Das Zürcher Sechseläuten ist eine fast reine Männersache. Frauen sind hier nur als Ehrengäste oder als Blumenmädchen zugelassen. Und selbst der Böögg ist männlich.
Die Zeiten ändern sich und wir wollen mit der Zeit gehen.
Die Zunft zur Meisen als grösste Zürcher Zunft will dies nun ändern, ganz im Zeichen der Zeit, wie Zunftmeister Gustav von Schulthess sagt: «Die Zeiten ändern sich und wir wollen mit der Zeit gehen.» Die Frauen seien überall auf dem Vormarsch. Deshalb wolle auch seine Zunft in diese Richtung gehen, so von Schulthess. «Die Gleichberechtigung ist überall angesagt.»
76 Prozent Zustimmung
Ab dem nächsten Sechseläuten dürfen Töchter der Meisen-Zünfter und andere Frauen als ständige Gäste beim Umzug und auch bei allen anderen Anlässen dabei sein. Am Freitag haben 76 Prozent der Zunft-Mitglieder dieser Änderung in einer brieflichen Abstimmung zugestimmt. Gültig sein soll sie zunächst für eine Probezeit von bis zu 5 Jahren.
Doch Frauen in den Zürcher Zünfte bleiben die Ausnahme – und die Gleichstellung ein sensibles Thema. Seit ein paar Jahren darf die Gesellschaft zu Fraumünster als erste Frauenzunft beim Sechseläuten als eine Art Dauergast mitlaufen.
Frauen am Sechseleuten früher unerwünscht
Was mittlerweile akzeptiert ist, war früher ein Reizthema. Die Beteiligung von Frauen wurde von Männern vor 30 Jahren noch deutlich abgelehnt. Frauen sollten den Männern wenigstens den Sechseleutenumzug lassen, meinte ein Mann im Interview mit SRF im Jahr 1992. Ein anderer sagte, er lasse sich gerne Blumen geben, aber eine Frauenzunft, die mitlaufe, sehe er nicht.
Wir werden dann, wenn es Zeit ist, das tun, was wir für richtig halten.
Auch heute noch zurückhaltend bei der Frauenfrage reagiert die Gesellschaft zur Constaffel, eine der prominentesten in Zürich. Constaffelherr Jürg Stüssi-Lauterburg betont, dass jede Zunft ihre eigenen Regeln habe. «Wir werden dann, wenn es Zeit ist, das tun, was wir für richtig halten. Und erst dann und nur das, was wir für richtig halten.» Diskussionen seien eine interne Angelegenheit der Constaffel.
Ähnlich klingt es bei der einzigen Frauenzunft, der Gesellschaft zu Fraumünster. «Die Zeit muss reif sein», sagt Margrit Huser, hohe Fraumünster-Frau. «Überstürzen darf man das nicht, das hat kurze Beine.» Die hohe Zustimmung bei der Meisen-Zunft sei beachtlich. Andere Zünfte würden sich nun vielleicht auch Gedanken machen, so Huser. «Aber jede Zunft ist für sich selbständig.»
Überstürzen will auch die Meisen-Zunft nichts. Zuerst gibt es nämlich eine Probezeit. Bis Frauen auch Zünfterinnen werden und den Männern in der Zunft tatsächlich gleichgestellt sein könnten, dürfte es noch einige Jahre dauern.