Die BKW stellte heute sechs neue alpine Solarprojekte vor. Zwei davon befinden sich in der Region Meiringen, an den Berghängen des Tschingel. Zwei sind rund um Grindelwald projektiert, am Gemschberg und am Oberjoch. Eines soll in Adelboden entstehen und eines in Saint-Imier im Berner Jura.
Die Kraftwerke sollen dereinst rund 21'000 Vierpersonenhaushalte mit Strom versorgen und werden rund 100 Gigawattstunden Strom pro Jahr produzieren. Rund die Hälfte davon, etwa 45 Gigawattstunden, entfällt auf das Winterhalbjahr.
So sollen die fünf Solarkraftwerke in den Alpen aussehen
Dass an allen sechs Standorten einmal Strom produziert wird, ist noch nicht in Stein gemeisselt. BKW-Geschäftsführer Robert Itschner sagt dazu: «Es gibt externe Rahmenbedingungen, die wir nicht beeinflussen können. Dazu gehören die Akzeptanz der Projekte in den Gemeinden sowie die Dauer der Bewilligungsverfahren für Netzverstärkungen.»
Alpine Solaranlage im Jura?
Von den sechs vorgestellten alpinen Solaranlagen befinden sich nur fünf in den Alpen. Die Bezeichnung «alpin» ist nämlich nicht unbedingt an einen geografischen Standort gebunden, sondern an den spezifischen Winterertrag. Produziert ein Kraftwerk mehr als 500 Kilowattstunden Energie, kann es als «alpin» bezeichnet werden.
Die geplante Anlage auf dem Mont Soleil erfüllt mit ihrem Winterertrag von 545 Kilowattstunden diese Kriterien. Das ist entscheidend, weil sie mit dem Prädikat «alpin» ebenfalls von den erleichterten Verfahren profitieren kann, die der Bund im Rahmen des «Solarexpress» in Aussicht gestellt hat. Doch machen Solarparks auf dem Jura überhaupt Sinn?
Es spricht eigentlich sehr viel für Solaranlagen im Jura.
Ein Standort müsse gut erschlossen sein, nicht nur für den Verkehr, sondern auch für das Stromnetz. Das treffe für den Standort am Mont Soleil zu: «Es gibt eine Strasse da hoch und auch der Netzanschluss ist gut», so Robert Itschner.
Weiter kenne man den Standort bei der BKW gut. Bereits seit über 30 Jahren steht auf dem Mont Soleil eine Photovoltaik-Anlage: «Wir haben dort den Teststand und kennen die Lage bestens. Eigentlich spricht sehr viel für diesen Standort.»
Im Grossen und Ganzen scheint das Potenzial also vorhanden zu sein. Trotzdem gebe es auch Punkte, die gegen die Solaranlagen auf den Jurahöhen sprechen, sagt der BKW-Geschäftsführer und macht ein Beispiel: «Solaranlagen brauchen grosse Flächen. Die sind im Jura oft bewaldet.»
Überholt das Jura-Projekt die alpinen?
Windräder beeinträchtigt der Wald nicht. Und die gibt es seit einigen Jahren am Mont Soleil. Mit dem Solarpark entwickelt sich der Standort zunehmend zum Energiecluster, das sei gut: «Wir können so bereits bestehende Infrastruktur nutzen, um die Photovoltaikanlage anzuschliessen.»
Das klingt auf den ersten Blick sinnvoll, in der Bevölkerung rund um den Mont Soleil hat es aber – gerade mit Blick auf die Windanlagen – immer wieder Unmut gegeben. Wird die Bevölkerung den Solarpark, der nun dazukommen soll, akzeptieren?
Robert Itschner ist zuversichtlich: «Der Stadtrat von Saint-Imier hat dem Projekt mit grosser Mehrheit zugestimmt. Aktuell läuft die Referendumsfrist. Die lokale Bevölkerung hat also die Möglichkeit, sich zu der Sache zu äussern.»
Gibt es kein Referendum, kann es gut sein, dass das Projekt auf der Jurahöhe schneller fertiggestellt wird als die Solarprojekte in den Alpen. Für die BKW wäre das ein gutes Signal, dass Solarprojekte auch im Jura möglich sind.