Die Zeit der Geisterspiele ist vergessen. Tausende Fussballfans jubelten oder litten dieses Wochenende wieder in den Stadien mit ihren Mannschaften mit: Ohne Maske, ohne Abstandsregeln. Voraussetzung dafür war nebst einem Ticket ein Covid-Zertifikat. Dieses mussten Fans zusammen mit einem Ausweis vorzeigen. Die Kontrollen liefen in verschiedenen Stadien problemlos ab. Doch Augenscheine vor Ort zeigten, dass viele Fans den Fussballrängen fern blieben.
GC gegen FC Basel – hartgesottene Fans protestieren draussen: Mehrere Hundert Basler-Fans versammelten sich am Sonntag vor dem Zürcher Letzigrundstadion. Auch der harte Kern der GC-Fankurve feuerte die Mannschaft lediglich von draussen an. Denn die Fans störten sich an der Ausweispflicht. Sie befürchten, dass so Schritt für Schritt personalisierte Tickets wie beim FC Sion eingeführt werden.
Trotz des Wegbleibens gewisser Fans: Rund 3500 Zuschauerinnen und Zuschauer fieberten im Stadion mit. Beim Eingang kam es zu Wartezeiten von rund einer Viertelstunde. Die Fans nahmen es mit Humor: «Die Schlange sieht zwar lange aus», kommentierte ein junger FCB-Fan, «aber es geht noch». Die Kontrolle der Covid-Zertifikate und Ausweise ging zügig vorwärts, die Verantwortlichen mussten kaum jemanden abweisen.
FC Luzern gegen YB – kein Fan-Boykott: Das Spiel FCL gegen YB hatte über 13'000 Zuschauerinnen und Zuschauer ins Stadion auf der Luzerner Allmend gelockt. Sie alle mussten entweder ein gültiges Covid-Zertifikat vorweisen oder sich vor dem Match testen lassen. Eigens dafür errichtete der Luzerner Fussballclub am Eingang der Swisspor-Arena ein kleines Testcenter. Rund 600 Personen hätten davon Gebrauch gemacht, sagt Stefan Wolf, Präsident des FCL. «Man musste sich registrieren, einen Test machen und eine Viertelstunde später hatte man das Zertifikat auf dem Smartphone.»
Ein Augenschein vor Ort zeigte, dass es mit den Tests ziemlich speditiv vorwärtsging und es zu keinen grossen Wartezeiten kam. Die Namen jener, die ins Stadion gingen, wurden trotz Zertifikats-Kontrolle nicht gespeichert. Damit erfüllte der FCL eine der Hauptforderungen der hartgesottenen Fans, die anonym bleiben wollen. Deshalb kam es in Luzern zu keinem Boykott der FCL-Fans.
FC Sion gegen Servette – Empörung über personalisierte Tickets: Beim ersten Heimspiel und Derby des FC Sion waren am Sonntag 4000 Zuschauerinnen und Zuschauer dabei – statt wie im Schnitt 5700 in der Saison 19/20 oder gar 9000 in der Saison davor.
Die Fangruppen protestierten, vor allem die Ultras der Nordtribüne blieben dem Stadion fern und wehrten sich gegen die personalisierten Tickets und weil derzeit alle sitzen müssen. Weil in Sion zudem keine Gästefans zugelassen sind, mischten sich einige Fans von Servette unter die Walliserinnen und Waliser.
Da der Andrang klein war, kam es zu keinen langen Warteschlangen vor dem Stade de Tourbillon. «Es verlief an allen Zugängen problemlos und speditiv», sagt SRF-Sportreporter Waldemar Schön. Zudem seien genügend Leute aufgeboten worden, um auch grössere Personenmengen kontrollieren zu können, so Gelson Fernandes, Vize-Präsident des FC Sion.
Fans vor Ort sagten auf Anfrage, sie seien einfach nur froh, wieder ins Stadion zu dürfen. Die Stimmung sei jedoch wie das Spiel nur mittelprächtig gewesen, bilanziert Sportreporter Schön: «Vor allem die Fangesänge der Ultras fehlten bei solch einem Derby.» Dass auch keine Servette-Fans zugelassen waren, habe die Stimmung zusätzlich getrübt.