Die 20-jährige Jelena Knoll legte einen Blitzstart hin: Vor gerade mal einem Jahr hat sie mit dem Bodybuilding angefangen und bereits jetzt blickt sie auf mehrere Siege zurück. Sie schaffte den Durchbruch in der Kategorie Bikini, in der trainierte und fitte Frauen gefragt sind und weniger muskulöse Frauen als andere Kategorieren. Knoll feierte Siege an internationalen Cups in der Schweiz und Luxemburg und sicherte in dieser Kategorie an der Schweizermeisterschaft sich den Gesamtsieg.
«Ich bin mega stolz», sagt Jelena Knoll. Die frühen Erfolge hätten ihr Selbstbewusstsein für künftige Wettkämpfe gegeben. Nach einer zweimonatigen Pause macht sie sich nun wieder fit für die nächsten Wettkämpfe im Herbst. «Aktuell trainiere ich nur viermal die Woche», so Knoll, später würden es sechs- bis siebenmal sein. Hinzu kämen noch vier bis fünf Ausdauer-Einheiten.
Strikter Trainings- und Essensplan
Doch: Um Wettkampf-Form zu erreichen, braucht es nicht nur beim harten und meist täglichen Training viel Disziplin. Es gilt auch einen strikten Essplan einzuhalten: 1100 Kalorien pro Tag hat Knoll gegen Ende der letzten Wettkampf-Saison noch gegessen. «Das ist nicht viel. Haferflocken, Gemüse und Fisch.» Die anderen Kohlenhydrate wie Reis und auch den Zucker strich sie komplett.
Der Körper ist wie im Winterschlaf.
13 Kilogramm nahm sie dadurch ab. Das Ziel: möglichst kein Fett und Wasser mehr im Körper zu haben, um die Muskeln auch richtig zur Geltung zu bringen. Das hat jedoch seinen Preis: Der Körper schaltet auf Sparflamme.
«Alles wird langsamer, man spricht langsamer, geht langsamer duschen. Der Körper ist wie im Winterschlaf und läuft auf dem Minimum», sagt Knoll. Das habe auch Auswirkungen auf ihr Berufsleben gehabt. Jelena Knoll studiert Rechtswissenschaften an der Universität Bern und möchte Anwältin werden. Um sich das Studium und das Bodybuilding zu finanzieren, arbeitet sie neben an 50 Prozent – vor Corona in einer Bar und einem Schwimmbad, aktuell bei einem Detailhändler.
Am Schluss der Diät musste sie auf Abendschichten verzichten und führte mehr Arbeiten im Sitzen durch. «Eine solche Diät ist nicht das Gesündeste. Meine Mutter machte sich Sorgen, als sie mein Knochengesicht sah.» Aber, wer die ganze Nacht Computerspiele zockt oder jedes Wochenende Party macht, der lebe ja auch ungesund, meint Knoll.
Im Bodybuilding sieht man, dass die Leute etwas nehmen und sie stehen dazu.
Ein Physiotherapeut schaue bei ihr regelmässig, wie es ihr geht. Sie lasse ihr Blut kontrollieren und vor allem: «Ich habe mich für den naturalen Weg entschieden.» Das heisst, Jelena Knoll nimmt keine illegalen Substanzen wie Steroide ein. Bei den höheren Bodybuilding-Kategorien seien solche Substanzen völlig normal und das sehe man auch. Darum hätten auch viele Vorurteile gegenüber dem Bodybuilding. Zu Unrecht, findet Knoll. «Die Leute, die etwas nehmen, stehen auch dazu. Bei anderen Sportarten kann man das nicht behaupten.»
Sie selbst trete in den höchsten Kategorien deshalb nicht an. Ihren Körper wolle sie ohne Substanzen verwandeln. «Bodybuilding ist für mich Kunst, der Körper ein Kunstwerk.»
Vorurteile sind ihr egal
Das geläufige Bild der Bodybuilderin – Schminke, Bräunungsspray und Bikini –das gefalle ihr sehr. «Als ich den Bikini gekauft habe, bekam ich Tränen. Ich weiss nun wie sich eine Frau fühlt, wenn sie ihr Hochzeitskleid aussucht», sagt Knoll mit einem Leuchten in den Augen. «Das hat mir durch die Diät geholfen. Du denkst an diesen Moment und willst einfach am schönsten aussehen von allen.»