- Im Juli 2023 verhaftete die Aargauer Kantonspolizei vier Männer in Strengelbach in einem Barbershop. Bei der Durchsuchung entdeckte die Polizei Sprengstoff.
- Das Gebiet wurde grossräumig abgesperrt. 40 Einwohnerinnen und Einwohner mussten evakuiert werden.
- Nun hat die Bundesanwaltschaft in diesem Fall Anklage gegen fünf Männer erhoben. Das unter anderem wegen Gefährdung durch Sprengstoffe und Gase in verbrecherischer Absicht.
Seit rund fünf Jahren ist es alle paar Wochen in den Zeitungen zu lesen: «Bankomat gesprengt – Täterschaft flüchtig.» Die Zahl der Bankomatensprengungen hat seit 2019 markant zugenommen. In den meisten Fällen handelt es sich gemäss der Bundespolizei Fedpol um professionelle, organisierte Banden aus dem Ausland.
Jetzt hat die Bundesanwaltschaft Anklage gegen fünf Männer erhoben. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie mehrere Bankomaten sprengen wollten. Bei den Beschuldigten handelt es sich um junge Männer, zwischen 23 und 30 Jahre alt. Sie kommen aus dem Kosovo, der Türkei, Holland und Albanien und befinden sich derzeit im vorzeitigen Strafvollzug.
Bei der Hausdurchsuchung im Barbershop in Strengelbach, fand die Polizei im Juli 2023 drei Spreng- und Brandvorrichtungen sowie weiteren Sprengstoff. Die Bundesanwaltschaft vermutet, dass die Angeklagten damit einen vierten Sprengsatz bauen wollten. Dafür hätten sie sich pyrotechnische Gegenstände aus dem Ausland besorgt.
Mitten in der Nacht wurden die Bewohnerinnen und Bewohner der umliegenden Häuser damals von der Polizei geweckt und evakuiert. Das Gebiet wurde grossräumig abgesperrt. Erst am Morgen konnten alle wieder in ihre Häuser zurückkehren. Der Fall sorgte schweizweit für viel Aufsehen.
Das Ziel sollen Bankomaten gewesen sein
Mutmasslich wollten die Männer mit den Sprengsätzen Bankomaten sprengen. Dafür hat die Bundesanwaltschaft klare Indizien: In den Tagen vor der Festnahme sollen die Angeklagten über zehn Bankomaten in der Schweiz ausgekundschaftet haben.
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Bild 1 von 6. Eine Auswahl an Anschlägen: Am frühen Morgen des 10. Mai 2023 sprengten Unbekannte im zürcherischen Buchs einen Automaten in die Luft. Wie viel Geld erbeutet wurde, ist zurzeit nicht bekannt. Bildquelle: Kantonspolizei Zürich.
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Bild 2 von 6. Mitglieder der waadtländischen Kriminalpolizei inspizieren einen Bankomaten nach einem Raubüberfall mit einer heftigen Explosion am 2. Februar 2023 in Bière. Bildquelle: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott.
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Bild 3 von 6. Am 28. März 2022 traf es einen Bankomaten im luzernischen Buchrain. Es ist anzunehmen, dass die Täter damals mit mehreren Fahrzeugen geflohen sind. Bildquelle: Keystone/LUZERNER POLIZEI.
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Bild 4 von 6. Bild einer Überwachungskamera im Bahnhof Luzern, wo am 21. Dezember 2021 ein Bankomat von unbekannten Tätern gesprengt wurde. Bildquelle: Keystone/LUZERNER POLIZEI.
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Bild 5 von 6. Die Überfälle geschahen in der Vergangenheit auch immer wieder in unmittelbarer Nähe einer Landesgrenze. Bild aus Coldrerio bei Chiasso im Tessin am 23. November 2018. Bildquelle: KEYSTONE/Ti-Press/Francesca Agosta.
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Bild 6 von 6. Überreste eines Bankomaten in der Westschweizer Gemeinde Corcelles-près-Payerne, der am 23. Juni 2011 komplett zerstört wurde. Bildquelle: KEYSTONE/Samuel Truempy.
Weiter sind die fünf Männer angeklagt, weil sie durch die Lagerung der Sprengsätze andere Menschen gefährdet haben, schreibt die Bundesanwaltschaft. Das, weil sie wussten – oder es zumindest in Kauf nahmen – dass eine ungewollte Zündung gravierende Folgen haben könnten.
Bankomaten beschäftigen die Bundespolizei weiter
Die Zahl der gesprengten oder aufgebrochenen Bankomaten ist weiterhin hoch. Im Jahr 2024 ist es bisher zu 41 Vorfällen gekommen. In 24 Fällen wendeten die Täter Sprengstoff an. Solche Bankomatensprengungen sind für Verbrecher finanziell lukrativ. Das zeigen Zahlen aus der Aargauer Kriminalstatistik 2022: Bei 12 Sprengungen erbeuteten die Täter total 1'600'000 Franken. Pro Überfall sind das im Schnitt mit rund 130'000 Franken.
Die internationale Zusammenarbeit bei solchen Ermittlungen ist äusserst wichtig. Das zeigt ein Fall vom September: Damals gelang es den französischen Behörden, eine Gruppe von 13 Personen festzunehmen. Sie werden verdächtigt, für rund 10 Banktomatensprengungen in der Schweiz verantwortlich zu sein. Die Bundesanwaltschaft führt derzeit Strafverfahren in rund 100 Fällen.