Zum Inhalt springen

Bauprojekte in Milliardenhöhe Kanton Luzern muss Kosten massiv nach oben korrigieren

Bei Bauprojekten will der Kanton Luzern mit der grossen Kelle anrühren. Er hat allerdings die Kosten stark unterschätzt.

Der Kanton Luzern hat in den kommenden Jahren Grosses vor. Die Regierung will gut eine Milliarde Franken in neue Hochbauprojekte investieren: Die Hochschule Luzern und die Pädagogische Hochschule sollen in Horw einen neuen Campus erhalten, in Rothenburg ist ein neues Sicherheitszentrum geplant, und die kantonale Verwaltung soll am Seetalplatz in Emmenbrücke zusammengezogen werden.

Bei allen diesen Vorhaben scheint allerdings der Wurm drin zu sein: Sie werden deutlich teurer als ursprünglich geplant. Das Sicherheitszentrum in Rothenburg etwa kostet neu 291 Millionen Franken statt 91 Millionen Franken. Und der Campus Horw kommt neu auf 600 Millionen Franken zu stehen – ursprünglich schätzte die Regierung die Kosten auf 365 Millionen Franken.

Das plant der Kanton in Horw und Rothenburg

Box aufklappen Box zuklappen

Campus Horw: Die Hochschule Luzern und die Pädagogische Hochschule (PH) benötigen mehr Platz, weil an beiden Schulen die Zahl der Studierenden zunimmt. Die PH ist aktuell über mehrere Standorte verteilt.

Weil das jetzige Departement Technik und Architektur in Horw saniert werden muss, werden gleichzeitig mehrere Erweiterungsbauten realisiert. Der neue Campus Horw soll Platz für 4000 Studierende und 1000 Mitarbeitende bieten.

Sicherheitszentrum Rothenburg: Das Zentrum soll ein neuer Stützpunkt werden für die Luzerner Polizei. Dank des Zentrums sollen die Interventionszeiten verkürzt werden.

Dort wird auch die Einsatzleitzentrale für die Kantone Luzern, Obwalden und Nidwalden installiert. Das Zentrum wird auch das neue Zuhause der Lebensmittelkontrolle und des Veterinärdienstes. 690 Mitarbeitende sollen künftig im Sicherheitszentrum ein- und aus gehen.

Nun kommt bei einem weiteren Projekt eine Kostensteigerung hinzu: Die 177.4 Millionen Franken, die das Stimmvolk für das Verwaltungsgebäude am Seetalplatz bewilligt hat, reichen ebenfalls nicht aus. Die Regierung hat am Dienstag einen Zusatzkredit von 14.25 Millionen Franken beantragt.

Über ein Drittel mehr Arbeitsplätze nötig

Als Hauptgrund für die Kostensteigerung nennt die Regierung den zusätzlichen Bedarf an Büroarbeitsplätzen. Die im Vorfeld angenommene Fläche reiche nicht aus. Statt 1500 Mitarbeitende sollen über 2000 Angestellte im neuen Verwaltungsgebäude in Emmenbrücke arbeiten. Vor allem die Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen benötige mehr Personal.

Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, um diesen Entscheid für mehr Arbeitsplätze zu fällen, sagt der für die Immobilien zuständige Luzerner Finanzdirektor Reto Wyss gegenüber SRF. «Hätten wir uns erst später für eine Ausweitung entschieden, wäre das Projekt noch wesentlich teurer geworden, und das wollten wir vermeiden.»

Es ist also nicht so, dass wir die Baukosten nicht im Griff hätten.
Autor: Reto Wyss Finanzdirektor Kanton Luzern

Die Kostensteigerung sei gut begründbar, liege also nicht an schlechter Planung. Die Regierung habe beschlossen, grössere Flächen zu realisieren. Diese Zusatzbestellung verursache Mehrkosten. Zudem habe das Kantonsparlament noch Zusatzwünsche wie den Ausbau der Photovoltaik-Anlagen eingebracht. «Es ist also nicht so, dass wir die Baukosten nicht im Griff hätten.»

Bauteuerung macht der Regierung zu schaffen

Mit dem Verwaltungsgebäude am Seetalplatz wird bereits das dritte grosse Hochbauprojekt des Kantons Luzern deutlich teurer als ursprünglich geplant. «Das ist unschön», gibt Reto Wyss zu.

Alle Kostensteigerungen, beispielsweise beim Campus Horw, seien aber begründbar. Dort habe vor allem die Bauteuerung deutlich eingeschenkt. Innerhalb weniger Jahre sei es zu einer Steigerung von rund 18 Prozent gekommen. Zudem habe die Regierung bei diesem Projekt nachträglich einen höheren Nachhaltigkeitsstandard setzen wollen.

Visualisierung eines neuen Hochschulgebäudes
Legende: Auf dem Campus Horw sollen die Hochschule Luzern und die Pädagogische Hochschule unter ein Dach kommen (Visualisierung). zvg/Penzel Valier

Es sei wichtig, die Luzerner Bevölkerung und das Parlament transparent über die Mehrkosten zu informieren, erklärt Wyss. «Es wäre falsch gewesen, nicht mit Zusatzkrediten auf die Entwicklungen zu reagieren.» Dank der guten Rechnungsabschlüsse in den letzten paar Jahren könne sich der Kanton die Projekte nach wie vor leisten.

Nun ist das Kantonsparlament am Zug. Voraussichtlich im Herbst steht die Debatte an. Es ist anzunehmen, dass das bürgerlich geprägte Parlament ähnlich auf die Mehrkosten reagiert wie die Regierung: «unschön, aber begründbar».

Regionaljournal Zentralschweiz, 12:03 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel