Zum Inhalt springen

Beobachtung mit neuer Methode So wird die Standfestigkeit des Rheinfallfelsens gemessen

Wassermassen umspülen den Felsen im Rheinfall. Mit einer neuen Methode messen die Behörden nun dessen Stabilität, um so die Sicherheit für Touristinnen und Touristen zu gewährleisten.

Es sind gewaltige Wassermassen, die Tag für Tag den Rheinfall hinunterstürzen. 600 Kubikmeter pro Sekunde fliessen im Sommer im Schnitt über die 25 Meter hohe Felsstufe. Diese Wucht nagt langsam, aber stetig an den beiden Felszähnen, die aus dem Rheinfall ragen.

Der grosse Felszahn des Rheinfalls ist begehbar und eine Touristenattraktion. Hier nimmt Geologe Sandro Truttmann gemeinsam mit einem Kollegen Messungen vor. Auf der Aussichtsplattform richtet er ein Erdbebenmessgerät – so gross wie ein kleiner Kochtopf – mit einem Kompass genau gegen Norden aus. «Wir messen hier die seismische Bodenunruhe, also die Hintergrundvibrationen, die hier durch den Wasserfall entstehen», sagt Truttmann. So lasse sich bestimmen, wie steif der Felsen ist. Dies ermöglicht Aussagen über dessen Stabilität.

Umspült und von Klüften durchsetzt

Der Rheinfallfelsen ist vor rund 15'000 Jahren entstanden. Seither wird er von den Wassermassen umspült. Langsame Erosions- und Verwitterungsvorgänge schwächen den Kalkfelsen, der ausserdem von Klüften durchzogen ist, in Zeitlupe. «In geologischen Zeiträumen ist natürlich absehbar, dass er irgendwann, in Tausenden von Jahren, kollabiert», sagt Truttmann.

Geologe Truttmann arbeitet im Auftrag der Kantone Zürich und Schaffhausen, denen der Rheinfall gehört. Mit den Messungen wollen sie gewährleisten, dass die Touristinnen und Touristen den grossen Felsen sicher begehen können. «Zurzeit gibt es keinen Anlass für irgendwelche Sicherheitsbedenken, was die Stabilität des Felsens anbelangt», sagt Jürg Sturzenegger, der zuständige Projektleiter vom Kanton Schaffhausen. «Die Untersuchungen sind eine präventive Vorsichtsmassnahme.»

Neue Methode erlaubt Rückschlüsse auf Stabilität

Seit Anfang der 1980er-Jahre wird der Rheinfallfelsen laut Sturzenegger überwacht. Etwa alle zehn Jahre werde die Stabilität mit visuellen Methoden beurteilt – letztmals 2011. «Glücklicherweise wurden keine Veränderungen festgestellt. Das heisst: Der Felsen ist sicher.»

Felsen mit «Mantel» gegen Abrieb geschützt

Box aufklappen Box zuklappen
Personen stehen auf der Felsformation mit Schweizer Flagge über rauschendem Wasser.
Legende: Sowohl der kleine Felsen (links) als auch der grosse Felsen (rechts) wurden durch menschlichen Eingriff verstärkt. KEYSTONE/Walter Bieri

Der Rheinfall mit seinen Felsen ist ein Naturspektakel. Ganz natürlich sind die Felsen aber nicht mehr. Schon zwei Mal haben die Menschen eingegriffen, um die Felsen vor der Abnützung durch die Wassermassen zu schützen.

Wie die Zeitschrift «Wasser, Energie, Luft» 1985 berichtete, erhielt der kleine Felsen Ende des 19. Jahrhunderts eine Vormauerung als Schutz. Laut dem Bericht gab es 1979 die Befürchtung, «dass bei starker Wasserführung am grossen Felsen Vibrationen auftreten könnten.» Daraufhin wurde er 1980 und 1981 geologisch untersucht.

Im November 1983 hatten die Kantonsregierungen von Zürich und Schaffhausen entschieden, den grossen Felsen mit einer Spritzbetonverkleidung zu versehen. Die eigentlichen Bauarbeiten waren an sich simpel, jedoch waren die Installations- und Erschliessungsarbeiten aufwendig. So musste der Felsen trockengelegt werden und ein 130 Meter langer Zugangssteg gebaut werden. Die Arbeiten fanden im Winter 1984/85 statt.

«Die bisherigen Methoden beruhen auf äusserlichen Merkmalen», sagt Sturzenegger. Dass die Vibration bzw. seismischen Schwingungen des Felsens gemessen werden, ist hingegen neu. «Mit dieser neuartigen Methode, der sogenannten Vibrometrie, erhoffen wir uns, einen Einblick in die innere Struktur des Rheinfallfelsens zu erhalten», sagt er. Ausserdem könnten mit weiteren Messungen in Zukunft mögliche Instabilitäten im Felseninnern erkannt werden, wenn sich das Schwingungsverhalten verändert haben sollte.

Kantone planen laufende Überwachung

Für Geologe Truttmann geht es nach der Messung auf dem Rheinfallfelsen darum, die Daten auszuwerten. Laut Sturzenegger kommen noch weitere Untersuchungen am Felsen dazu. «Zusammen mit dem Kanton Zürich entscheiden wir, wie es weitergeht. Es wird wahrscheinlich auf ein Überwachungskonzept hinauslaufen.» So wollen die beiden Kantone laufend genau wissen, wie stabil der Felsen im Rheinfall steht.

Holen Sie sich SRF News in Ihr Whatsapp

Box aufklappen Box zuklappen

Die wichtigsten und spannendsten News jetzt bequem auf Whatsapp – einmal morgens (Montag bis Freitag), einmal abends (die ganze Woche): Abonnieren Sie hier den SRF-News-Kanal auf Ihrem Smartphone.

Regionaljournal Zürich-Schaffhausen, 24.07.2024, 17:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel