen rund fünf Stunden dazwischen passiert?

André Helfenstein: Es ist eigentlich nichts dazwischen passiert. Klar, 50 Milliarden Franken ist eine grosse Zahl. Die 50 Milliarden sind aber so zu sehen, dass wir unsere Transformation erfolgreich weiterführen wollen und auch ein klares Zeichen in den Markt und in Richtung unsere Kunden geben möchten.

Trotzdem hiess es gestern noch, dass man das Geld der SNB nicht brauche. Da hat sich doch etwas geändert?

Nein, wir sehen es als vorbeugende Liquidität, um die Transformation der Credit Suisse durchführen und in dieser unruhigen Situation gut weiterarbeiten zu können.

Sind Sie zuversichtlich, dass man jetzt mit diesen Massnahmen die Abflüsse stoppen kann?

Wir arbeiten jeden Tag konsequent daran. Es ist aber auch nicht etwas, das von heute auf morgen passiert. Wir müssen versuchen, den Kontakt zu unseren Kundinnen und Kunden zu suchen und sie mit offenen Gesprächen Schritt für Schritt zurückgewinnen.

Wir hatten 2022 generell ein schwieriges Jahr.

Für die aktuellen globalen Umstände kann die Credit Suisse nichts. Sie ist aber das schwächste Glied in der Kette und muss nun am meisten einstecken. Teilen Sie diese Einschätzung?

Ja, zum Teil sicher. Wir hatten 2022 generell ein schwieriges Jahr, was uns ja auch dazu bewogen hat, die Strategie der Bank zu ändern. Wir haben Verluste geschrieben, und so war es natürlich unruhig um die Credit Suisse. Und so ist es schon nachvollziehbar, dass die Märkte sich auch auf uns konzentriert haben. Auch wenn viele Marktteilnehmer ja stets betont haben, dass die Credit Suisse, aber auch insgesamt die Schweiz und die europäischen Banken, eigentlich nichts direkt mit der Krise der US-Regionalbanken zu tun haben.

Aus der Politik werden jetzt schon wieder Stimmen laut, dass die Anforderungen an die Banken hinsichtlich Liquidität und Kapital nicht streng genug seien.

Die Schweiz hat strenge Regulatorien, insbesondere für die fünf systemrelevanten Banken. Diese Regulatorien sind wichtig und richtig.

Gibt es Pläne, dass sich der Bund an der CS beteiligen oder anderweitig eingreifen könnte?

Das ist mir nicht bekannt.

Bundesrat äussert sich nicht zum Fall

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Der Bundesrat äussert sich vorerst nicht zur angeschlagenen Credit Suisse. Er hat am Donnerstag aber deswegen eine Sondersitzung abgehalten. Über den Inhalt des Treffens werde nicht informiert, teilte die Bundeskanzlei der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit.

Den Angaben zufolge liess sich der Bundesrat am Nachmittag von Vertretern der Finanzmarktaufsicht (Finma) und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) über die Situation bei der Bank orientieren.

Die UBS hatte 2008 viele praktisch wertlose Vermögenswerte in ihrer Bilanz. Müssen wir bei der CS ebenfalls mit Überraschungen rechnen?

Es ist klarerweise unser Ziel, dass wir keine Überraschungen haben.

Im Fall Greensil haben die Aktionäre der CS-Führung die Décharge verweigert. Wird die Bank jetzt Klagen in dieser Angelegenheit erwägen?

Bei Greensil waren viele Parteien involviert. Wir streben natürlich an, unsere Rechte durchzusetzen, nicht zuletzt im Interesse der Investoren. Die dringlichste Aufgabe ist, die Gelder zurückzugewinnen und an unsere Investoren zurückzuführen.

Das Gespräch führte Stefan Frühauf.

Rendez-vous, 16.03.2023, 12:30 Uhr;

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34 Kommentare

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  • Kommentar von SRF News (SRF)
    Guten Abend liebe Community, vielen Dank für Ihre interessanten Beiträge - wir schliessen die Debatte für heute und wünschen weiterhin einen schönen Abend. Liebe Grüsse, SRF News
  • Kommentar von Susanne Saam  (Biennoise)
    Hier ein Zitat vonJohn Kenneth Galbraith:
    Es liegt nicht im Wesen der Politik, die die kurzfristige Zufriedenheit der Wähler anstrebt, irgendeine unerfreuliche Entwicklung zu antizipieren oder gar voraussichtlichen Katastrophen gegenzusteuern. Eine dem [...] Desaster vorbeugende Planung... wird systematisch von der zufriedenen Wählermehrheit verhindert.“

    – John Kenneth Galbraith: Die Herrschaft der Bankrotteure (The Culture of Contentment), Hoffmann & Campe 1992, S. 54
  • Kommentar von Hans Kuhn  (qwertz)
    Schön dass man einer Bank die "Dreck am Stecken" hat helfen will (oder muss); die mit ihrem Stecken auch im Mafiasumpf gewühlt hat oder immer noch tut??? Und vor der chinesischen Diktatur einen Bückling macht. Hauptsache es werden super Boni verteilt. Eine Grossbank genügt wohl für die Schweiz. Schauen wir lieber dass die nicht denselben Scheiss macht und schicken die cs Bachab.
    1. Antwort von Florian Kleffel  (Hell Flodo)
      Da fordern Sie gerade, das Klumpenrisiko noch zu vergrössern. Schlechte Idee, auch wenn es die CS eigentlich nicht anders verdient hätte.
    2. Antwort von harald keller  (pragmatiker)
      Ganz viel Meinung für so wenig Ahnung Herr Kuhn. Nebenan gehts um die BVG-Reform, bringen Sie da doch den Vorschlag ein, die CS bachab zu schicken.
  • Kommentar von Florian Kleffel  (Hell Flodo)
    Wir haben ein paar ganz grundsätzliche Probleme im Bereich der globalen Wirtschaft und diskutieren doch nur über Symptome. Was den Banken wohl am Ende sogar noch entgegenkommt. Dann ist man zu sehr mit dem konkreten Symptom beschäftigt, um die Grundsatzfragen zu stellen. Zum Beispiel: Ist es wirklich eine gute Sache, dass die grösste wirtschaftliche Aktivität heute das Schaffen von Geld aus Geld ist? (Also produziert man aus nichts noch mehr nichts.)
    1. Antwort von Dorothee Meili  (DoX.98)
      @Kleffel: "die Bedeutung von Banken/Finanzwirtschaft in einem rohstoffarmen Land" das wäre ein Thema für Projektunterricht am Gymi? Alle Fächer könnten beteiligt werden. Geschichte, Sprachen z.B. als Hilfe beim Debattenschreiben; MINT-Fächer sowieso, inkl. Zoologie: warum ist wo der Wurm drin;) Sogar Freifächer wie Ethik "Vertrauen und Glauben" fänden Raum. Dazwischen Sport: power-Yoga für CEOs.
      Im Ernst: bin einverstanden: Krankheitssymptome von Einzelnen können von Grundsätzlichem ablenken.