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Asylsystem unter Druck Experte: Schweiz steht nicht vor Migrationskrise wie 2015

  • Das Schweizer Asylsystem ist aufgrund zunehmender Asylgesuche und des Krieges in der Ukraine seit längerem unter Druck.
  • Der Bundesrat hat nun einen Einsatz der Armee beschlossen, mit dem zusätzliche Unterkunftsplätze und Personal bereitgestellt werden sollen.
  • Migrationsexperte Etienne Piguet sieht trotz angespannter Lage immer noch Spielraum im Falle steigender Zahlen.

Trotz eines Zustroms von Asylsuchenden im Jahr 2022 steht die Schweiz nicht vor einer Migrationskrise wie 2015, so der Vizepräsident der Eidgenössischen Migrationskommission, Etienne Piguet. In einem am Samstag veröffentlichten Interview von «Le Temps» meint der Migrationsexperte: «In Militärräumen und PC-Schutzräumen gibt es noch Spielraum.»

Armee greift dem Asylwesen unter die Arme

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Das Staatssekretariat für Migration (SEM) hat zusammen mit der Schweizer Armee die Zahl der Unterbringungsplätze seit dem Frühjahr bereits von 5000 auf mehr als 9000 Betten erhöht und zusätzliches Personal für Betreuung und Sicherheit rekrutiert.

Aktuell besteht weiterer Handlungsbedarf bei der Unterbringung: Das SEM benötigt mittelfristig rund 3000 zusätzliche Plätze. Durch die örtliche Verschiebung von Rekruten- und Kaderschulen sowie «mit geeigneten Verdichtungsmassnahmen» kann die Armee rund 2700 Plätze anbieten. Der Einsatz soll bis Ende März dauern. Das hat der Bund am Freitag bekannt gegeben.

Die Situation sei in Griechenland, Kroatien oder Österreich, wo man von einer Krise sprechen könne, viel besorgniserregender, so Piguet. Sollte die Zahl der Asylsuchenden in der Schweiz weiter steigen, «ist es immer noch möglich, die Standards anzupassen».

Die Lebensbedingungen in den Asylstrukturen sind bereits sehr spartanisch.
Autor: Etienne Piguet Vizepräsident der Eidgenössischen Migrationskommission

Allerdings betont der Migrationsexperte: «Die Lebensbedingungen in den Asylstrukturen sind bereits sehr spartanisch.»

Piguet erklärt die aktuell hohe Zahl an Gesuchen mit der Zunahme von Kriegen, Gewalt und humanitären Krisen – insbesondere in der Ukraine, in Syrien, in Afghanistan und im Iran. Dazu komme die Globalisierung, die den Effekt habe, dass die verschiedenen Teile der Welt näher zusammenrückten.

Ein weisses Zelt im Hintergrund, Absperrband und viele wartende Menschen.
Legende: Flüchtlinge aus der Ukraine stehen in der Warteschlange und warten auf die Registrierung vor dem Bundesasylzentrum Zurich. KEYSTONE/Michael Buholzer

«Heute kann man von viel weiter weg um Schutz in Europa bitten als noch in den 1960er-Jahren, selbst wenn man dabei sein Leben riskiert», stellt Piguet fest. Neben den verbesserten Transportverbindungen habe sich «eine regelrechte Schlepperindustrie» entwickelt. Allerdings gäbe es zu beachten, dass 72 Prozent der Menschen von ihrem Land in ein jeweils angrenzendes Gebiet flüchteten.

Der Bundesrat schätzt, dass die Zahl der Menschen aus der Ukraine in der Schweiz bis Ende des Jahres auf 75'000 und die Zahl der Asylsuchenden auf 24'000 ansteigen wird.

SRF 4 News, 16.12.2022, 12:00 Uhr ; 

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