Zum Inhalt springen

Ausbau der Eliteeinheit AAD 10 «Nur schon in die nähere Auswahl zu kommen, ist schwierig»

Die Spezialeinheit habe einen ausgezeichneten Ruf und halte mit den Besten mit, sagt Sicherheitsexperte Bruno Lezzi.

Das 2004 aufgestellte Armee-Aufklärungsdetachement AAD 10 besteht aus mehreren Dutzend Berufssoldaten. Nun sollen elf weitere Spezialisten rekrutiert werden. Ein beliebiger Ausbau sei schon aufgrund der harten Selektion nicht denkbar, stellt Sicherheitsexperte Bruno Lezzi fest.

Bruno Lezzi

Militärhistoriker und Journalist

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Bruno Lezzi ist Militärhistoriker. Er begann seine Karriere im Nachrichtendienst im damaligen Eidgenössischen Militärdepartement (EMD). Er war auch Mitverfasser des Berichts 90 über die Sicherheitspolitik der Schweiz. Später wurde er Redaktor für Sicherheitspolitik bei der NZZ. Lezzi dozierte zu Sicherheitspolitik an der Universität Zürich. Jüngst ist sein Buch «Von Feld zu Feld» erschienen (Verlag Edition Königstuhl), ein Rückblick auf mehrere Jahrzehnte Beobachtung der Schweizer Sicherheitspolitik.

SRF News: Was ist die Aufgabe dieses Armee-Aufklärungsdetachements AAD 10?

Bruno Lezzi: Die 2004 aufgestellte Elite-Einheit gehört zum Kommando Spezialkräfte der Schweizer Armee und ist primär für Einsätze im Ausland vorgesehen. Es ist eine vielfältig einsetzbare Berufseinheit, die auch im Inland eingesetzt werden kann. In der heutigen Lage aber vermutlich eher subsidiär, also unter Führung der zivilen Behörden beziehungsweise der zivilen Polizei.

Wie muss man sich die Einsätze der AAD 10 im Ausland vorstellen?

Das sind Einsätze zum Schutz von beispielsweise Botschaften, wie es in Libyen von 2012 bis 2014 der Fall war. Es geht neben dem Schutz von Personen und Objekten auch um die Rückführung und Evakuation von Personen im Ausland. So kann man sich das grob vorstellen.

Also mehr als eine Truppe von Haudegen und Bodyguards?

Absolut. Das sind breit ausgebildete, psychisch und physisch sehr resistente Soldaten. Ich habe sie einmal in einer sehr beeindruckenden Übung gesehen. Wenn man die Schilderungen des Schweizer Botschafters in Libyen hört, so ist er angetan von der Leistungsfähigkeit dieser Truppe. Sie hätte eine ausgezeichnete Arbeit geleistet und den Vergleich mit italienischen Spezialkräften der Carabinieri oder der amerikanischen Special Operation Forces durchaus ausgehalten.

Wie hoch sind die Anforderungen, um in diese Einheit zu kommen?

Das ist sehr schwierig. Man muss eine ganze Palette von Anforderungen erfüllen, um dann wirklich in die nähere Auswahl zu kommen. Da kann man sich nicht einfach melden, auch wenn man sportlich sehr gut ist. Es wird alles überprüft, von der psychischen Resistenz bis zur physischen Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit. Man kommt in Krisenlagen zum Einsatz, wo die Anforderungen entsprechend hoch sind.

Jetzt läuft also gerade wieder ein Rekrutierungsverfahren. Braucht es jetzt immer mehr von diesen Soldaten?

Ich kenne die Pläne und die Organisationstabellen nicht. Aber man wird diese Truppe nicht beliebig ausbauen können. Auch schon aufgrund der Tatsache, dass sich nur wenige für diese Einsätze eignen. Wenn man aber davon ausgeht, dass die Lage in den nächsten Monaten und Jahren nicht einfacher wird, so braucht man doch eine gewisse Handlungsfreiheit. Man muss vielleicht nicht nur eine Botschaft wie in Libyen schützen, sondern vielleicht noch eine weitere. Da braucht es bezüglich Ablösungsrhythmen mehr Leute, als man jetzt zur Verfügung hat.

Reicht die geplante Aufstockung aus?

Rückblickend war Libyen ein Sonderfall. Man könnte sich aber vorstellen, dass zwei Einsätze gleichzeitig nötig werden. Aber wie überall – man kann nicht alles schützen und nicht überall präsent sein. Auch bei einem noch viel grosszügigeren Ausbau bleibt irgendwo ein Restrisiko bestehen.

Das Gespräch führte Teresa Delgado.

Meistgelesene Artikel