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Bericht zu Antisemitismus Verschwörungstheorien sind auf dem Vormarsch

Antisemitische Vorfälle im Internet sind in der Deutschschweiz leicht zurückgegangen, nicht aber Verschwörungstheorien.

Hakenkreuze, antisemitische Beschimpfungen und Anfeindungen – Jüdinnen und Juden wurden im letzten Jahr online weniger attackiert. Das zeigt der aktuelle Antisemitismus-Bericht des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds und der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus.

Die Zahl der erfassten Vorfälle ging auf knapp 500 Fälle etwas zurück. Sie stammen aus den Kommentarspalten von Online-Medien, hauptsächlich aber von Facebook und Twitter. Dennoch liegen die antisemitischen Angriffe in der Schweiz auf dem gleichen Niveau wie in anderen europäischen Nachbarländern.

Der Israelitische Gemeindebund rechnet in seinem Bericht für die Deutschschweiz zudem mit einer hohen Dunkelziffer, weil viele Angriffe nicht gemeldet werden.

Beschimpfungen und Schmierereien

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  • In der Statistik zur Deutschschweiz erscheinen für das abgelaufene Jahr 38 antisemitisch motivierte Vorfälle in der realen Welt.
  • Darunter waren neun Beschimpfungen und sieben Schmierereien.
  • Tätlichkeiten und Sachbeschädigungen wurden in der Deutschschweiz keine gemeldet.
  • In der Schweiz kommt es generell zu weniger gewalttätigen Übergriffen als in europäischen Nachbarländern.

Verschwörungstheorien kursieren

Weiterhin auf dem Vormarsch sind hingegen Verschwörungstheorien. Fast alle drehen sich um eine sogenannte jüdische Weltverschwörung. Dass diese Nazi-Theorie nach wie vor kursiert, macht dem Israelitischen Gemeindebund (SIG) Sorgen. «Ganz egal, wie absurd diese Theorien eigentlich sind – es gibt immer wieder Menschen, die daran glauben, sie verbreiten und letztlich diese Theorien dazu verwenden, um Gewalt anzuwenden», sagt SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner.

Seit Jahren fordert der SIG Präventionsmassnahmen und mehr Kontrolle in den sozialen Netzwerken. Das müsse allerdings international koordiniert werden, da die Schweiz alleine nicht viel ausrichten könne, meint Kreutner. Wichtig sei aber, dass sich die Leute vermehrt auf Facebook oder Twitter wehren und die Hetzer verklagen, findet Kreutner.

Verbale Übergriffe in der Romandie

Zum ersten Mal hat der Gemeindebund seinen Bericht für die Deutschschweiz mit jenem der Westschweiz zusammengefasst. Dabei fällt auf, dass in der Romandie verbale Übergriffe zugenommen haben – im Gegensatz zur Deutschschweiz. Es gibt auch mehr beschädigte Synagogen in der Westschweiz und die Zahl der Fälle von Leugnen des Holocausts ist deutlich angestiegen.

SRF 4 News, Heute Morgen, 25.2.2020, 6:00 Uhr; arnf

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