Der Mont Soleil, der Sonnenberg, ist ein Gebirgszug im Berner Jura. Dort ist der Name Programm: Auf 1200 Metern über Meer wird das Sonnenlicht in Strom umgewandelt – seit 1992 steht dort eine grosse Solaranlage. Die Anlage diente und dient primär der Forschung.
Entsprechend umfangreich ist das Datenmaterial, das die BKW besitzt. Der Berner Energiekonzern betreibt die Anlage. «Sie liefert seit über 30 Jahren zuverlässig grünen Strom. Davon auch einen beträchtlichen Anteil im Winterhalbjahr», sagt BKW-Mediensprecherin Marisa Fetzer.
Auch im Jura machen Solaranlagen Sinn.
Die Stromproduktion im Winterhalbjahr ist der entscheidende Punkt. Sie ist deshalb so wichtig, weil die Schweiz in dieser Zeit selber zu wenig Strom produziert und ihn aus dem Ausland importieren muss. Die Solaroffensive soll die Schweiz nun im Winter unabhängiger von den Nachbarländern machen.
Dass sich der Jura ebenfalls für die Solaroffensive eignet, bestätigt Jürg Rohrer, Professor für erneuerbare Energien an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften: «Auch im Jura machen Solaranlagen Sinn.»
Rohrer und sein Team haben in den letzten Jahren viel zu Solaranlagen an unterschiedlichen Standorten geforscht. Ihre Messungen bilden unter anderem auch die technischen Grundlagen für die Solaroffensive.
Fokus auf alpine Gebiete
Trotz der an sich guten Eignung des Juras fokussieren mögliche Investoren derzeit ausschliesslich auf die Alpen – und dort auf hoch gelegene Standorte zwischen 2000 und 3000 Metern über Meer. Für Rohrer ist das nachvollziehbar: «Je höher man sich befindet, umso grösser ist auch die Sonneneinstrahlung.»
Zudem reflektiert dort der Schnee mehr Sonnenlicht, das während einer längeren Zeit in zusätzlichen Strom umgewandelt werden kann. Gleichzeitig ist der Schnee in der jetzigen Situation auch ein Hindernis: In der Höhe liegt er immer noch, währenddessen der Jura längst schneefrei ist: «Man hat mehr Monate pro Jahr Zeit, um zu bauen, als in den Hochalpen», erklärt Rohrer.
Das grössere Zeitfenster für den Bau einer Anlage ist ein entscheidender Faktor: Bereits in zwei Jahren – 2025 – muss ein Teil einer Solaranlage Strom produzieren. Ansonsten wird sich der Bund nicht an den Investitionskosten beteiligen. Dazu kommt, dass es in den Alpen aufwändiger ist, tausende Solarpanels und die entsprechenden Unterkonstruktionen in abgelegene Gebiete zu bringen.
Jura als «ernsthafte Option»
Anders beim Jura, wo viele Gebiete mit dem Lastwagen erreicht werden können. Die Energiefirmen und mögliche Investoren von solchen Solaranlagen müssen aktuell also zwischen vielen Aspekten abwägen. Das zeigt sich exemplarisch auch bei der BKW.
Einerseits müssten geografische Standortfaktoren beachtet werden, namentlich die Sonneneinstrahlung, führt Mediensprecherin Fetzer aus. «Andererseits müssen allfällig bestehende Netzinfrastrukturen, die wirtschaftlichen Gegebenheiten und auch zonenrechtliche Rahmenbedingungen geprüft werden.»
Die BKW hat inzwischen 13 Anschlussgesuche für grosse Solaranlagen gestellt. Um welche Standorte es sich handelt, gibt der Konzern aus Vertraulichkeitsgründen noch nicht bekannt. Auch andere Energieversorger und Investoren geben sich bedeckt, sagen aber hinter vorgehaltener Hand, dass der Jura für sie eine ernsthafte Option sei. Deshalb ist davon auszugehen, dass über kurz oder lang auch Solarprojekte im Jura präsentiert werden.