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Auto als Ausweichmöglichkeit Sommerferien: Droht nun das grosse Chaos auf den Strassen?

Am Wochenende beginnen mancherorts die Sommerferien. Aufgrund der Flugsituation dürften viele auf das Auto wechseln.

In vielen Schweizer Kantonen beginnen die Sommerferien. Die Lust von Herrn und Frau Schweizer auf Ferien im Süden könnte diesen Sommer kaum grösser sein. Nach den coronabedingten Einschränkungen der letzten Jahre verzeichnen die Reisebüros wieder rasant steigende Buchungszahlen.

Doch inmitten der grossen Vorfreude steigen dunkle Wolken am Horizont auf. Die Swiss und andere Fluggesellschaften gaben bekannt, dass aufgrund von Personalengpässen gewisse Flüge gestrichen werden müssen. Auch andere Flughäfen sind von diesem Problem betroffen. Vor allem an Wochenenden kam es vermehrt zu tumultartigen Szenen, weil sich die Passagiere an den Check-in-Schaltern stauten und die Abfertigung nicht nachkam. In den kommenden Wochen dürfte sich die Situation noch weiter verschlimmern.

Tipps zum Stauvermeiden

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Die Staus auf Schweizer Strassen in diesem Sommer sind unausweichlich. Was empfiehlt das Astra den Autofahrern?

  • Vermeiden Sie, wenn möglich, die Hauptreisetage Freitag bis Sonntag und fahren Sie unter der Woche.
  • Gleiches gilt für (Tages-)Ausflüge in die von Stau besonders betroffenen Regionen.
  • Wenn Sie zur Hauptreisezeit fahren müssen, planen Sie genügend Zeit ein und führen Sie genügend Getränke im Auto mit.

Was nun? Es ist anzunehmen, dass viele Menschen für gewisse Strecken auf das Auto umsteigen werden. «Die Leute wollen wieder reisen», erklärt Thomas Rohrbach, Mediensprecher beim Bundesamt für Strassen (Astra). Aufgrund der aktuellen Situation sei der Umstieg auf das Auto für viele eine Option geworden. «Nebst den Problemen an den Flughäfen könnten auch mögliche rasch eingeführte Corona-Einschränkungen Gründe sein.» Mit dem Auto sei man deutlich flexibler und könnte auch sofort handeln, falls gewisse Länder erneute Massnahmen einführen würden, so Rohrbach.

Wie jedes Jahr hat das Astra eine Mitteilung über die kommenden Sommermonate herausgegeben. Auch dort ist man überzeugt, dass das Verkehrsaufkommen 2022 überdurchschnittlich hoch sein wird. « Der coronabedingte Nachholbedarf für Ferienreisen und die im Flugverkehr erwarteten Probleme dürften sich zusätzlich negativ auf das Verkehrsgeschehen auswirken.»

Einen Boom erlebt seit dem Ausbruch des Coronavirus auch die Caravaning-Branche. Im Jahr 2021 wurden fast doppelt so viele Camper zugelassen wie vor Corona. Auch im aktuellen Jahr geht der Ansturm auf die Camper weiter. «Wer jetzt noch kurzfristig ein Wohnmobil für die Sommerferien mieten will, braucht Glück, um noch ein freies Fahrzeug zu finden», erklärt Caravaningsuisse, der Schweizerische Caravan-Gewerbeverband.

«An einzelnen Tagen komplett ausgebucht»

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Zug.
Legende: Keystone

Auf den Strassen könnte im Sommer ein extrem hohes Verkehrsaufkommen erreicht werden. Wie sieht es auf den Schienen aus? SRF News hat bei der SBB nachgefragt.

Spüren Sie bei der SBB eine Zunahme von Buchungen?

Im internationalen Personenverkehr sehen wir seit Wochen eine stark steigende Nachfrage im Tages- und Nachtzugverkehr. Bereits über Ostern / Auffahrt / Pfingsten waren mehr Reisende mit unseren Zügen grenzüberschreitend unterwegs als noch 2019.
Auch über die Sommerferien ist die Auslastung auf unseren internationalen Verbindungen sehr gut. Insbesondere die Nachtzüge sind bis Mitte August an einzelnen Tagen bereits komplett ausgebucht. Tipp: Bei Reisen unter der Woche, z.B. am Dienstag oder Mittwoch, sind häufig noch Plätze verfügbar. Stark ausgelastet sind vor allem die Wochenenden.

Ist die SBB auf einen möglichen Run vorbereitet?

Die SBB hat sich darauf vorbereitet, dass die Kunden in diesem Jahr wieder vermehrt ins Ausland reisen möchten. Deshalb bieten wir bereits seit März bei allen Verbindungen die volle Kapazität an. In den letzten Jahren haben wir die Kapazität im internationalen Personenverkehr deutlich ausgebaut. So wurde nach Frankreich mit dem Einsatz des zweistöckigen TGV und mehr Verbindungen die Kapazität um 30 Prozent erhöht. In Deutschland konnte mit dem Einsatz des neuen ICE 4 die Kapazität um 20 Prozent gesteigert werden und Richtung München haben wir das Angebot nahezu verdoppelt. Auch nach Italien wurde mit dem Einsatz des Giruno und der Einführung von mehr Verbindungen die Kapazität deutlich ausgebaut. Damit sind die Kapazitäten ausreichend, um die gestiegene Nachfrage abzudecken. Selbstverständlich kann es dennoch an Spitzentagen oder bei einzelnen Verbindungen zu Engpässen kommen.

Wer bei der Ferienplanung noch zeitlichen Spielraum hat, könne kurz nach der Hauptreisezeit bis zu den Herbstferien noch freie Kapazitäten finden. «Der Caravaningbranche gelingt es darum nur teilweise, aus einer aus aktuellem Anlass (Flugprobleme) erhöhten Nachfrage nach Miet-Wohnmobilen auch Buchungen zu generieren.»

Wie überfüllt werden die Strassen?

Steigt das Verkehrsaufkommen, spüren das auch die Ortschaften rund um die Nationalstrassen herum. «Wichtig ist es, bei Stau auf der Autobahn nicht auf Nebenstrassen auszuweichen.» Dieser Ausweichverkehr belaste die Menschen in den Ortschaften entlang der Nationalstrassen und führe letztlich zum Verkehrskollaps in den Regionen, so Rohrbach. Zeit gewinne man auf diese Art und Weise sowieso nicht. «Auf der Autobahn löst sich der Stau schneller auf.»

Wie hoch das Verkehrsaufkommen sein wird, darauf will man sich beim Astra nicht festlegen. Fest steht aber, dass auf den Schweizer Strassen im laufenden Jahr überdurchschnittlich viel Verkehr unterwegs ist. «Ein ähnlich hohes Verkehrsaufkommen wie über Pfingsten haben wir noch selten gesehen», so Rohrbach.

Ob der Ferienreiseverkehr 2022 in punkto Stau neue Rekordwerte erzielen wird, wird man in den kommenden Wochen sehen.

Tagesschau, 1.7.2022, 19:30 Uhr

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