Laura Meyer, Chefin des Reisekonzerns Hotelplan, hat festgestellt, dass die Schweiz zu einer Ganzjahresdestination geworden ist. Eine wichtige Rolle für den Aufschwung der Schweiz dürfte auch die Pandemie gespielt haben, als aufgrund der Einschränkungen im Ausland viele ihre Ferien im Inland verbracht haben.
Dabei hätten sich etliche in die Schweiz verliebt, wie es Martin Nydegger formuliert. Er ist Geschäftsleiter von Schweiz Tourismus. Und diese Liebesbeziehung halte bis heute an: «Der Anteil der Schweizer Gäste ist heute höher als vor der Pandemie. Das heisst, viele, die sich verliebt haben, bleiben verliebt. Andere wiederum wollen oder suchen die Abwechslung. Ausland und Schweiz als Kombination, das scheint mir auch sinnvoll.»
Dieser Effekt zeigt sich auch bei den Übernachtungszahlen. Vor der Pandemie haben die Gäste aus der Schweiz pro Jahr jeweils für 16 bis 17 Millionen Logiernächte gesorgt. Seit der Pandemie liegen die Zahlen deutlich höher - im Bereich von 20 bis 21 Millionen. Damit sorgen die Schweizer Gäste fast für die Hälfte aller Übernachtungen hierzulande.
Davon profitiert selbstverständlich das Tessin, das in der Deutschschweiz seit langem ein beliebtes Reiseziel ist. Aber nicht nur das Tessin profitiere, betont Martin Nydegger: «Man hat gespürt, dass auch über den Röstigraben viele Reisetätigkeiten aufgenommen wurden. Die Bündner müssen jetzt viel mehr Französisch sprechen als vor Corona und im Gegenzug dürfen unsere Romands mehr Deutsch sprechen, weil die Deutschschweizer auch gerne die Romandie entdecken.»
Das Klima als Faktor
Abgesehen von der Pandemie beeinflusse auch der Klimawandel zunehmend das Reiseziel, wie Laura Meyer beobachtet: «Die Mittelmeerdestinationen verlagern sich immer mehr sich auf den Herbst und den Frühling und dann stellen die Berge im Sommer eine tolle Alternative dar.»
Kühle Bergluft, erfrischende Gewässer ist allerdings nicht nur bei den inländischen, sondern gemäss Nydegger auch bei den ausländischen Gästen ein Pluspunkt. Noch sei es wohl nicht das Hauptreisemotiv, aber ein positives, angenehmes Begleitmotiv.
Das gilt beispielsweise für die Gäste aus heissen Regionen wie dem arabischen Raum oder Indien, die heute schon zu den wichtigen Reisegruppen für die Schweiz gehören. Die Aussichten und Rahmenbedingungen für den Schweizer Tourismus sind also gut.
Krieg als Hindernis
Ausgerechnet die zahlungskräftigen Gäste aus den Golfstaaten und Saudi-Arabien, die ihre Ferien in der kühlen Schweiz verbringen wollen, könnten nun direkt oder indirekt von den kriegerischen Ereignissen betroffen sein, befürchtet Martin Nydegger: «Die Unsicherheit herrscht vor. Die Menschen, die sind etwas zurückhaltend geworden, weil sie zwar gerne reisen wollen würden, aber vielleicht Angst haben, dass sie dann nicht mehr zurückkommen, wenn allenfalls die Flugverbindungen eingeschränkt sind.» Aus Sicht des Tourismus wird deshalb entscheidend sein, wie lange die Unsicherheit im Nahen Osten andauert.