Ab nächster Woche werden die Weichen gestellt für den nächsten Bahnausbau der Schweiz. In einem Bericht wird ETH-Professor Ulrich Weidmann aufzeigen, welche Projekte der Bund als nächste an die Hand nehmen und welche er zurückstellen sollte. Den Bericht hat Verkehrsminister Albert Rösti in Auftrag gegeben.
«Hub» Lausanne
Bis zu 150'000 Personen nutzen den Bahnhof Lausanne jeden Tag. Sei es für Fahrten in der Metro in die Stadt oder mit dem Zug nach Genf, Neuenburg, Freiburg oder ins Wallis. Doch das Passieraufkommen ist kaum mehr bewältigbar. Perrons sind zu schmal und zu kurz und Unterführungen zu eng. Darum wird der Bahnhof jetzt um- und ausgebaut und modernisiert.
Der Lausanner Bahnhof ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt der gesamten Westschweiz.
«Der Lausanner Bahnhof ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt der gesamten Westschweiz», betont die Waadtländer Verkehrsdirektorin Nuria Gorrite auf der Grossbaustelle. Viele Jahre musste sie auf die Modernisierung warten. Denn ursprünglich wollte die SBB den modernisierten Bahnhof bereits 2025 eröffnen.
Nun ist die Eröffnung für 2038 geplant. Die SP-Staatsrätin schwankt noch immer zwischen Frust und Verständnis. Natürlich sei der Ausbau technologisch extrem anspruchsvoll, räumt sie ein. Aber die Waadt und die gesamte Genferseeregion wüchsen, und der Bahnhof Lausanne spiele im öffentlichen Verkehr eine entscheidende Rolle.
Reise nach Bern: über eine Stunde
Damit es beim Bahnausbau in der Romandie endlich vorwärtsgeht, ist Staatsrätin Gorrite am Donnerstag mit einer Delegation aus fünf Westschweizer Regierungsräten, Bundespolitikern und Wirtschaftsvertretern nach Bern gereist.
Im Zug bemerkt sie als erstes, dass man pünktlich sei. Das sei nicht immer der Fall. Das liege auch am mangelnden Ausbau der Strecke Genf Lausanne, wo man noch ein- statt zweigeleisig unterwegs sei. Sobald es da irgendwo stocke, gerate der gesamte Zugverkehr auf der Ost-West-Achse durcheinander. Das merke man dann bis nach St. Gallen.
Besonders irritiert Gorrite aber, dass die Fahrt von Lausanne nach Bern über eine Stunde dauert. Wo doch eine Verkürzung der Fahrzeit auf weniger als 60 Minuten ein Versprechen des Projekts «Bahn 2000» gewesen sei. Doch der Bund habe dieses in der Romandie nie umgesetzt. Auch die Kapazitäten für die Warentransporte seien beschränkt. Auch dieser Engpass müsse nun endlich beseitigt werden.
Offene Ohren bei der Berner Regierung
In Bern angekommen, sind an der Medienkonferenz der Verkehrsdirektoren von allen Seiten Frust und Irritation zu hören. Auch der Berner Regierungsrat Christoph Neuhaus will näher an die Romandie heranrücken: «Wir Bernerinnen und Berner sind in weniger als einer Stunde in Basel, Zürich oder Luzern – ins ähnlich weit entfernte Lausanne dauert es deutlich länger.»
Lange hat man von Nord nach Süd gebaut, jetzt muss es von Ost nach West gehen.
Für Verkehrsdirektorin Nuria Gorrite sind das positive Zeichen. Mit Blick auf den Bahnausbau betont sie die Einheit und die gemeinsame Vision der Kantone, Regionen besser miteinander zu verbinden. «Lange hat man von Nord nach Süd gebaut, jetzt muss es von Ost nach West gehen.»