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SBB lässt Mieter im Dunkeln sitzen
Aus Espresso vom 29.03.2021. Bild: Keystone
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Automatische Storen SBB lässt Mieter im Dunkeln sitzen

Mieter des Meret-Oppenheim-Hauses in Basel sassen sechs Tage hinter verdunkelten Fenstern – aus Sicherheitsgründen.

Das 81 Meter hohe Gebäude beim Bahnhof Basel wurde von den bekannten Architekten Herzog & De Meuron entworfen. Darin befinden sich in den oberen Etagen hochwertige Mietwohnungen. Im unteren Bereich ist der Standort von SRF Kultur. Die Fassade des Hochhauses erinnert an eine überdimensionale Röstiraffel. Die Storen der Fenster – sogenannte Shutter – sind seitlich von den Fenstern handorgelartig zusammengefaltet und können sowohl von den Mietern als auch von der Verwaltung gesteuert werden.

«Als ich vor zwei Jahren einzog, hat man mir erklärt, dass die Shutter bei Wind automatisch geschlossen würden und dann von den Bewohnern nicht mehr geöffnet werden könnten», erzählt die Mieterin. Damals ahnte sie noch nicht, dass sie diesen Winter mehrere Tage am Stück hinter verschlossenen Storen verbringen würde.

Sechs Tage blieben Storen geschlossen

Erstmals im Januar 2021 hätten sich die Shutter für einige Tage geschlossen: «Damals hatte es geschneit und die Verwaltung informierte uns später in einer Mail, dass die Shutter aus Sicherheitsgründen wegen des Schnees hätten geschlossen werden müssen», erzählt die Mieterin im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Weil von den Shuttern Eisklumpen in die Tiefe hätten fallen können, habe man diese schliessen müssen, hiess es in der Mail der SBB. Sie ist Besitzerin des Meret Oppenheim-Hochhauses.

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Sechs Tage lang geschlossene Fensterläden – keine Aussicht und kaum Tageslicht
Aus News-Clip vom 26.03.2021.
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Vom 12. bis 17. Februar 2021 seien die Shutter dann erneut geschlossen gewesen. Ganze sechs Tage am Stück inklusive Wochenende, erzählt die betroffene Mieterin. Dieses Mal wegen Minustemperaturen. Für die Hörerin war das eine Zumutung: «Die Dunkelheit hat mich weniger gestört als die Tatsache, dass ich nicht mehr aus den Fenstern schauen konnte. Ich kam mir vor wie im Gefängnis.» Sie will sich nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn sie wegen Corona in Quarantäne gewesen wäre und nicht aus dem Haus hätte gehen können. Die Verwaltung informierte die Mieter später darüber, dass solch extremen Wetterereignisse mit Schnee und tiefen Temperaturen für Basel aussergewöhnlich und darum Einzelfälle seien.

Durchschnittlich sechs Eistage laut Statistik im Januar in Basel

Dem widerspricht jedoch Jan Eitel von SRF Meteo: «Im Januar gibt es in Basel durchschnittlich sechs Eistage mit Temperaturen unter null Grad. Und auch Schnee gibt es in Basel immer wieder.» Da stellt sich natürlich die Frage, ob es sinnvoll ist, an so einem Ort mitten in Basel solche Storen zu installieren.

Die SBB als Besitzerin des Meret Oppenheim-Hochhauses ist sich bewusst, dass geschlossene Storen bei den Mietern für Ärger sorgen. Mediensprecherin Sabine Baumgartner sagt: «Das ist keine Schikane, sondern eine Sicherheitsmassnahme. Mieter wie Passanten könnten von herabfallenden Eisstücken getroffen werden.» Das gelte es zu verhindern. «Wir nehmen die Anliegen der Mieter aber ernst und sind daran, Lösungen zu finden.»

Mietzins-Reduktion für sechs Tage geschlossene Storen?

Box aufklappen Box zuklappen

Aus Sicherheitsgründen hat die Hausverwaltung die Storen für ganze sechs Tage geschlossen. Da stellt sich die Frage: Haben die Mieterinnen und Mieter nicht eine Mietzinsreduktion zugute, wenn sie tagelang in der abgedunkelten Wohnung verharren müssen und nicht auf den Balkon können?

Das sei schwierig zu sagen, schreibt der Mieterinnen- und Mieterverband Schweiz: «Wenn es ein Mangel wäre, also wenn beispielsweise die Storen defekt wären, und darum tagelang nicht geöffnet werden könnten, dann wäre eine Mietzinsreduktion im Rahmen von etwa zehn Prozent denkbar. Dies müsste aber ein Gericht entscheiden.» Bei einem Fall aus Genf, bei dem ein Mieter wegen einer Renovation nicht auf den Balkon konnte und viel weniger Licht in der Wohnung hatte, habe sich das Gericht für eine Reduktion von 10 bis 15 Prozent ausgesprochen. Der Fall der «Espresso»-Hörerin ist jedoch anders gelagert und die Läden wurden von der Verwaltung bewusst geschlossen.

Die SBB möchte zum Thema Mietzinsreduktion nichts sagen. Zu Mietverhältnissen gebe man keine Auskunft.

Espresso, 29.03.2021, 8.13 Uhr

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