Sie stellen einen romantischen Kontrast dar zum schnelllebigen, urbanen Konsumverhalten: die Dorflädeli. Immer grösser, immer mehr? Nicht bei den herzigen kleinen Geschäften, wo man mit einem Einkaufswagen kaum aneinander vorbeikommt.
Zahl der Berghilfe-Gesuche steigt stark an
Doch auch wenn die engen Ladengänge bei manchen Besucherinnen und Besuchern aus der Stadt heimelige Gefühle auslösen mögen: Läden in kleinen Dörfern haben es schwer. Vielerorts wird ums Überleben gekämpft. Mit den Aktionspreisen der Grossverteiler können sie oftmals nicht mithalten, was dazu führt, dass ihr ohnehin nicht übermässig grosse Kundenkreis noch etwas kleiner wird - wer mobil ist, fährt zum Einkaufen häufig lieber in den Supermarkt in der nächstgrösseren Ortschaft.
Steht einem Dorfladen finanziell das Wasser bis zum Hals, können die Betreiber bei der Stiftung Schweizer Berghilfe ein Gesuch um Unterstützung stellen. Die Zahl dieser Gesuche hat zuletzt stark zugenommen. 54 Dorfladen-Projekte unterstützte die Stiftung in den letzten zehn Jahren, alleine 30 davon seit 2019.
Eine Renovation für 150'000 Franken
Ohne diese Hilfe hätten viele dieser Läden schliessen müssen. Auch jener in St. Peterzell im St. Galler Neckertal. Melanie Knechtle und Partner Christian Näf führen den Laden seit vergangenem August, als die Vorbesitzer pensioniert wurden. Zu altes Inventar, neue Kühler, frisch gestrichene Wände: Die Arbeiten waren mannigfaltig. Die Kosten beliefen sich – inklusive erstes Auffüllen des Sortiments – auf rund 150'000 Franken.
«Wir bekamen von der Berghilfe 40'000 Franken. Das konnten wir gebrauchen, denn ein Bankkredit ohne die nötigen Sicherheiten war nicht möglich», erklärt Christian Näf. Den Betrag gibt es à fonds perdu. Aber nicht einfach so: Die Verantwortlichen müssen ein Konzept, Formulare und Fragebögen ausfüllen und damit belegen, dass der Laden selbsttragend ist. Die Berghilfe kontrolliert jedes Gesuch sorgfältig.
Sozialer Aspekt enorm wichtig
Dass die Lädeli erhalten bleiben, ist auch für die Dorfgemeinschaften wichtig. Denn gerade in Dörfern, in denen die Metzgerei, die Bäckerei und auch die Beizen verschwunden sind, dienen die Läden als sozialer Treffpunkt für die Bewohnerinnen und Bewohner.
«Manchmal hat man fast das Gefühl, man sei der Psychiater hinter dem Ladentisch», erzählt Melanie Knechtle. «Viele Leute wechseln halt noch gerne ein paar Worte mit uns.»
Ihr Laden in St. Peterzell ist daher Treffpunkt, Café, Poststelle und Einkaufsmöglichkeit in einem. «Wenn der Laden eingehen würde, wäre das schlimm», sagt eine Kundin. Dank der finanziellen Unterstützung der Berghilfe ist eine Schliessung des Ladens vorerst kein Thema – Melanie Knechtle hofft, dass er in rund einem Jahr gar etwas Gewinn abwirft.