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Berner Inselspital Präsident der Inselgruppe tritt zurück – die Gründe

Nach sieben Jahren an der Spitze der Berner Inselgruppe tritt Bernhard Pulver zurück. Das sind die Gründe.

Das Berner Inselspital ist immer wieder in den Schlagzeilen. Wegen finanziellen Schwierigkeiten, Kündigungen, der Schliessung zweier Spitäler, wegen Mobbingvorwürfen. Mit all dieser Kritik und diesen Schlagzeilen war Bernhard Pulver an der Spitze der Inselgruppe konfrontiert.

Das waren die Schwierigkeiten

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Finanzielle Schieflage: In den Jahren 2022 und 2023 verzeichnete die Inselgruppe jeweils ein Defizit von knapp 80 Millionen Franken, im Jahr 2024 waren es knapp 24 Millionen Franken. Gründe dafür waren unter anderem steigende Kosten und sinkende Patientenzahlen.

Rückgang bei Patientenzahlen: Die Schliessung der Spitäler in Münsingen und Tiefenau in der Stadt Bern sollte eigentlich zu einer Verlagerung der Patientinnen und Patienten ans Inselspital in Bern führen. Stattdessen kam es zu einem deutlichen Rückgang.

Führungsprobleme und Mobbingvorwürfe: Ehemalige Mitarbeitende berichteten von einer toxischen Arbeitskultur und Mobbing. Diese Vorwürfe führten zu einem öffentlichen Aufschrei und letztlich zum Rücktritt des CEOs Uwe Jocham und seines Stellvertreters.

«In den letzten Monaten hat die Inselgruppe den Turnaround geschafft», sagt Pulver gegenüber SRF. Seit knapp einem Jahr schreibe die Gruppe wieder schwarze Zahlen, der CEO-Posten sei neu besetzt worden, die Unternehmenskultur sei verbessert worden. «Deshalb ist nun der richtige Zeitpunkt für einen Führungswechsel auch im Verwaltungsrat.»

Seitenansicht von Berhard Pulver
Legende: Die finanziellen Schwierigkeiten der Inselgruppe hätten ihn in seiner Zeit als Verwaltungsratspräsident am meisten beschäftigt, sagt Bernhard Pulver. Keystone / Peter Klaunzer

Ausserdem sei seine Nachfolge geklärt: «Mit Adrian Schmitter haben wir die ideale Nachfolgeperson gefunden, die im Herbst zur Verfügung steht, um dieses Präsidium zu übernehmen.» Auch aus diesem Grund sei der Zeitpunkt nun richtig.

«Von Seiten Kanton habe ich nie Druck gespürt, dass ich zurücktreten soll», so Bernhard Pulver. Er sei in der Krisenzeit, in der die Inselgruppe Verlust gemacht hat, immer mit der Gesundheitsdirektion in Kontakt gestanden: «Ich spürte dort immer ein grosses Vertrauen in mich.»

Wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen, hat mich am meisten Energie gekostet.
Autor: Bernhard Pulver Verwaltungsratspräsident Inselgruppe

In die sieben Jahre Amtszeit von Bernhard Pulver fiel die Pandemie, ein neues Gebäude wurde eröffnet, ein Informatikprogramm wurde eingeführt, in der Belegschaft wurde Kritik laut, und über allem schwebten die finanziellen Schwierigkeiten.

Diese ökonomischen Schwierigkeiten, in denen auch viele andere Spitäler stecken, hätten ihn am meisten beschäftigt: «Wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen, das hat mich in den letzten zwei Jahren am meisten Energie gekostet.»

Inselspital Gebäude mit dem Logo auf dem Dach
Legende: Die neue Führung im Verwaltungsrat als Teil einer neuen Ära der Berner Inselgruppe. KEYSTONE / Christian Beutler

Persönlich am meisten umgetrieben hätte ihn aber die schlechte Stimmung unter den Mitarbeitenden. Und somit die Frage, wie man die Zusammenarbeit verbessern und das Vertrauen wieder herstellen kann. Diese Punkte seien ihm persönlich auch sehr wichtig.

Eine «neue Ära» für die Inselgruppe

Auch für den Gesundheitsdirektor des Kantons Bern, Pierre Alain Schnegg, ist es der richtige Zeitpunkt für den Rücktritt: «Sehr grosse, anspruchsvolle Projekte sind jetzt abgeschlossen, und wir starten eine neue Ära, in der die Insel von diesen Projekten profitieren muss, um sich weiterzuentwickeln.»

Nachfolger von Bernhard Pulver wird Adrian Schmitter. Der heutige CEO des Kantonsspitals Baden AG soll am 7. November von einer ausserordentlichen Generalversammlung gewählt werden.

«Adrian Schmitter kennt das Umfeld, hat ein grosses Netzwerk und bringt viel mit, auch auf der Ebene der Firmenkultur und der Weiterentwicklung von neuen Technologien», so der Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg.

Der 66-jährige Schmitter sagt über sich: «Ich will etwas machen und bewegen und kann gut Strategien entwickeln und umsetzen.» Bis zur Wahl im November ist er von jetzt an normales Mitglied des Verwaltungsrats der Inselgruppe.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 15.5.2025, 6:30 Uhr ; 

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