Armeechef Thomas Süssli hat in einem internen Schreiben an den Bundesrat die Microsoft-Cloudlösung für die Armee kritisiert. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimme nicht, so Süssli. Die bisherige Microsoft-365-Lösung verursache Mehrkosten, könne aber für viele Armeedokumente gar nicht verwendet werden.
Er fordert deshalb, eine eigene, private Cloudlösung für klassifizierte Dokumente zu prüfen.
Politiker wollen Schweizer Lösungen
Die Kritik an Microsoft ist nicht neu: Bereits die Eidgenössische Finanzkontrolle hatte Sicherheitsbedenken bei der Umstellung auf Microsoft 365 geäussert. SVP-Ständerat Werner Salzmann sagt, er sei immer mehr der Meinung, dass es im Bereich Armee und Staatsschutz eigene Cloud-Lösungen brauche. Er zeigt Verständnis für Süsslis Haltung.
«Für mich ist es wichtig, dass es in der Schweiz ist, dass wir selber die Hoheit haben, darüber zu verfügen, und nicht, dass es extern abgestellt werden kann», sagt Salzmann über die digitale Souveränität der Schweiz.
Dobler: Sicherheit kein Hauptproblem
Anders sieht es FDP-Nationalrat Marcel Dobler. Er betont, Süssli habe keine Sicherheitsbedenken geäussert, sondern Probleme in der Anwendung. Andere Anbieter seien nicht automatisch sicherer oder günstiger, so Dobler.
«Man muss sauber abwägen. Wenn man ein physisches Datencenter hat, dann stellt sich halt auch die Frage für die Bedrohungsszenarien, wenn das Datencenter ausfällt, ob das wirklich sicherer ist. Das wäre dann ja zentralisiert und nicht dezentral», sagt Dobler.
Open Source als Alternative
Grünen-Nationalrat Gerhard Andrey fordert hingegen konsequent auf Open-Source-Software, also Software, deren Quellcode öffentlich zugänglich ist, zu setzen: «Wir haben ein sehr tolles digitales Ökosystem in der Softwareentwicklung, im Cloud Computing, in der künstlichen Intelligenz, in der Robotik und sogar im Quantencomputing sind wir wirklich stark. Aber diese Trümpfe gilt es natürlich jetzt auch auszuspielen und nicht bei jeder Vergabe einem amerikanischen Tech-Konzern noch einen weiteren grossen Auftrag zu geben», sagt Andrey.
Die Bundeskanzlei arbeite derzeit an einer Cloudlösung auf Open-Source-Basis, so Andrey. Auch die Bundeskanzlei verweist auf Anfrage von SRF auf dieses Vorhaben. Sie wolle mit dem Armeechef im Gespräch bleiben.
Debatte dürfte neuen Schub erhalten
Der Brief von Armeechef Thomas Süssli, der nun durch Recherchen der «Republik» öffentlich geworden ist, dürfte die Diskussion über geeignete IT-Lösungen in der Bundesverwaltung erneut beleben – und die Frage, wie viel digitale Souveränität die Schweiz wirklich will.