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Christoph Amstutz über die aktuelle Situation
Aus Tagesgespräch vom 03.02.2023. Bild: zvg / BWL
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Arzneimittelmangel Welche Lösungen braucht es nun, um Medi-Engpass entgegenzutreten?

Angesichts des Arzneimittelmangels will der Bund die Meldepflicht und die Pflichtlager für Medikamente ausweiten. So sollen unter anderem Antiepileptika und Parkinson-Medikamente in die Pflichtlager aufgenommen werden.

Auch Medikamente gegen psychische Störungen gehörten dazu, sagt Christoph Amstutz, Leiter des Fachbereichs Heilmittel im Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL), im «Tagesgespräch». Wenn diese Medikamente fehlten, könne es für die Patientinnen und Patienten sehr schlecht herauskommen.

Thematik in Bearbeitung

Diese Thematik sei aber in den letzten Jahren schon in Bearbeitung gewesen, so Amstutz. «Die Listen sind bereit, um sie jetzt in die Pflichtlager oder Meldepflicht zu nehmen». Dies sei in einem normalen Prozess geschehen, bei dem man alle vier Jahre die Medikamente neu beurteile. Die entsprechende Verordnung wolle man nun dem Bundesrat unterbreiten.

Drei Pflichtlager

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Die Pflichtlager für Medikamente seien auf drei bis vier Monate angesetzt, sagt Amstutz. Normalerweise werde ein Pflichtlager angebraucht, momentan seien es drei. Grössere Pflichtlager wären wiederum eine wirtschaftliche Frage.

Zudem laufe noch eine Aktion des Bundes, bei der das BWL mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Versorgungssicherheitsplanung erstelle. Darum habe man die Verordnung etwas zurückgestellt. Damit wolle man praktisch alle kassenpflichtigen Medikamente der Meldepflicht unterstellen. Von der Meldepflicht betroffene Medikamente sind in der Verordnung über die Meldestelle für lebenswichtige Humanarzneimittel definiert.

Erstmals «problematisch»

Erstmals sei die Versorgung mit gewissen Medikamenten als problematisch eingestuft worden, so Amstutz weiter. Zuvor habe man bei Versorgungsstörungen auf Pflichtlager zurückgreifen können oder gewisse Medikamente ausgetauscht.

Gefülltes Medikamentenlager mit einem automatisierten Roboter in der Mitte.
Legende: Automatisiertes Medikamentenlager einer Apotheke im deutschen Leipzig. DPA/Jan Woitas via Keystone

Nun seien bei oralen Antibiotika nicht mehr alle verfügbar. Dies bedeute aber nicht, dass deswegen jetzt Menschen sterben würden. Man könne auf andere Wirkstoffe zurückgreifen, die man ansonsten wegen Resistenzen in Reserve halte.

Insbesondere Medikamente für Kinder fehlten, so Amstutz weiter. Dies sei saisonal bedingt und liege an der Grippewelle und an Infektionen bei Kindern. Es sei aber auch eine Nachwirkung der Pandemie. Im Vergleich zu den Vorjahren war ein Mehrfaches an Antibiotika verbraucht worden.

Heute «problematisch», morgen «kritisch»?

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Die nächste Stufe nach «problematisch» wäre die Einschätzung der Lage als «kritisch». Das würde bedeuten, dass Produkte oder ganze Therapiegruppen nicht mehr verfügbar wären. Oder dass das Risiko bestünde, dass gewisse Personen ihre Medikamente nicht mehr bekommen und geschädigt – zum Beispiel sterben – würden.

Amstutz rechnet damit, dass die Situation zwei bis drei Jahre mindestens problematisch, aber nicht kritisch bleiben wird. «Ich hoffe, dass wir das nicht erreichen werden in Zukunft», sagt Amstutz. Der Lockdown in China sei vorbei und die Versorgungskette normalisiere sich, man bekomme in Zukunft wieder mehr Wirkstoffe.

Gründe vielfältig

Gründe für den Engpass seien einerseits Schwierigkeiten bei den Versorgungswegen der Wirkstoffe aus dem Fernen Osten sowie der Lockdown in China. Auch der Ukraine-Krieg spiele eine Rolle.

Die Medikamentenkrise sei ein weltweites Problem. Schlussendlich gehe es auch um Medikamentenpreise. Da die Preise so tief seien, gebe es zu wenig davon. Hersteller würden bei der Produktion drauflegen.

Wege aus der Krise

Kurzfristig brauche es die vom Bund eingesetzte Taskforce. Doch auch mittel- und langfristig seien Lösungen zu finden, sagt Amstutz weiter. So sollen mit Herstellern und der Heilmittelbehörde Swissmedic auch kreative Wege gefunden oder juristische Wege beschleunigt werden.

Lösungen sollen auch gemeinsam mit Zulassungsbehörden Europa gefunden werden, so Amstutz. «Ich denke, wir sind im Tal, und hoffe, dass wir langsam wieder das Tal der Tränen verlassen können.»

Tagesgespräch, 03.02.2023, 13:00 Uhr;

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