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Genaue Gewitterprognosen sind sehr schwierig zu machen
Aus SRF 4 News aktuell vom 23.06.2023. Bild: Konrad Gnädinger
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Blitz, Donner & Regen Gewitter und Starkregen – aber kaum grössere Schäden

Sturmböen, Hagelschlag und grosse Regenmengen: Für gestern Nachmittag und die Nacht auf heute waren ausserordentlich schwere Gewitter angekündigt worden. Wie die Bilanz aussieht und wieso es so schwierig ist, bei Gewittern genaue Prognosen zu machen, weiss Jan Eitel von SRF Meteo.

Jan Eitel

Jan Eitel

Meteorologe

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Jan Eitel hat an der Universität Basel Geografie mit der Spezialisierung Meteorologie studiert. Seit 2006 arbeitet er bei SRF Meteo.

Wie ist die Bilanz der jüngsten Gewitter?

Die Initialzündung für die Gewitter kam am frühen Donnerstagabend von einer aus Westen aufziehenden Kaltfront, die in mehreren Linien die Schweiz überquerte. Die Folgen: In der ganzen Schweiz wurden seit Donnerstagmittag bis Freitagmorgen knapp 20'000 Blitze registriert und örtlich kam es zu intensiven Niederschlägen und in Gewitternähe zu Sturmwinden. Vereinzelt fiel auch Hagel. Vor allem in der Westschweiz wurden teils Orkanböen von über 118 km/h gemessen. So kam es etwa im Waadtland wegen umgestürzter Bäume zu Verkehrsbehinderungen.

Warum sind Gewitter so schwierig zu prognostizieren?

Man kann sich das vorstellen wie in einem Kochtopf: Das Wasser erhitzt sich, aber niemand weiss, wo dann schliesslich die Luftblasen aufsteigen werden, wenn es kocht. Ähnlich ist es in der Atmosphäre bei Gewittern: Da weiss man zwar, dass sie sich zuerst über dem Relief – also über dem Jura und über den Voralpen – bilden. Diese Bodenregionen wirken quasi als Kochplatte. Man weiss weiter, dass der Wind auf circa 3000 Metern die Gewitter steuert. Aber kleine Faktoren – wie ein unberechenbarer Wind aus einem Seitental – können das Ganze beschleunigen oder auch vernichten.

Weshalb wurde Deutschland heftiger von den gestrigen Gewittern getroffen?

Über der Schweiz war auch Saharastaub mit im Spiel. Dieser verband sich mit Schleierwolken, womit die Sonneneinstrahlung und damit die Energieaufnahme in der unteren Atmosphäre etwas gedämpft wurde. In Deutschland konnte sich das Land ohne Saharastaub viel stärker aufheizen, es war also viel mehr Energie vorhanden für die Gewitter. Ausserdem zog das Gewitter auslösende Tiefdruckgebiet von Südwest nach Ost nördlich der Schweiz durch und tobte sich über Deutschland aus. Deshalb waren die Gewitter und Unwetter dort stärker.

Mehrere deutsche Bahnstrecken unterbrochen

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In manchen Gebieten Deutschlands bleibt der Zugverkehr infolge der Unwetter auch heute Freitag beeinträchtigt. Betroffen ist etwa die Strecke zwischen Hamburg und Berlin: Sämtliche Züge werden über Stendal (Sachsen-Anhalt) umgeleitet, was längere Reisezeiten zur Folge hat.

Auch in der Region Kassel sowie im Bundesland Nordrhein-Westfalen sind mehrere Zugstrecken unterbrochen. Dort fallen Züge aus oder sie werden umgeleitet. Aktuelle Informationen über Zugausfälle finden Reisende beim Online-Fahrplan der Deutschen Bahn.

In vielen Teilen Deutschlands kam es während der Nacht aufgrund von Unwetterschäden zu Verspätungen und Zugausfällen. Für gestrandete Fahrgäste hatte die Deutsche Bahn am Donnerstagabend in mehreren deutschen Städten Züge zum Übernachten zur Verfügung gestellt.

Was hat der Klimawandel mit den heftigen Gewittern zu tun?

Generell werden Unwetter und Gewitter umso kräftiger, je mehr Energie in der Atmosphäre ist. Und wenn die Temperaturen steigen und damit auch mehr Wasserdampf in der Atmosphäre gelöst werden kann, ist das Potenzial für schwere Unwetter grösser, als wenn weniger Energie da ist. Aber man kann nicht sagen, dass die gestrigen Gewitter direkt auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Heftige und schwere Gewitter mit Unwetterpotenzial hat es im Sommer bei uns schon immer gegeben.

SRF 4 News, 23.6.2023, 07:40 Uhr;

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