- Der Chef der Berner Inselgruppe, Uwe Jocham, muss gehen, das gibt der Verwaltungsrat der Inselgruppe bekannt. Auch der medizinische Direktor Urs Mosimann wird entlassen.
- Für die nächste Etappe brauche es eine Unternehmensspitze, die die Mitarbeitenden und das Kader hinter sich zu vereinen und zu motivieren verstehe, so der Verwaltungsrat.
- Anfang 2018 ist Uwe Jocham zur Inselgruppe gekommen. Schon zu Beginn gab es Nebengeräusche.
- Bisher hat sich Jocham selbst dazu noch nicht geäussert.
Ob Lohn, Führungskultur oder Machtgehabe: In seiner Zeit bei der Berner Inselgruppe wurde Uwe E. Jocham immer wieder kritisiert. Schon kurz nach seinem Antritt setzte der ausgebildete Apotheker den Rotstift an. 2019 verkündete er ein Sparprogramm, es kam auch zu Entlassungen. Gleichzeitig bezog Jocham mehr Lohn. 671'000 Franken erhält er seither jährlich. Sein Vorgänger erhielt 500'000 Franken.
Eine ungewöhnliche Machtkumulation gab 2018 zu reden: Uwe E. Jocham war bei der Inselgruppe Verwaltungsratspräsident und gleichzeitig CEO.
Erst wurde er 2017 von der Kantonsregierung zum Verwaltungsratspräsidenten der Insel Gruppe AG gewählt und wurde Interimsvorsitzender der Geschäftsleitung, nachdem sein Vorgänger das Unternehmen verlassen hatte.
Jocham liess verlauten, dass er das Präsidium aufgeben würde, sobald jemand neues gefunden würde. Im Verwaltungsrat wollte Jocham jedoch bleiben. Das sorgte für Stirnrunzeln in der Politik.
Politik kritisiert Chef
Das Kantonsparlament überwies daraufhin einen Vorstoss, wonach ein Verwaltungsrat nicht gleichzeitig in der Geschäftsleitung eines Unternehmens sitzen darf.
Für Irritationen sorgte auch, dass für die Wahl des CEO kein richtiges Auswahlverfahren stattfand. «Der Verwaltungsrat verzichtet auf ein Auswahlverfahren und spricht Jocham sein Vertrauen aus», hiess es damals in einer Mitteilung.
Schon 2022 forderte der damalige SVP-Grossrat Thomas Knutti den Regierungsrat auf, die Inselführung zu überprüfen. Damals gab es Mobbingvorwürfe – und die Kritik nahm nicht ab.
Spitäler werden geschlossen
2023 war ein schwieriges Jahr für das Berner Universitätsspital. Die Inselgruppe schloss mit Münsingen und Tiefenau zwei Spitäler, zudem schrieb sie tiefrote Zahlen. Im Spätsommer wurde das neue Hauptgebäude in Bern bezogen.
Die Kritik riss nicht ab: Anfang 2024 übte die Geschäftsprüfungskommission des Kantonsparlaments (GPK) heftige Kritik an der Kommunikations- und Betriebskultur des Berner Inselspitals.
Seit März neue Vorwürfe
Auch danach nahm die Kritik weiter zu: SRF berichtet seit März verschiedentlich über diverse neue Vorwürfe. So ist von einer Mobbingkultur beim Spital die Rede, von missbrauchten Forschungsgeldern. Es gab Kritik aus der Ärzteschaft und der Pflege.
Bei seiner Ernennung zum Verwaltungsratspräsidenten Ende 2017 durch den Regierungsrat, war Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg voll des Lobes. «Mit Uwe Jocham beginnt für die Inselgruppe eine neue Ära. Der Regierungsrat erwartet eine Stärkung der Gruppe als grösster Leistungserbringer im Gesundheitswesen und einen Ausbau der Kooperationen mit Partnern auf allen Ebenen.»
Tatsächlich hatte damals eine neue Ära begonnen: Eine, welche durch viel Kritik, finanzielle Schwierigkeiten und happige Vorwürfe geprägt war.