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Bienen-Schädling Imker bereiten sich auf Bekämpfung der Asiatischen Hornisse vor

Mit Hightech-Jagdmethoden wollen Nordwestschweizer Imker den neuen Schädling verfolgen, wenn er bei ihren Bienenstöcken auftaucht.

Sie macht Schweizer Imkern grosse Sorgen, obwohl sie nur gut drei Zentimeter klein ist: Die Asiatische Hornisse frisst deutlich mehr Bienen als die einheimische Hornisse. Ein einziges Volk kann in einem Jahr elf Kilogramm Bienen verspeisen.

Asiatische Hornissen sind sehr effiziente Jäger, die rückwärts fliegen, schwebend über einem Bienenstock lauern und im Flug ihre Beute packen können. Sie fressen allerlei, aber ihre Nahrung kann bis zu 85 Prozent aus Honigbienen bestehen. Ein Nest in der Nähe eines Bienenstocks kann dessen Ende bedeuten.

Asiatische Hornisse
Legende: Die Asiatische Hornisse unterscheidet sich von der Europäischen durch ihr oranges statt gelbes Gesicht und ihren dunkleren Körper. Dieses Individuum war 2007 bei Bordeaux gefangen worden. Keystone/AP/Bob Edme

Die erste Asiatische Hornisse wurde 2017 im Jura identifiziert. Seither breitet sich diese Insektenart in der Schweiz aus. Und kaum ist es heuer warm geworden und die Bienen wieder unterwegs, wurden gemäss Imkerverband apisuisse schon Dutzende solcher Hornissen gesichtet – in den Kantonen Baselland, Jura, Neuenburg, Waadt und Genf.

Ein Rückgang der Bienenpopulation wirkt sich auf die Landwirtschaft aus.
Autor: Fabian Trüb Bienengesundheitsdienst

Die Ausbreitung dieses Insekts wäre nicht nur eine Tragödie für betroffene Imker, sagt Fabian Trüb vom Schweizerischen Bienengesundheitsdienst . «Ein Rückgang der Bienenpopulation wirkt sich auf die Bestäubung aus und damit auch auf die Landwirtschaft.»

Hornissen hausen in Baumwipfeln

Darum wollen Imkerinnen und Imker jetzt mit Behördenhilfe den Schädling bekämpfen, damit er sich möglichst nicht mehr ausbreitet. Im Visier haben sie dabei die Nester, die schnellstmöglich vernichtet werden sollen. Diese sind jedoch nicht so einfach zu finden, da Asiatische Hornissen hoch in Baumwipfeln hausen, oft 20 bis 40 Meter über dem Boden.

Hornissennest
Legende: Dieses 2007 in der Nähe von Bordeaux entdeckte Nest von Asiatischen Hornissen lässt erkennen, wie gross deren Völker werden können. Keystone/AP/Bob Edme

Bei der Hornissenjagd hilft Elektronik, genauer gesagt ein winziger Peilsender: Zuerst muss man eine jagende Hornisse einfangen, die mit Beute zu ihrem Nest zurückfliegen will. Diese wird gekühlt, sodass sie sich nicht mehr bewegt. Dann bindet man ihr den Sender um die Taille und lässt sie wieder frei. Fliegt sie dann ins Nest, kann man dieses anpeilen.

Baselbiet geht mit Imkerkurs schweizweit voraus

Für diese anspruchsvolle Aufgabe sind in der Schweiz erst drei Personen ausgebildet. Fachbehörden der Kantone Aargau, Basel-Stadt, Baselland und Solothurn haben darum die Initiative ergriffen und den landesweit ersten Kurs organisiert, wo Imkerinnen und Imker die Technik selber lernen konnten. Anfang Juni fand dieser am Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain in Sissach (BL) statt. Sensibilisiert ist man dort, weil 2022 im Basler Vorort Münchenstein ein Nest von Asiatischen Hornissen entdeckt worden war.

Am Kurs üben die zwölf Teilnehmenden anhand von toten Hornissen und Senderattrappen. Experte Lukas Seehausen vom landwirtschaftlichen Forschungszentrum Cabi in Delemont gibt Anweisungen. Den Sender mit Faden anzubinden, fällt nicht leicht – dabei geht auch einmal ein Hornissenbein verloren. Imker Stefan Felber sagt: «Das ist eine echte Herausforderung.»

Imker-Kurs
Legende: Die heikle Befestigung der Sender an der Hornisse (auf dem Blatt) gab an der Imker-Schulung vom 10. Juni zu reden. SRF/Dominik Hofmann

Der Effort gegen die Asiatische Hornisse sei wichtig, hält Imker Christian Flubacher fest: «Das ist eine Verantwortung von uns Imkern gegenüber unseren Völkern. Wenn man etwas dagegen tun will, muss man sich auch engagieren.»

Auch für Fabian Trüb vom Bienengesundheitsdienst ist dieser Imkerkurs ein wichtiger Schritt. Speziell lobenswert sei die Zusammenarbeit der Kantone, auch im Hinblick auf die Kosten – die vier Kantone haben fünf Peilsendersets à 2000 Franken bestellt. Die Kompetenz zur Bekämpfung liegt bei den Kantonen; diese erhoffen sich indes künftig Unterstützung vom Bund.

Rendez-vous, 14.6.2023, 12:30 Uhr ; 

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