Die Sirene im Bereitschaftsraum erklingt, und sofort stürzen sich Feuerwehrleute in ihre Einsatzkleider und hechten in die Fahrzeuge. Doch draussen auf der Strasse bleiben sie im Stau hängen – Alltag für die Basler Berufsfeuerwehr.
Innert zehn Minuten soll sie am Einsatzort sein, doch das klappt immer häufiger nicht, vor allem in der Basler Landgemeinde Riehen.
«Das ist natürlich nicht befriedigend für uns», sagt Silvio Richner, seit 25 Jahren Feuerwehrmann. «Es ist schon mehr Verkehr – das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer bremst uns oft aus.» Dabei hat Basel eigens schmalere neue Elektrolöschfahrzeuge beschafft, damit es einfacher um enge Kurven geht.
Nicht nur Autoschlangen, Trams und Busse sind im Weg, sondern auch Massnahmen zur Verkehrsberuhigung wie Tempo 30, versetzte Parkplätze oder Kap-Haltestellen. Früher sei die Feuerwehr schneller gewesen, hält der stellvertretende Kommandant Gilbert Schneider fest, der seit 35 Jahren dabei ist.
Wir müssen uns dem Verkehr anpassen, weil der Verkehr sich nicht uns anpasst.
Wenn es brennt, dürften sie schon das Tempolimit überschreiten, aber auf Tempo-30-Abschnitten seien im Verkehr 60 km/h praktisch nicht möglich, sagt Roland Schielly, der seit 30 Jahren mitlöscht. «Wir müssen uns dem Verkehr anpassen, weil der Verkehr sich nicht uns anpasst.» Die Feuerwehrleute spürten einen grossen Druck, wenn sie unterwegs zu einem Brand seien, wo es um Menschenleben gehe, und dann im Stau stünden.
Für die Anwohnerschaft ist Tempo 30 ein Segen, aber die Feuerwehr könne wegen langsamer Fahrzeuge schlechter ausweichen. Schneider befürchtet, dass mit noch mehr Tempo 30 und mehr Velo- statt Autospuren die Feuerwehr künftig noch mehr ausgebremst wird.
Darum liebäugelt die Basler Feuerwehr mit einem System, das sich in Bern schon bewährt: grüne Welle vom Stützpunkt in die Quartiere, also freigeschaltete Verkehrsampeln. Schneider wünscht sich dies für Basler Hauptachsen, auf denen die Feuerwehr jeweils ausrückt. Heute kann sie nur gerade vor ihrer Haustüre Ampeln auf Rot stellen, um ungehindert ausrücken zu können.
Bern ist mit dieser Feuerwehr-Priorisierung im Verkehr anderen Städten voraus. Zwar können die Feuerwehrleute auch in der Stadt Zürich mittels eines Knopfs Ampeln bei der Wegfahrt von der Wache auf grün schalten, jedoch nicht auf der ganzen Rettungsfahrt.
Das System wird aktuell in einem Versuch ausgeweitet. Zürich testet dabei eine Anwendung, die die Fahrzeuge lokalisiert und ihren Weg zum Einsatzort freischaltet. Im Notfall dürfen die Blaulichtorganisationen – wie landesweit üblich – Rotlichter überfahren und das Tempolimit überschreiten, wenn sie dabei niemanden gefährden.
Aarau prüft Grün-Knopf in Einsatzwagen
In Aarau wird derzeit eine Priorisierung geprüft, die an die Fahrzeuge gebunden ist: Konkret sollen künftig Lenkerinnen und Lenker der Feuerwehrfahrzeuge in der Lage sein, «bei der Anfahrt die Ampelsteuerung bei den stationären und den mobilen Lichtsignalanlagen auf Grün zu schalten, sollte dies bei einer dringenden Dienstfahrt notwendig sein», wie es in der Stadt Aarau auf Anfrage heisst.
Diese Priorisierung hielte Daniel Ringier, Leiter der städtischen Abteilung Sicherheit, nicht nur für Aarau, sondern für den ganzen Kanton Aargau richtig. Und sie solle neben der Feuerwehr auch für die Stadtpolizei Aarau möglich sein.
Nicht nur auf dem Weg zum Brandort hat es die Feuerwehr eilig, sondern auch auf dem Rückweg zum Stützpunkt. Denn dort muss ja das Fahrzeug rasch wieder bereitgestellt werden für den nächsten Einsatz. Die Basler Feuerwehr testet derzeit, ob sie dazu auf markierten Busspuren schneller und sicher durchkommt.