Jüngst haben in Emmen 3228 Kinder erstmals den Thek geschultert oder sind nach den Sommerferien wieder ins Klassenzimmer zurückgekehrt. Bis ins Jahr 2031 werden es über 600 zusätzlich sein.
Die Luzerner Agglomerationsgemeinde steht mit dieser Entwicklung nicht alleine da: Schweizweit dürfte in den nächsten zehn Jahren die Zahl der Schülerinnen und Schüler steigen – und dies auf allen Stufen der Volksschule. Dies zeigen die am Freitag veröffentlichten Szenarien für das Bildungssystem des Bundesamts für Statistik.
Prozentual betrachtet rechnet das BFS im mittleren Szenario mit folgenden Werten:
- + 8.2 Prozent auf der 1. und 2. Primarstufe
- + 8.4 Prozent auf der 3. bis 8. Primarstufe
- + 11.4 Prozent auf der Sekundarstufe I
Die Zunahme führt das BFS hauptsächlich auf die seit 2004 steigende Geburtenzahl zurück. Nicht berücksichtigt seien die 2022 aufgenommenen ukrainischen Flüchtlinge – unter anderem lasse deren Aufenthaltsdauer noch keine zuverlässigen Zahlen zur künftigen Entwicklung zu.
Bundesamt für Statistik
Raumbedarf von Schulen hat sich stark verändert
Die steigenden Schülerzahlen sorgen hier und dort für Platzmangel – auch in Emmen. Die Gemeinde mit knapp 32'000 Einwohnerinnen und Einwohnern hat einen regelrechten Investitionsstau zu bewältigen.
Dieser habe mehrere Ursachen, sagt Bruno Odermatt, Leiter Departement Immobilien und Sport. Zum einen habe das Bevölkerungswachstum die Zahl der Lernenden angekurbelt. Zum anderen würden viele Schulanlagen aus den 1970er-Jahren stammen und seien sanierungsbedürftig. Und nicht zuletzt würden die Schulen vielerorts aufgrund des veränderten Raumbedarfs aus allen Nähten platzen.
Ein Schüler braucht heute viel mehr Raum als früher.
Nebst Klassenzimmern und Sporthallen seien nun auch Gruppenräume und Lokalitäten für die Tagesstrukturen nötig, sagt Odermatt. «Ein Schüler braucht heute viel mehr Raum als früher.»
Genaue Prognosen sind eine Knacknuss
Die Veränderungen des Schulalltags seien für die Kommunen eine Herausforderung, pflichtet Sibylle Boos-Braun bei. Sie präsidiert den Verband der Luzerner Gemeinden. Hinzu komme: Mangelnder Schulraum sei ein Problem, das sich nicht von heute auf morgen beheben lasse. Der Prozess von der Planung über die Bewilligung bis hin zur Umsetzung dauere. «Man muss sehr gut antizipieren können, wann man welchen Schulraum braucht.»
![Ein Kind streckt in einem Schulzimmer auf.](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/21520f.jpg)
Um ein möglichst genaues Bild zu erhalten, nehme man sich alle Zahlen zu Hilfe, die vorlägen – statistische Angaben, aber auch Geburtenraten und Schulentwicklungsprojekte, die den Raumbedarf beeinflussen können. Trotzdem: «Solche Prognosen sind häufig eine Blackbox.»
Man muss sehr gut antizipieren können, wann man welchen Schulraum braucht.
Steigende Lernendenzahlen seien daher ein zweischneidiges Schwert. Zum einen widerspiegelten sie, dass eine Gemeinde für Familien lebenswert sei. Zum anderen ziehe neuer Schulraum hohe Ausgaben nach sich. «In den letzten Jahren haben die Gemeinden sehr viel investiert. Und das wird auch weiterhin nötig sein.»
Mit einem Masterplan den Investitionsstau bekämpfen
Zurück nach Emmen: Den explodierenden Lernendenzahlen will man hier mit einer Masterplanung begegnen, welche die Entwicklung bis ins Jahr 2040 abdeckt. Schritt für Schritt will die Gemeinde ihre Anlagen ausbauen und auf Vordermann bringen. Als Erstes an der Reihe: das 1967 erbaute Schulhaus Hübeli.
![Visualisierung des geplanten neuen Schulareals von Emmen.](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/e7603c.jpg)
Sagt das Stimmvolk im März ja, soll die Anlage bis im Sommer 2026 für 28.5 Millionen Franken saniert und erweitert werden.