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Ausländische Fachkräfte Expats in der Schweiz – zwischen Hoffnung und Hürden

Wie schwer ist es, in der Schweizer Arbeitswelt Fuss zu fassen? Ein Maurer aus Deutschland und eine Marketingexpertin aus Indien erzählen.

Fremdarbeitende, Gastarbeitende, früher auch «Saisonniers» – in der Schweiz gibt es einige Begriffe für jene Menschen, die aus einem anderen Land herkommen, um zu arbeiten. Denn die Schweiz braucht sie, hat sie immer schon gebraucht: auf dem Bau, in der Landwirtschaft, der Logistik, dem Detailhandel, im Gesundheitswesen. Vieles wäre undenkbar ohne Arbeitskräfte aus dem Ausland.

Expats sind ausländische Fachkräfte, die top ausgebildet und hochspezialisiert sind. Was sind das für Menschen, die oft nur für ein paar Jahre in die Schweiz kommen?

Ankommen in der Schweiz

Ein Maurer aus Deutschland und eine Marketingexpertin aus Indien – zwei ganz unterschiedliche Menschen – erzählen von ihren Geschichten. Zwei Dinge haben sie jedoch gemeinsam: Einfach war es für beide nicht, in die Schweiz zu kommen. Und bleiben wollen beide.

Divya Shori lebt im zürcherischen Embrach. Hier hat die Inderin mit ihrem Mann und ihrer Tochter ein neues Zuhause gefunden. 2500 Franken zahlt die Familie für die Zweieinhalbzimmer-Wohnung. Auf Bedienstete wie in Indien müssen sie in der Schweiz verzichten.

Eine Frau mit rotem Lippenstift sitzt lachend an einem Tisch.
Legende: Divya Shori hat in der Schweiz am meisten mit dem Alleinsein zu kämpfen. Ihr Mann geht um 6:30 Uhr zur Arbeit und ihre Tochter zur Schule. SRF

Auf die Frage, ob die Familie in Indien mehr Komfort gehabt hätte, antwortet Divya Shori: «Oh ja, in Indien wohnten wir in einer schönen Wohnanlage. Es gab da ein Freizeitprogramm für die Kinder und die Erwachsenen, und auch einen Pool und ein Fitnesszentrum.» Das alles gebe es bei der jetzigen Wohnsituation nicht.

Sebastian Frey hingegen ist alleine in die Schweiz gekommen. Er sei ein Einzelgänger und brauche nicht viel, um glücklich zu sein, sagt Frey über sich. Der 30-jährige Maurer aus Bayern lebt seit drei Monaten im sankt-gallischen Uznach. Zuerst wohnte er im Hotel, mittlerweile hat er seine eigene Wohnung.

Aus meiner Komfortzone zu gehen und etwas Neues zu machen, war für mich das Schwierigste.
Autor: Sebastian Frey Expat aus Deutschland

Er spricht darüber, was für ihn die grösste Herausforderung war: «Das Schwierigste war für mich die Überwindung. Also raus aus meiner Komfortzone zu gehen und etwas Neues zu machen.»

Ein Mann mit einem Helm sitzt in einem Bagger und spricht.
Legende: Sebastian Frey sagt über sich: «Ich brauche nicht viel, um glücklich zu sein.» SRF

Divya Shori kam in die Schweiz, weil ihr Mann Babin Rathan einen guten Job als IT-Spezialist bei einer Grossbank gefunden hat. Der Umzug in die Schweiz war für die indische Mittelklasse-Familie eine ziemliche Umgewöhnung. Hier mussten sie lernen, alltägliche Dinge selbst zu erledigen.

In der Schweiz haben wir gelernt, die Spülmaschine oder die Waschmaschine zu bedienen.
Autor: Babin Rathan Expat aus Indien

«Wir haben so viel Neues gelernt: etwa die Spül- oder die Waschmaschine zu bedienen, viele kleine Sachen», sagt Babin Rathan.

Schwieriger Berufseinstieg trotz Qualifikation

Auch für Sebastian Frey aus Bayern war der Schritt in die Schweiz nicht einfach. Zuerst hat er versucht, sich auf eigene Faust zu bewerben – ohne Erfolg. Und dies, obwohl Maurer auf dem Schweizer Arbeitsmarkt gesucht sind.

«Ich habe meine Bewerbungen losgeschickt, aber von vielen gar keine Antwort bekommen. Vor allem als klar wurde, dass ich noch in Deutschland bin und vorhabe, in die Schweiz zu kommen.» Erst, als sich Sebastian Frey einen Vermittler zur Hilfe genommen hat, ging es vorwärts. Dieser hat ihm in kürzester Zeit Job und Wohnung vermittelt.

Divya Shori wiederum durfte als Ehefrau eines Expats aus Indien erst nach einem Jahr in der Schweiz auf Arbeitssuche gehen. Doch ihre Bemühungen blieben bisher erfolglos.

Eine Frau mit einer weissen Perlenkette sitzt am Tisch und spricht.
Legende: Inzwischen lässt sich Divya Shori von Expat-Coach Angela Weinberger begleiten. SRF

Die Beraterin Angela Weinberger riet Divya Shori daraufhin, sich zu vernetzen. Inzwischen hat sich die Inderin als Marketingexpertin selbstständig gemacht und hilft indischen Start-ups, in Europa bekannt zu werden und Fuss zu fassen.

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10vor10, 05.08.2025, 21:50 Uhr; noes

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