Mit einem Spatenstich am Mittwoch bei Oberriet eröffnet die SBB eine Grossbaustelle im St. Galler Rheintal. Auf der Strecke St. Gallen – Sargans investiert die SBB rund 250 Millionen Franken in neue Gleise. Ziel sind Fahrplanstabilität und ein Schnellzug-Halbstundentakt im Rheintal.
Die Teilprojekte bei Buchs und Oberriet lagen im Januar 2021 öffentlich auf. Einsprachen konnten schnell bereinigt werden, sagt der Gemeindepräsident von Oberriet, Rolf Huber. Im Frühling 2025 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Der Doppelspurausbau stand nie zur Diskussion. Im Gegensatz zum Halbstundentakt des Schnellzuges Regionalexpress (Rex).
Widersprüchliche Signale der SBB
Der Doppelspurausbau wird aus dem Topf «Strategisches Entwicklungsprogramm (STEP) Ausbauschritt 2025» des Bundes finanziert. Es ist ein langfristig angelegtes Projekt zur Stärkung des Regionalverkehrs im Kanton St. Gallen.
Allerdings kündigte die SBB im Frühjahr 2022 plötzlich an, den geplanten Halbstundentakt beim Schnellzug im Rheintal auszudünnen – um Geld zu sparen. Sie begründete dies mit dem Sparauftrag in Höhe von 80 Millionen Franken durch den Bundesrat. Der Aufschrei im Kanton St. Gallen war gross. Im Juni krebste die SBB zurück und versprach, den Halbstundentakt ab Ende 2024 einzuführen.
«Wenn schon gebaut wird, dann soll die Strecke auch befahren werden», dieser Meinung ist auch Philipp Morf. Der ehemalige Angebotsplaner der SBB, der heute als Privatunternehmer Transport- und Logistikunternehmen und Behörden bei Optimierungsprozessen berät, übt gleichwohl leise Kritik an einem Teil des Doppelspurausbaus und an der Kommunikation der SBB.
Nutzen und Ertrag teilweise infrage gestellt
Für Philipp Morf ist klar: Den Ausbau bei Buchs auf zwei Spuren braucht es. «Hier geht es um Kreuzungen mit anderen Schnellzügen», sagt Morf. Nur so könne ein Halbstundentakt zwischen St. Gallen und Buchs eingeführt werden und die Kreuzung mit dem Railjet Zürich – Wien beispielsweise garantiert werden.
Wer nimmt für weite Strecken schon den Zug mit Halt an allen Stationen?
Kritischer steht er dem Ausbau bei Oberriet gegenüber. Die Frage sei, ob es die langsame S4 und den Regionalexpress Rex je im Halbstundentakt brauche. «Wer nimmt für weite Strecken schon den Zug mit Halt an allen Stationen?», fragt er sich. Die S4 würde man besser als Zulieferzug nutzen, ist Morf überzeugt. Dann hätte aus seiner Sicht weiterhin eine Spur gereicht.
Auch die SBB rief am Spatenstich die Bevölkerung auf, das Angebot dann auch wirklich zu nutzen. Den Ausbau bei Oberriet vergleicht Morf mit dem Doppelspurausbau am Zugersee bei Walchwil, der vehement bekämpft wurde.
Schwierig findet Morf auch die Kommunikation der SBB. So gebe es unterschiedliche Signale und keine einheitliche Kommunikation aus dem Haus SBB. Entweder äussere sich der Bereich Infrastruktur, so wie am Spatenstich vom Mittwoch, wo die SBB betonte, sie baue, was die Politik beschliesse. Oder der Bereich Personenverkehr sagt, dass die Linien rentabel betrieben werden müssen und entsprechend verkündet, dass der Halbstundentakt ausgedünnt würde.
Freude im St. Galler Rheintal
Fürs St. Galler Rheintal und den Kanton St. Gallen ist der Beginn des Doppelspurausbaus ein freudiger Moment. Im politischen Verteilkampf der STEP-Gelder haben sie die Zusage für 250 Millionen Franken bekommen, die in den nächsten drei Jahren verbaut werden. Dabei kommt es zu Streckensperrungen in der Nacht und an einzelnen Wochenenden.