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Bedrohung für Bienen Braucht es Pestizide im Kampf gegen die Asiatische Hornisse?

Der Bundesrat will im Kampf gegen die Asiatische Hornisse das Pestizidverbot im Wald lockern. Ist das zielführend?

In einem ruhigen Waldstück in der Nähe von Sissach im Baselbiet züchtet Maria Corpataux Bienenköniginnen. Sie hatte Glück: Bisher sind ihre Bienen von einem Angriff der Asiatischen Hornisse verschont geblieben.

Das werde sich bald ändern, weiss die Imkerin: «Die Station wird in diesem Jahr mit grösster Wahrscheinlichkeit von der Asiatischen Hornisse betroffen sein.» Aus Beobachtungen wisse sie, dass sich irgendwo im Umkreis von zwei Kilometern ein Nest der Asiatischen Hornisse befinden müsse.

Sie hätten es im letzten Jahr gesucht, aber nicht gefunden.

Imkerin räumt bei ihren Bienenhaus Steine aus dem Weg
Legende: Maria Corpataux verschiebt bei ihrem Bienenhaus Steine, um den Zugang für die Bienen zu vergrössern. SRF/Livia Middendorp

Maria Corpataux ist Zuchtberaterin beim Dachverband Bienen Schweiz und koordiniert die Bekämpfung der Asiatischen Hornisse in den Kantonen Basel-Stadt und Baselland. Die Nordwestschweiz ist neben der Romandie derzeit am stärksten von der Asiatischen Hornisse betroffen.

Nester in den Baumkronen

Die Asiatische Hornisse baut erst sogenannte Primärnester in Siedlungsgebieten, grössere Sekundärnester dann aber oft in Baumkronen im Wald, die schwer auffindbar sind. «Wir werden nie alle Nester finden, das Tier wird sich weiter ausbreiten», sagt die Imkerin. Aber es sei wichtig, dass man Nester an problematischen Stellen beseitigen könne.

Asiatische Hornisse

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Schwarzes Insekt mit gelben Streifen
Legende: Keystone/dpa/AXEL HEIMKEN

Die Asiatische Hornisse gelangte ungefähr 2004 nach Europa und wurde gemäss der Forschungsanstalt Agroscope 2017 erstmals in der Schweiz, genauer gesagt im Kanton Jura, nachgewiesen. Ein Problem stellt sie insbesondere für Imkerinnen und Imker dar, da sie sich zu einem wesentlichen Teil von Honigbienen ernährt. Gerade bereits geschwächte Bienenvölker sind durch die Asiatische Hornisse gefährdet.

Die Asiatische Hornisse macht jedoch auch Jagd auf Wildbienen und andere Insekten und schadet so der Biodiversität. Ihre schädliche Wirkung auf die Biodiversität sei messbar, bestätigt Lukas Seehausen vom Forschungsinstitut Cabi.

Die Asiatische Hornisse ist etwas kleiner als die Europäische Hornisse und dunkler im Erscheinungsbild. Im Flug ist sie als schwarzes Insekt erkennbar. Die invasive Art ist meldepflichtig. Ein Stich der Asiatischen Hornisse ist nicht gefährlicher als der einer einheimischen Hornisse oder einer Wespe.

Die Imkerin Corpataux befürwortet die Pläne des Bundesrats, die Chemikalien-Reduktions-Verordnung zu lockern. Heute sei im Wald auch der Einsatz von jenen Bioziden verboten, die keine Chemie enthalten. Das schränke Möglichkeiten, Nester der Asiatischen Hornisse zu entfernen, stark ein.

Man könne sie lediglich mechanisch entfernen und das sei aufwändig. Mit Schutzanzug und Hebebühne wird jemand zur Baumkrone hinaufbefördert, um zuerst die Löcher des Nests mit Rasierschaum zu verschliessen. «Dann wird das Nest in einen Sack gepackt und entfernt, um es einzufrieren», erklärt Maria Corpataux. «Das kostet zwischen 2500 und 5000 Franken.»

Mehrere farbige Bienenhäuschen in einem Waldstück.
Legende: Auf dieser Belegstation züchtet Maria Corpataux Bienenköniginnen. SRF/Livia Middendorp

An der geplanten Lockerung gibt es jedoch Kritik von Umweltverbänden. Elena Strozzi, zuständig für Waldpolitik bei Pro Natura, sagt, mit der Lockerung werde ein Grundprinzip angegriffen: Das Verbot von Pestiziden im Wald – diesem sensiblen Lebensraum, wo solche Stoffe extremen Schaden anrichten können.

Strozzi befürchtet, dass weitere Lockerungen folgen könnten: «Wir befürchten, dass das ein Türöffner ist und künftig Pestizide im Wald auch breiter eingesetzt werden. Das ist für uns inakzeptabel.» Es sei daher am besten, die Nester der Asiatischen Hornisse auf mechanischem Weg zu entfernen.

Aus wissenschaftlicher Sicht unproblematisch

Lukas Seehausen ist Wissenschaftler am Forschungsinstitut Cabi und spezialisiert auf die Bekämpfung invasiver Arten. Er sagt, es sei grundsätzlich immer erstrebenswert, auf Chemie zu verzichten.

Jedoch sieht er bei der Bekämpfung der Asiatischen Hornisse mit chemischen Mittel kein Problem. «Dort werden Biozide direkt in die Nester hinein injiziert. Die Nester werden danach entfernt und nicht in der Natur gelassen. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das relativ unproblematisch.»

In einem Punkt sind sich alle einig: Egal, mit welchen Mitteln die Asiatische Hornisse letztlich bekämpft wird: aufhalten lässt sich ihre Verbreitung in der Schweiz nicht mehr. Imkerin Maria Corpataux sagt: «Wir müssen lernen, mit der Asiatischen Hornisse umzugehen. Das ist der bessere Weg als Angst zu haben.»

Echo der Zeit, 23.5.2025, 18:00 Uhr

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