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Berner Spitäler Vertrauliches Papier: Inselspital könnte mehr Macht bekommen

Ein Gremium arbeitet hinter den Kulissen an einer neuen Berner Spitallandschaft und sorgt damit für Aufregung.

Die Berner Spitallandschaft ist im Umbruch. Die Insel-Gruppe schliesst zwei Standorte; die beiden grossen Psychiatrien des Kantons wollen fusionieren. Nun planen die Direktionen der öffentlichen Spitäler und der Insel-Gruppe hinter den Kulissen weitere Umwälzungen. Von Fusionen ist die Rede, mehr Koordination und davon, dass das Inselspital mehr Macht bekommen könnte.

Konkret geht es um ein vertrauliches Papier, das nun publik wurde. Darin wird ein «Zielbild» skizziert, wie die Berner Spitallandschaft bereits ab 2025 aussehen könnte – und sorgt mit einigen Punkten für Diskussionsstoff.

Kanton soll Anteile an Insel-Gruppe verkaufen

So sieht das «Zielbild» beispielsweise vor, dass die Insel-Gruppe gestärkt wird. Sie könnte eine «signifikante finanzielle Minderheitsbeteiligung» an den regionalen Spitalzentren bekommen. Der Kanton Bern, dem die Regionalspitäler gehören, soll den Kaufpreis der Spitalaktien «adäquat» ansetzen. Die Insel-Gruppe nimmt auf Anfrage von SRF keine Stellung und verweist auf den Verband «diespitäler.be».

Wir machen einfach unsere Hausaufgaben.
Autor: Kathrin Zumstein Präsidentin «diespitäler.be»

«Es ist ein Arbeitspapier, das zu Diskussionen anregen soll. Mehr nicht», sagt Kathrin Zumstein, Präsidentin des Berner Spitalverbandes «diespitäler.be». «Es ist unglücklich, ist es nun publik geworden.» Es gehe darum, die Forderungen aus der Politik umzusetzen. Diese hat schon vor Monaten einen Bericht verabschiedet, der vorsieht, die Berner Spitallandschaft zu verschlanken, und eine engere Zusammenarbeit der Regionalspitäler verlangt.

Verwaltungsräte waren nicht informiert

Brisant: Die Spitaldirektionen haben das «Zielbild» ohne konkreten Auftrag ihrer Verwaltungsräte ausgearbeitet. Das bestätigt Bernhard Antener. Er ist Verwaltungsratspräsident des Regionalspitals Emmental. «Wir haben keinen Auftrag erteilt, und ich gehe davon aus, dass es bei den anderen Spitälern nicht anders war.»

Kathrin Zumstein vom Berner Spitalverband sagt dazu: «Wir haben einen Auftrag vom Kantonsparlament. Entscheiden werden dann aber die Verwaltungsräte der jeweiligen Spitäler.»

Es braucht wieder mehr gesunder Menschenverstand und weniger Beratungsbüros
Autor: Bernhard Antener Verwaltungsratspräsiden Regionalspital Emmental

Zum Inhalt des Papiers kann sich Bernhard Antener vom Regionalspital Emmental nicht äussern. Nur so viel: Es sei nicht nötig, die gesamt Spitallandschaft im nächsten halben Jahr völlig umzupflügen. «Es braucht wieder mehr gesunden Menschenverstand und weniger Beratungsbüros.»

Parlament und Volk sollen nicht gefragt werden

Weiterer Kritikpunkt: Im Arbeitspapier ist nicht vorgesehen, die Pläne vom Berner Parlament oder Stimmvolk absegnen zu lassen. «Alle Entscheidungen werden durch die involvierten Verwaltungsräte sowie wie durch den Regierungsrat getroffen», heisst es im Papier.

«Ich bin irritiert», sagt der Berner Gesundheitspolitiker Peter Gerber. Der Mitte-Grossrat betont: Die Gesundheitsversorgung sei Aufgabe des Kantons. «Selbstverständlich sollen Synergien besser genutzt werden. Aber dass etwas im stillen Kämmerlein ausgearbeitet wird, ohne die Politik einzubeziehen, das befremdet mich sehr.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 26.04.2023, 17:30 Uhr ; 

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