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Bauboom im Aargau Wohin mit dem Aushub, wenn die Deponien voll sind?

Eine Deponie im Ostaargau scheitert am Widerstand der Bevölkerung. Nun stehen die Bauunternehmen vor einem Dilemma.

Der Bauboom im Aargau hält an. Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern ist gross, auch neue Wohnungen, Tiefgaragen und Strassen werden fleissig gebaut. Bagger heben Baugruben aus, es fällt viel Aushubmaterial an. All diese saubere Erde muss irgendwo hin.

In Würenlos hätte deshalb eine Aushubdeponie für den Ostaargau entstehen sollen. Die Gemeinde bricht die Planung nach vier Jahren nun ab. Der Widerstand der Würenloser und vor allem der Otelfinger Bevölkerung war zu gross. Aus der Aargauer Gemeinde und der Zürcher Nachbargemeinde gab es über 3000 Eingaben gegen die Eintragung im Richtplan. Das Projekt sah vor, auf der grünen Wiese einen Hügel mit der Erde aus den Baustellen aufzuschütten.

Plakat gegen Deponie.
Legende: Vor allem die Bevölkerung aus dem zürcherischen Otelfingen wehrte sich gegen die Deponie. SRF

Die Gegnerschaft störte sich unter anderem an der Grösser der Deponie: In den nächsten rund 20 Jahren entstehe ein 20 Meter hoher Hügel. Die Rede war von einem Fremdkörper in der Landschaft, der die Attraktivität von Otelfingen als Wohngemeinde zerstört. Dazu komme der Staub und Verkehr der anliefernden Lastwagen.

«Das Thema ist nicht vom Tisch»

«Wir haben gegen einen Goliath gekämpft. Wir gingen mit fast null Chance ins Rennen und konnten alle überzeugen, dass dies kein gutes Projekt ist», sagt Reto Dürler. Der Gemeinderat von Otelfingen und eine Interessengemeinschaft kämpften gegen die Deponie in der Nachbargemeinde. Würenlos sistierte deshalb bereits vor einem Jahr das Richtplanverfahren. Eine Mediation zwischen Befürwortern und Gegnern kam danach nicht zustande.

Eine Deponie in Würenlos ist jetzt kein Thema mehr. Der Aushub aus der Region muss aber irgendwo abgeladen werden. Befürworter wie der Würenloser Gemeindeammann Toni Möckli warben für die Lösung im Dorf – aus ökologischen Gründen. Es sei unsinnig, wenn Erde einer Baustelle im Limmattal mit Lastwagen zu einer weit entfernten Deponie transportiert werden müsse.

Aber: «Leben können wir sicher mit dem Entscheid. Das Thema ist aber nicht vom Tisch. Solange gebaut wird und wir Aushubmaterial haben, solange braucht es auch Deponien.»

Kein grundsätzliches «Aushub-Problem»

Grundsätzlich müsse das Aushubmaterial «verwertet» werden, erklärt Michael Madliger, Leiter der zuständigen Aargauer Sektion. Meistens würden Kiesgruben oder Steinbrüche aufgefüllt. Eine Deponie sei das letzte Mittel.

Lastwagen kippt Erde aus.
Legende: Anstatt deponieren, könnte man den sauberen Aushub auch verwerten. Dies lohnt sich finanziell aber oft noch nicht. Keystone

Vom Aushub fallen sehr grosse Mengen an. Diese sollen möglichst nicht weit mit dem Lastwagen transportiert werden, so die Meinung des Kantons. Über den gesamten Aargau gesehen gebe es kein «Aushub-Problem». Einige Deponien sollte man sogar schneller füllen. In manchen Regionen wie etwa dem Freiamt gebe es aber kaum Kiesvorkommen und daher auch wenig Gruben aufzufüllen, so Madliger.

Aufbereitung als Chance

Es sei aber schwierig zu sagen, ob eine neue Deponie oder ein weiterer Weg der Lastwagen für die Entsorgung besser sei. «Das ist der Streitpunkt: Ein Hügel, der in einer Landschaft optisch stört oder ein paar Tonnen CO2?»

Dass künftig Bauprojekte wegen fehlender Möglichkeit zur Deponierung nicht realisiert werden können, glaubt Michael Madliger aber nicht. Das Material werde einfach weiter transportiert. Oder aber, und das wäre ökologisch sinnvoll: Die Aufbereitung von Aushub könnte preislich attraktiver werden. Die verschiedenen Materialanteile könnten regional genutzt werden. Eine Pflicht dazu könnte aber schwierig sein. Zum Beispiel, wenn das Rohmaterial günstiger ist als das aufbereitete.

Es geht nur mit der Stimmbevölkerung

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In den Kantonen Appenzell Ausserrhoden (Teufen) oder Luzern (Ebikon und Malters) haben die Behörden, resp. das Stimmvolk kürzlich neue Aushubdeponien oder Vergrösserungen bestehender Anlagen bewilligt.

Auch im Aargau hat das Kantonsparlament vor einem Jahr eine Aushubdeponie abgesegnet. Wenn in Eiken eine Kiesgrube ausgeschöpft ist, kann Erde deponiert werden.

Widerstand gibt allerdings auch, zum Beispiel Emmen. Anwohner befürchten vermehrt Überschwemmungen, wenn eine bestehende Deponie erweitert wird. Ihre Einsprache wurde zwar abgelehnt, ihre Einwände sollen aber im Bauprojekt berücksichtigt werden.

In der Region Brugg (AG) wurde vor einem Jahr die Planung einer neuen Aushubdeponie ganz abgebrochen – wegen des Widerstands aus der Bevölkerung.

Etwas weiter zurück im Jahr 2016 scheiterten im Kanton Baselland gleich drei Projekte aufs Mal. Die Stimmbevölkerung sprach sich in einer Referendumsabstimmung gegen die Eintragung künftiger Deponiestandorte im Richtplan aus.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 08.06.2022, 17:30 Uhr ; 

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