In einem ruhigen Waldstück in der Nähe von Sissach im Baselbiet züchtet Maria Corpataux Bienenköniginnen. Sie hatte Glück: Bisher sind ihre Bienen von einem Angriff der Asiatischen Hornisse verschont geblieben.
Das werde sich bald ändern, weiss die Imkerin: «Die Station wird in diesem Jahr mit grösster Wahrscheinlichkeit von der Asiatischen Hornisse betroffen sein.» Aus Beobachtungen wisse sie, dass sich irgendwo im Umkreis von zwei Kilometern ein Nest der Asiatischen Hornisse befinden müsse.
Sie hätten es im letzten Jahr gesucht, aber nicht gefunden.
Maria Corpataux ist Zuchtberaterin beim Dachverband Bienen Schweiz und koordiniert die Bekämpfung der Asiatischen Hornisse in den Kantonen Basel-Stadt und Baselland. Die Nordwestschweiz ist neben der Romandie derzeit am stärksten von der Asiatischen Hornisse betroffen.
Nester in den Baumkronen
Die Asiatische Hornisse baut erst sogenannte Primärnester in Siedlungsgebieten, grössere Sekundärnester dann aber oft in Baumkronen im Wald, die schwer auffindbar sind. «Wir werden nie alle Nester finden, das Tier wird sich weiter ausbreiten», sagt die Imkerin. Aber es sei wichtig, dass man Nester an problematischen Stellen beseitigen könne.
Die Imkerin Corpataux befürwortet die Pläne des Bundesrats, die Chemikalien-Reduktions-Verordnung zu lockern. Heute sei im Wald auch der Einsatz von jenen Bioziden verboten, die keine Chemie enthalten. Das schränke Möglichkeiten, Nester der Asiatischen Hornisse zu entfernen, stark ein.
Man könne sie lediglich mechanisch entfernen und das sei aufwändig. Mit Schutzanzug und Hebebühne wird jemand zur Baumkrone hinaufbefördert, um zuerst die Löcher des Nests mit Rasierschaum zu verschliessen. «Dann wird das Nest in einen Sack gepackt und entfernt, um es einzufrieren», erklärt Maria Corpataux. «Das kostet zwischen 2500 und 5000 Franken.»
An der geplanten Lockerung gibt es jedoch Kritik von Umweltverbänden. Elena Strozzi, zuständig für Waldpolitik bei Pro Natura, sagt, mit der Lockerung werde ein Grundprinzip angegriffen: Das Verbot von Pestiziden im Wald – diesem sensiblen Lebensraum, wo solche Stoffe extremen Schaden anrichten können.
Strozzi befürchtet, dass weitere Lockerungen folgen könnten: «Wir befürchten, dass das ein Türöffner ist und künftig Pestizide im Wald auch breiter eingesetzt werden. Das ist für uns inakzeptabel.» Es sei daher am besten, die Nester der Asiatischen Hornisse auf mechanischem Weg zu entfernen.
Aus wissenschaftlicher Sicht unproblematisch
Lukas Seehausen ist Wissenschaftler am Forschungsinstitut Cabi und spezialisiert auf die Bekämpfung invasiver Arten. Er sagt, es sei grundsätzlich immer erstrebenswert, auf Chemie zu verzichten.
Jedoch sieht er bei der Bekämpfung der Asiatischen Hornisse mit chemischen Mittel kein Problem. «Dort werden Biozide direkt in die Nester hinein injiziert. Die Nester werden danach entfernt und nicht in der Natur gelassen. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das relativ unproblematisch.»
In einem Punkt sind sich alle einig: Egal, mit welchen Mitteln die Asiatische Hornisse letztlich bekämpft wird: aufhalten lässt sich ihre Verbreitung in der Schweiz nicht mehr. Imkerin Maria Corpataux sagt: «Wir müssen lernen, mit der Asiatischen Hornisse umzugehen. Das ist der bessere Weg als Angst zu haben.»