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Gender-Analyse zur Pandemie: Frauen stärker belastet
Aus Rendez-vous vom 23.05.2022. Bild: Keystone
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Auswirkungen der Coronakrise Die Pandemie war für Frauen die grössere Belastung

Gewisse Geschlechterungleichheiten haben sich während der Corona-Pandemie verschärft. Das ist das Fazit einer neuen Studie.

Um es vorwegzunehmen: Frauen kamen in der Tendenz bei den Covid-Massnahmen nicht etwa schlechter weg, weil sie Frauen sind. Sondern: Es geht um die Branchen, in denen sie arbeiten oder wegen ihrer kleinen Arbeitspensen. Am stärksten betroffen seien Mütter und Frauen mit Migrationshintergrund gewesen. Dies erklärt Bettina Fredrich, Geschäftsführerin der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen (EKF). «Sie gehören zu den Verliererinnen.»

Zur BASS-Studie

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Die BASS-Studie untersuchte Effekte der Covid-19-Krise in der Schweiz. Thema waren die geschlechtsspezifischen Beschäftigungs- und Einkommenseffekte. Das Projektteam hat zudem die Auswirkungen auf die Arbeitsteilung in der Familie beleuchtet. Ebenfalls wurden geschlechtsspezifische Unterschiede und die Finanzhilfen des Bundes untersucht.

In Auftrag gegeben wurde die Studie von der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen. Das Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS hat sie durchgeführt.

Ein Grund dafür sei, dass viele Frauen in schlechter bezahlten Berufen arbeiteten. Die Einkommensungleichheit im Tieflohnbereich habe zugenommen. «Die Haushalte mit den kleinen Einkommen hatten während der Pandemie noch kleinere Einkommen. Und dort hat es halt überdurchschnittlich viele Frauen, Mütter, Alleinerziehende und niedrig qualifizierte Frauen.»

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Aus dem Archiv: Warum leiden Frauen besonders unter der Pandemie?
aus SRF 4 News aktuell vom 06.04.2020. Bild: Keystone/Archiv
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Bei den finanziellen Hilfen des Bundes sei weniger Geld in Branchen der sogenannten «sonstigen Dienstleistungen» geflossen als erwartet, steht in der Studie. Zu diesen Dienstleistungen gehören Coiffeure und Kosmetikstudios. Auch das Branchen mit hohem Frauenanteil.

Keine Hilfe für Privatangestellte

Eine Gruppe sei bei den Entschädigungen völlig vergessen gegangen, sagt Bettina Fredrich: die Angestellten in Privathaushalten: «Sie haben überhaupt nicht von Hilfen profitiert. Und dort arbeiten grossmehrheitlich Frauen.» 50'000 Angestellte in Privathaushalten gebe es in der Schweiz. Davon seien rund 90 Prozent Frauen.

Diese Angestellten müssten künftig besser unterstützt werden. Die Kommission für Frauenfragen fordert unter anderem auch bessere Möglichkeiten zur Kinderbetreuung wie Kitas oder Tagesschulen, damit Frauen in höheren Pensen berufstätig sein könnten.

Entscheidende Daten fehlen

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Laut der Studie wurden nicht zu Beginn weg geschlechtersegregierte Daten erhoben. Das betrifft beispielsweise die Kurzarbeitsentschädigung. So wisse man heute nicht, wie viel Geld Frauen und wie viel Männer erhalten haben. Das erschwere die Analyse. Auch die Massnahmenschaffung für die Zukunft.

Dass aus der Pandemie Lehren gezogen werden müssen, sieht auch Daniella Lützelschwab. Sie ist Arbeitsmarktexpertin beim Schweizerischen Arbeitgeberverband. Es sei aber kein Geschlechterproblem. Sie spreche von Mitarbeitenden mit und ohne Elternpflicht.

Unternehmen müssten sich auf den Fall einer nächsten Pandemie vorbereiten. «Darum ist es sicher wichtig, dass sich jedes Unternehmen die Frage stellt: Wo kann ich für den Fall, dass es zukünftig nochmals eine solche Situation geben könnte, etwas machen? Ich gehe davon aus, dass man die Grundlagen auch auf Ebene der Gesetze nochmals überprüft.»

So müssten die Frage der Entschädigungen im Epidemiengesetz geregelt werden. Die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen aber bleibt dabei: Auch in der Gleichstellungsfrage müsse sich mehr bewegen. Diese sei kein «nice-to-have», sondern ein Verfassungsauftrag.

Das sind die wichtigsten Erkenntnisse und Empfehlungen

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  • Kita- und Schulschliessungen beeinträchtigen die Erwerbsintegration von Müttern
    Empfehlung: Die Kinderbetreuung und deren Finanzierung durch die öffentliche Hand soll ausgebaut werden. Auch in Krisen soll der Betrieb aufrechterhalten bleiben.
  • Home-Office-Pflicht kann Vereinbarkeitskonflikte verstärken
    Empfehlung: Es braucht Rahmenbedingungen für Home-Office. Die Care-Arbeit soll gleichgerichtet verteilt sein.
  • Entwicklung der Beschäftigung: Teilzeitbeschäftigte besonders betroffen
    Empfehlung: Die Erwerbsintegration von Frauen muss gestärkt werden. Eltern brauchen das Anrecht auf eine Pensenreduktion nach der Geburt eines Kindes. Das soll mit dem Rückkehrrecht auf das ursprüngliche Pensum ergänzt werden.
  • Entwicklung der Einkommen: Tieflohnbeziehende besonders betroffen
    Empfehlung: Die Nachqualifizierung von Frauen soll gezielt gefördert werden. Zudem soll die Tieflohnarbeit aufgewertet werden. Auch der bessere Lohnschutz im Krisenfall soll gewährt werden.
  • Zugang zu Unterstützungsmassnahmen: Persönliche Dienstleistungen untervertreten
    Empfehlung: Es gibt frauentypische Branchen. In diesen sollen die Bedürfnisse von Kleinunternehmen berücksichtigt werden.
  • Lücken im Auffangnetz: Beschäftigte in privaten Haushalten
    Empfehlung: Beschäftigte in privaten Haushalten sollen spezifische Unterstützung bekommen.
  • Wirkung der Kurzarbeitsentschädigungen: Entscheidende Daten fehlen
    Empfehlung: Geschlechterspezifische Daten sollen erhoben und ausgewertet werden
  • Geschlechterungleichheiten haben sich in der Pandemie verstärkt
    Empfehlung: Kriseninterventionsmassnahmen sollen geschlechtergerecht gestaltet werden
  • Massnahmen treffen auf bereits bestehende Schieflagen
    Empfehlung: Mit mehr Gleichstellung soll die Resilienz von Wirtschaft und Gesellschaft gestärkt werden.

Rendez-vous, 23.05.2022, 12:30 Uhr

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