21 Grad warm soll es diesen Winter in den Wohnungen der allgemeinen Baugenossenschaft Luzern (ABL) höchstens werden. Das ist zwar deutlich wärmer als die vom Bundesrat im Falle einer Gas-Mangellage verordneten 19 Grad. Aber es sei auch deutlich kühler als bisher, sagt ABL-Geschäftsführer Martin Buob. «Es wird in gewissen Wohnungen ein, zwei Grad weniger warm sein.»
Allerdings: «Es wird nicht jede Wohnung und jeder Raum genau 21 Grad haben. Die Temperatur wird zwischen 20 und 22 Grad schwanken.» Wie warm es in der Wohnung genau wird, hängt unter anderem vom Alter der Liegenschaft ab und davon, wo sich die Wohnung befindet. In der Mitte eines Mehrfamilienhauses ist es wärmer als ganz unten oder ganz oben.
Technisch sei die Reduktion der Raumtemperatur nicht schwierig, sagt Buob. Man müsse allerdings bei jeder Heizung die Heizkurve individuell einstellen. «Unser Haustechniker reduziert die Temperatur vor Ort.» Die Mieterinnen und Mieter hätten dann die Möglichkeit, die Temperatur über die Radiatoren und Räder an der Heizung zu regulieren.
Wer in der Wohnung Radiatoren hat und eine Raumtemperatur von 21 Grad will, muss das Ventil am Heizkörper voll öffnen, also auf die 5 stellen, statt wie meist empfohlen auf die 3. Mit jedem Grad, um das die Raumtemperatur abgesenkt wird, kann die Genossenschaft sechs Prozent Heizenergie sparen. ABL-Geschäftsführer Buob macht die Rechnung: «Mit den 21 Grad, die wir vorausgesagt haben, sparen wir 10 bis 15 Prozent.»
Kritik vom Mieterverband
Weniger heizen und damit Gas einsparen, das sieht der Mieterinnen- und Mieterverband der Schweiz kritisch. Mieter hätten ein Anrecht auf geheizte Wohnungen. 19 bis 21 Grad sei die Regel und vom Bundesgericht in mehreren Urteilen bestätigt, betont der grüne Luzerner Nationalrat und Vize-Präsident des Mieterverbands, Michael Töngi.
Menschen, die krank sind, vorzuschreiben, nur noch auf 19 Grad zu heizen, geht aus unserer Sicht nicht.
Deshalb sei man vor allem mit den Sparplänen des Bundes nicht einverstanden. «Wir finden diese Bundesvorschrift problematisch. Es gibt unterschiedliche Bedürfnisse – zum Beispiel bei Menschen, die krank sind oder die Wohnung nicht mehr verlassen können. Ihnen vorzuschreiben, nur noch auf 19 Grad zu heizen, geht aus unserer Sicht nicht.»
Dass Vermieter die aktuelle Situation ausnützen und auf dem Buckel der Mieterinnen Kosten einsparen, befürchtet Töngi dagegen nicht. «Die Vermieter sparen kein Geld. Denn sie können die Kosten für das Heizen überwälzen.» Es sei ein Problem in der Energiepolitik, dass die Mieterinnen und Mieter am Schluss alles bezahlen müssen. «Man könnte überlegen, die Vermieter bei schlecht isolierten Wohnungen in die Pflicht zu nehmen.»
Wir glauben, dass mit 21 Grad gut gewohnt werden kann. Die Mieter wollen zum Klima Sorge tragen und ihren Beitrag leisten.
Kosten einsparen war denn auch bei der allgemeinen Baugenossenschaft Luzern nicht das zentrale Argument für den Entscheid, die Temperatur in den Wohnungen zu reduzieren, wie Martin Buob sagt. «Wir haben vor allem das Klima im Blick. Wir glauben, dass mit 21 Grad gut gewohnt werden kann. Die Reaktionen der Mieter waren, wie wir sie erwartet haben: Sie wollen zum Klima Sorge tragen und ihren Beitrag leisten.»
Tatsache ist nämlich auch, dass von den gut 2000 ABL-Wohnungen fast 90 Prozent mit fossilen Brennstoffen geheizt werden, vor allem mit Gas. Deshalb hat die Genossenschaft entschieden, in Zukunft ganz auf fossile Brennstoffe zu verzichten. Bis 2030 will sie CO2-neutral sein und ihre Wohnungen erneuerbar heizen. Die aktuelle Lage auf dem Gasmarkt bestätigt die Genossenschaft in ihrer Strategie.