Zum Inhalt springen

Header

Video
Der Corona-Armee-Report
Aus Rundschau vom 22.04.2020.
abspielen. Laufzeit 10 Minuten 30 Sekunden.
Inhalt

Armee im Covid-Einsatz Altersheim statt Panzerpiste

Statt Sturmgewehre braucht es Hygienemasken: Die Armee kämpft gegen einen unsichtbaren Feind. Ein Besuch bei der Truppe im Einsatz.

«Es sind gemischte Gefühle, die einem durch den Kopf gehen», räumt Julian Speiser ein und setzt seine Schutzbrille auf. Der Sanitätssoldat trägt einen Ganzkörper-Schutzanzug und macht sich bereit, um mit der Armeeambulanz einen Corona-Patienten ins Spital zu transportieren. «Man fühlt sich sicherer, mit dem Anzug. Auf jeden Fall sicherer als ohne», so Speiser gegenüber der «Rundschau». Aber die Patienten würden auch erschrecken, wenn die Sanitäter wie Raumfahrer verpackt kommen.

Speiser ist im normalen Leben Hörsystem-Akustiker. Jetzt kämpft er in Basel an vorderster Front gegen das Coronavirus. «Angst mich anzustecken habe ich nicht», sagt Speiser und steigt in die Ambulanz. Die Soldaten leisten täglich 12-Stunden-Schichten und sind bei der Rettung Basel stationiert.

Frühstück servieren im Altersheim

«Am Anfang hatte ich Mühe», sagt Alessandro Möckli. Die Umstellung sei ihm nicht leichtgefallen, erzählt der Rekrut. Er serviert im Seniorenzentrum Aumatt in Reinach (BL) Frühstück und geht mit den Senioren spazieren. Möckli ist im normalen Leben Landmaschinenmechaniker und wird nun im Rahmen seiner Rettungstruppen-Rekrutenschule im Altersheim eingesetzt.

«Wir hatten vor ein paar Wochen eine sehr aussergewöhnliche Situation», so Heimleiter Salvatore Pranzo. Mehrere Bewohner hatten sich mit dem Virus angesteckt. Für die Pflege bedeutet das einen grossen Mehraufwand und gleichzeitig fielen mehrere Angestellte des Heimes aus, weil sie zu Risikogruppen gehören. «Unser Haus brannte. Wir sind deshalb sehr froh über den Einsatz der Armee», so Pranzo weiter.

Imagegewinn für die Armee

Nach Ende des Kalten Krieges war in der Schweiz über die Abschaffung der Armee diskutiert worden. Jetzt leistet sie ihren grössten Einsatz seit dem Zweiten Weltkrieg. «Man muss das undenkbare Denken. Wer hätte gedacht, dass eine Pandemie die Schweiz fast in die Knie zwingen kann?», sagt Divisionär Daniel Keller.

Dass es für solche Einsätze keine Panzer und Kampfjets braucht, ändert für den Kommandanten der Territorialdivision II nichts: «Wir sind als Armee dann gut aufgestellt, wenn wir in allen Szenarien die richtigen Fähigkeiten haben, um tatsächlich agieren zu können», so Keller gegenüber der «Rundschau». Deshalb müsse die Armee auch breit aufgestellt bleiben und müsse auch in Zukunft kämpfen können.

Warten auf Urlaub

Alessandro Möckli zieht eine positive Bilanz seiner Zeit im Altersheim: «Ich habe sehr viel gelernt. Vor allem auch Geduld zu haben», so Möckli gegenüber der «Rundschau». Mittlerweile gefalle ihm die Arbeit im Alterszentrum. Nach mehreren Wochen nur im «Tenue-grün» habe er aber schon langsam genug. «Ich freue mich extrem, wieder einmal nach Hause zu können. Meine Familie zu sehen, sich auszutauschen und ein Bier zu trinken.» Vorerst muss sich Rekrut Möckli aber noch gedulden, bis er das erste Mal in Urlaub darf.

Rundschau 22.04.2020, 20:05 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel

Nach links scrollen Nach rechts scrollen

5 Kommentare

Navigation aufklappen Navigation zuklappen
  • Kommentar von Adriano Granello  (adgr)
    Eine Armee (= bewaffnete Truppe) ist nicht für den Einsatz in Altersheimen und in den Kurzarbeit beantragenden (!) Spitälern zur Unterstützung des Personals da. Soweit die Schweizer Armee in Krisenzeiten wie diesen Polizei und Grenzwacht unterstützt, geht das in Ordnung, alles andere können andere viel besser. Zu diesen anderen gehört der oft belächelte Zivilschutz.
    1. Antwort von Angela Nussbaumer  (Angela N.)
      Ich denke, beide Formen des Dienstes sind wichtig, Herr Granello. Der Zivilschutz, aber die Armee nicht weniger. Die Missbrauchsfälle, in denen Spitäler Kurzarbeit einführten und dann Armeeangehörige einsetzten, wurden von BR Viola Amherd in der PK erwähnt. Das dürfte ein Nachspiel haben, und zu Recht. Mir macht das schwarz-weiss Denken Mühe, das ich in Ihrem Kommentar auszumachen glaube. An der Waffe Ausgebildete, quasi im Seitenwechsel, profitieren durch die neuen Erfahrungen. Eine gute Sache.
  • Kommentar von Tobias Tuchschmid  (Tuchi)
    Was würden wir jetzt nur ohne unsere Armee machen? Ich hoffe jetzt sehen auch die Armeegegner endlich einmal ein, dass wir in der Schweiz eine gut/breit aufgestellte Armee brauchen. Vielen Dank an alle Soldaten für ihren super Einsatz!
    1. Antwort von Florian Kleffel  (Hell Flodo)
      Wer ist hier besser geeignet für einen Einsatz: Der Soldat, der Schiessen gelernt hat oder der Zivildienstler, der genau schon in einem Altersheim Zivildienst geleistet hat? Ich bin übrigens nicht für eine Abschaffung der Armee. Aber wenn schon ist diese Krise ein Argument für die Stärkung des Zivildienstes. Die Gegner desselben könnten auch endlich einmal einsehen, welch wertvolle Arbeit dort geleistet wird - in Friedenszeiten ist es die Wichtigere!
    2. Antwort von Florian Kleffel  (Hell Flodo)
      ... Aber ja, danke für den Einsatz, liebe Soldaten!